Corona-Hotspot Eckernförde: Darum greift die 15-Kilometer-Regel nicht

"Ich beobachte die Entwicklung sehr genau, denn die nackten Zahlen können wirklich beunruhigen, wenn man sie nicht einordnet", sagte Eckernfördes Bürgermeister Jörg Sibbel am Dienstagvormittag zu KN-online. "Aber das Hauptinfektionsgeschehen ist tatsächlich gut zuzuordnen. Es ist auf wenige große Familienverbände begrenzt und unter guter Beobachtung. Die Infektionen sind nicht übers Stadtgebiet verteilt." Sibbel fügte hinzu: "Wir fühlen uns in engem Kontakt mit dem Corona-Lagezentrum des Kreises über die Entwicklung gut aufgehoben in der kommunalen Familie." Doch was geschieht, falls Mitglieder der infizierten Großfamilien sich mit einer ansteckenderen Mutante des Corona-Virus infiziert haben sollten? Bürgermeister lobt Eckernförder für Einhaltung der Corona-Regeln: Sibbel: "Dafür gibt es keine Belege, obwohl die Ansteckung aller Mitglieder innerhalb dieser Familien auffällig ist. Solange der Kreis der Betroffenen so eingrenzbar ist, bin ich noch ruhig. Auch ich sehe momentan keinen Grund für Verschärfungen der Regeln ab einem Inzidenzwert über 200." Er selbst nehme in der Innenstadt und auf dem Weg zum Dienst wahr, dass die Eckernförder sich in der Stadt zum allergrößten Teil nicht nur korrekt an die geltenden Auflagen hielten. "Viele tragen auch Masken zu Zeiten, in denen es gar nicht vorgeschrieben ist." Hochgerechnet auf 100.000 Einwohner verzeichnet Eckernförde über 260 neue Fälle innerhalb einer Woche. Das Ostseebad hat aber nur 21.728 Einwohner. Also wird die Zahl der Neuinfizierten zur Berechnung des Indizenzwerts jeweils multipliziert. Inzidenz über 200: Die große Angst vor der Corona-Mutation in Eckernförde Telefon-Anmeldung zur Corona-Impfung ab Februar nur noch für Senioren Aktuelle Zahlen und Grafiken: So entwickelt sich das Coronavirus Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Keine Verbreitung der Corona-Infektionen übers Stadtgebiet Eckernförde: Von den am Dienstagmittag 66 Infizierten (64 am Montagabend) dürfte der größere Teil weiterhin "den drei, vier Familienverbänden zuzuordnen" sein, wie der Leiter des Lagezentrums in Rendsburg, Infektiologe Prof. Stephan Ott, am Montagnachmittag erklärt hatte. Einige Mitglieder der Familien hatten Silvester zusammen gefeiert. Ein weiterer Schwerpunkt ist eine Senioreneinrichtung des Diakoniewerks Kropp. Acht Bewohner und vier Mitarbeiter waren vor einer Woche positiv getestet worden. Zwei Bewohner liegen im Krankenhaus, sind aber offenbar nicht ausschließlich an Covid-19 erkrankt. Ott hatte am Montag bestätigt, das keine weiteren Infektionen hinzugekommen sind. Land Schleswig-Holstein prüft mögliche Verschärfung sehr kritisch: Aus diesen Gründen sehe man im Lagezentrum derzeit keine Veranlassung, Verschärfungen wie den eingeschränkten Bewegungsradius oder Ausgangssperren anzuschieben. Der Kreis kann solche Maßnahmen zwar verhängen, muss sie aber vorher mit dem Land abstimmen. Die Städte und Gemeinden im Kreis können nicht selbsttätig handeln. Die Möglichkeit drastischerer Einschränkungen für eine Region sieht das Land nach Otts Worten sehr kritisch und würde sie sehr eingehend prüfen. Ott kritisierte, dass bisher im Land nicht nachverfolgt werde, um welche Formen des Coronavirus es sich genau handelt. Er fordert mehr Laboruntersuchungen in Deutschland. "Abgesehen vom Erkennen einer möglicherweise ansteckenderen Mutante würde das auch die Nachverfolgbarkeit der Infektionsketten verbessern", sagte er.