Darum wollen nicht alle Studenten unbedingt in Kiel wohnen: Plädoyer für Gettorf

"Ich spiele in Gettorf Fußball und arbeite im Tierpark", sagt Selina Madsen. Die 24-Jährige studiert in Kiel an der Christian-Albrechts-Universität (CAU) Englisch und Religion auf Lehramt, ist für die Uni aber nie in die Stadt gezogen. "Es wäre Quatsch gewesen, immer zum Training herfahren zu müssen", sagt sie. Und auch den Job im Gettorfer Tierpark wollte sie behalten. Doch für immer zu Hause bleiben, das ist auch für die 24-Jährige nichts. "Jetzt wollte ich eigentlich ein Auslandsjahr in Bournemouth in England verbringen." Durch Corona ist der zumindest temporäre Auszug erst einmal ins Wasser gefallen. Selina hofft, dass sie nun stattdessen im kommenden Frühjahr mit dem Pädagogischen Austauschdienst noch auf die Insel kann. "Durch den Brexit ist allerdings auch das unsicher." Leben im Kieler Umland hat nicht nur Vorteile: So wohl sich Selina auch in Gettorf fühlt, "das gemeinsame Essen mit Freundinnen in der Mensa fehlt mir schon", sagt sie. Außerdem musste sie vor Corona bei Partys mit der Fachschaft immer auf die Uhr gucken, wann der letzte Zug fährt oder abklären, wo sie übernachten kann. Lesen Sie auch: Was Corona für junge Leute bedeutet Jetzt noch nach Kiel zu ziehen, lohne sich jedoch wegen der Virus-Pandemie jedoch nicht mehr. "Während ich früher fast jeden Tag in die Stadt gefahren bin, wird sich das auch jetzt zum Semester kaum ändern. Es soll fast alles digital sein", erzählt die 24-Jährige. Studieren in Kiel: Entscheidung zwischen Auto und Auszug: Ihrer Freundin Dana Günther geht es ähnlich: "Für mich war die Überlegung: Auto kaufen oder ausziehen." Beides wäre zu teuer gewesen. Als ihr der Großvater seinen Wagen zum "Familienpreis" anbietet, sei die Entscheidung klar gewesen. Seit vergangenem Oktober pendelt die 20-Jährige nun. Lesen Sie auch: Wie gut das digitale Studium funktioniert Bereut hat die Sozialpädagogikstudentin das nicht, "obwohl es manchmal ganz schön schwierig ist, an der CAU einen Parkplatz zu finden." Weil auch noch viele alte Schulfreunde in Gettorf wohnen und sie dort im Fitnessstudio jobbt, will sie erst einmal in der 7500-Einwohner-Gemeinde wohnen bleiben. "Aber ich kann mir schon vorstellen, noch mal in die Stadt zu ziehen", sagt sie. Das sei für spontane Treffen mit Kommilitonen schon schön. Semesterticket erleichtert Studenten das Leben im Umland: Ob das Wohnen im Umland bei Studenten allgemein beliebter werde, kann Johnny Schwausch vom Asta der Uni Kiel noch nicht sagen."Wir hören eher von Leuten, wenn sie zu ihren Eltern zurückziehen müssen, weil sie durch Corona ihren Nebenjob in der Stadt verloren haben." Auch wenn noch kein Trend absehbar sei, Digitalisierung und das im vergangenen Jahr eingeführte Semesterticket machten es jedoch einfacher, auch aus freien Stücken außerhalb wohnen zu bleiben. Mehr aus Eckernförde und Umgebung lesen Sie hier.