Dänischenhagen verliert innerhalb eines Jahres gleich vier Geschäfte

Bunte Deko-Kugeln hängen im Raum, sorgen für spielerische Leichtigkeit. Elegante Kissen und Vasen sind auf einem Tisch drapiert. Besondere Becher, feines Geschirr, Schmuck und geschmackvolle Kleidungsstücke warten im „Frauenzimmer“ auf ihre Entdeckung. Man spürt das Händchen von Inhaberin Beate Danneel für schöne Dinge. Seit neun Jahren betreibt sie an der Dorfstraße in Dänischenhagen das „Frauenzimmer“. Doch nach dem 10. Oktober ist hier Schluss. Es reicht nicht, trotz langer Arbeitstage: „Das bedauern alle – mich eingeschlossen“, sagt die Kielerin. Das „Frauenzimmer“ habe ihr viel Freude gemacht. Aber es bringt nicht genug ein. Sie hat noch einen anderen Job, habe 50 bis 60 Stunden pro Woche gearbeitet. So soll es nicht weitergehen, hat die 60-Jährige beschlossen: „Alles hat seine Zeit.“ Die Baustelle in der Dorfstraße vor ein paar Jahren, der Internet-Handel, die fehlende Laufkundschaft in Dänischenhagen: Verschiedene Gründe haben dazu beigetragen, den über den Ort hinaus geschätzten Laden zu schließen. „Dabei hat das Geschäft Potenzial“, findet sie. Dänischenhagen - ein Schlafdorf? Allerdings mangelt es nach ihrem Eindruck vielen Einwohnern an einem Dorfverständnis: Viele wohnten hier nur, engagierten sich aber nicht im Dorf. Solche Orte gelten auch als "Schlafdörfer". Im Laden herrscht während des Gesprächs ein reges Kommen und Gehen. Eine treue Kundin sagt zur Schließung: „Ich finde es schrecklich.“ Aber das sei hier ja an allen Ecken so: „Man hat nicht den Eindruck, hier würde noch etwas Neues im Ort entstehen.“ Auch das Café Cupedia gibt es nicht mehr, bedauert die Kundin: Die Betreiberin zog vor etwa zwei Jahren nach Wulfshagen. Dort gibt es mehr Platz, auch für Veranstaltungen. Unterschiedliche Gründe für die Schließungen: Die Gründe für den Verlust der Geschäfte seien sehr unterschiedlich, betonen sowohl Mike Thiele, Vorsitzender des Handels- und Gewerbevereins (HGV) Dänischenhagen, als auch Bürgermeister Horst Mattig. So waren es beim Friseursalon im Supermarkt persönliche Gründe. Der Lieferservice war Pächter in der Scheune, die nun abgerissen wird. „Er hatte noch versucht, hier eine Alternative zu finden“, sagt der Bürgermeister. Natürlich sei „jeder Weggang bedauerlich“. Aber die Entwicklung sei so wie in vielen anderen Orten. HGV: Dienstleistung hat gute Chancen: Horst Mattig ist zuversichtlich, dass sich für die Räumlichkeiten des früheren Friseursalons im Supermarkt ein Nachmieter findet. Dänischenhagen mit etwa 4000 Einwohnern habe Potenzial. Gerade für Dienstleistungen – wie zum Beispiel das Friseurhandwerk – sieht auch Mike Thiele vom HGV weiter gute Chancen. Der HGV Dänischenhagen hat um die 40 Mitglieder. Schräg gegenüber von „Frauenzimmer“ bietet „Wie früher“ stilvollen Trödel, zudem unter dem Label „Küstenleder“ Selbstgenähtes wie besondere Lederpuschen. Dort bedauert man die Aufgabe von Beate Danneel – die Läden hätten sich gut ergänzt. „Aber wir halten durch“, sagt Sabine Hoffmann. Nachbar-Laden bedauert den Rückzug: Im Trödelladen, der zudem Möbel- und Teppichreinigung anbietet, kommt „gefühlt“ auch viel Kundschaft aus umliegenden Gemeinden. Das Gebäude gehört der Familie: Natürlich erleichtert es das Geschäft, wenn nicht noch eine Miete erwirtschaftet werden muss. Doch das Miteinander im Dorf leide – auch, weil weniger gefeiert wird. In der „Eiche“ ist seit einigen Jahren endgültig Schluss. „Das Dorfleben ist ganz schön eingesackt“, findet auch Andrea Stark. Sie betreibt ihr Friseurgeschäft in Sichtweite der Dorfstraße, übernahm die beiden Mitarbeiterinnen des geschlossenen Salons. Zudem möchte sie ihr Blumengeschäft wieder aufleben lassen. Die Entwicklung in Dänischenhagen bereitet ihr Sorgen: „Es gab ja einige kleine Läden, zum Beispiel Rosa Rostig.“ Auch sie selbst ändert gerade ihr Konzept, setzt künftig beim Möbel- und Dekoverkauf auf die Technik der Faßmalerei: Man brauche eben eine Nische – „etwas Spezielles“. Neuanfang im früheren "Fachwerk 13": Trotz mancher Schließung geht es auch mal neu weiter: Seit April ist Nina Rubin Mieterin der früheren Fachwerk-Räume: „Das wird später ,Alte Mühle’ heißen’“, sagt die Scharnhagenerin, die aus Altenholz stammt. Nina Rubin gehört die „Eventwerkstatt“. Die 42-Jährige organisiert seit zehn Jahren Hochzeiten und andere Feste, kümmert sich dabei auch um Dekoration und Floristik. Das einstige Fachwerk-Gebäude will sie in ihren Showroom verwandeln. Schon jetzt nutzt sie es für Besprechungen mit Paaren. Sie hofft, dass der Laden im Oktober hier läuft – gerne auch mit dem Verkauf von regionalem Handwerk. Mehr Nachrichten aus der Region Eckernförde lesen Sie hier.