Chronik: Warum Eckernförde 1931 die Schule für Kirchenmusik verlor

Viele Jahrzehnte wurden in Eckernförde Lehrer ausgebildet – im sogenannten „Lehrerseminar“, das sich zuletzt im späteren Finanzamt hoch über der Stadt auf der Borbyer Seite befand. Doch in den 1920er- Jahren führten Änderungen bei der Lehrerausbildung zum Aus für diese Art von Bildungseinrichtungen. Von nun an war Abitur und ein akademisches Studium Voraussetzung, um den Lehrerberuf ausüben zu können. Für war es Volksschullehrer üblich, zusätzlich ein kirchliches Amt zu übernehmen: Bislang waren die künftigen Pädagogen in den Lehrerseminaren sehr konkret auf ihre späteren Aufgaben vorbereitet worden: Da es früher für einen Volksschullehrer üblich war, zusätzlich ein kirchliches Amt zu übernehmen, wurden die Absolventen auch zum Organisten und Kantor ausgebildet. Im Abschlusszeugnis gab es dann einen Vermerk, der darüber Aufschluss gab, ob die Leistungen es erlaubten, den künftigen Volksschullehrer „für kleine Orgeln bzw. Landgemeinden“ oder aber „für große Orgeln bzw. Stadtgemeinden“ einzusetzen, wie ein Artikel im Jahrbuch der Heimatgemeinschaft Eckernförde verrät. Nach dem Aus der Lehrerausbildung war „Organistenschule“ in Eckernförde geplant: Doch wie sollten, nach dem Aus für die Lehrerseminare, künftig Kirchenmusiker ausgebildet werden? Diese Frage beschäftigte die Verantwortlichen vor der Schließung der Seminare. Die Schleswig-Holsteinische Landeskirche schritt 1923 zur Tat und begann mit den Planungen für die Einrichtung einer „Organistenschule“. Als Standort wurde Eckernförde gewählt, was nicht zuletzt den Bemühungen des früheren Seminarmusiklehrers Arthur Dittmann zu verdanken war. Zuerst sollte die Schule in die Baugewerkschule einziehen, dann bot die Provinzialregierung der Landeskirche aber Räume im ehemaligen Seminargebäude zur Miete an, zusammen mit dem dort vorhandenen Instrumentenbestand. Umfassende Ausbildung inklusive Musikdidaktik, Chorleitung und Orgelbau: So konnte im Oktober 1924 die „Landeskirchliche Schule für Kirchenmusik“ unter ihrem neuen Direktor Dittmann den Betrieb aufnehmen. Die Schülerinnen und Schüler, die pro Jahr ein Schulgeld von 100 Reichsmark sowie die Stromkosten für die Orgel-Übungszeiten zu zahlen hatten, erhielten eine umfassende Ausbildung inklusive Musikdidaktik, Chorleitung und Orgelbau. Lesen Sie auch: Chronik Eckernförde - Mit der Kleinbahn raus ins Grüne Nach einem Jahr waren die Absolventen als Kirchenmusiker „für Landgemeinden“ qualifiziert, nach einem weiteren Jahr auch „für Stadtgemeinden“. Die zweijährige Ausbildung erlaubte zudem einen Wechsel an das Institut für Kirchenmusik am Leipziger Konservatorium und beinhaltete – bei guten Noten – auch die Zulassung als Privatmusiklehrer. Die Schule hatte aber bald ein ernstes Problem: Die Schule verzeichnete einen guten Zulauf, hatte aber bald – neben Raumsorgen – ein ernstes Problem: Die Absolventen fanden keine Anstellung in einer Kirchengemeinde. Die Kirchenvorstände entschieden sich sehr oft noch für die Anstellung eines Volksschullehrers. So entschied die Landeskirche im Dezember 1930 den Schulbetrieb in Eckernförde zum 31. März 1932 einzustellen. Die Schule schloss dann bereits ein Jahr früher, da die Provinzial-Schulverwaltung die vermieteten Instrumente zurückforderte, um sie der Pädagogischen Akademie in Kiel zur Verfügung stellen zu können.