Die Kochendorferin Ute Dickhaut reproduziert antike Künstlerpuppen

Auf historische Puppen kam die Kochendorferin durch einen Aufenthalt in den USA. Dort belegte sie Kurse bei einer Puppenmacherin und erlernte in anderthalb Jahren auch das filigrane Handwerk des Porzellangusses. Dickhaut erwarb Gießformen, die ihr originalgetreue Reproduktionen ermöglichen. In die Formen wird flüssiges Biskuitporzellan gefüllt und nach wenigen Minuten wieder ausgegossen. Was zurückbleibt, ist eine dünne Schicht, die sich nach eine Trocknungsphase lösen lässt. Ein Puppenkopf ist geboren. Mit dem Bemalen beginnt der künstlerische Teil: Doch dies ist nur der erste Schritt. Grate und Überstände werden entfernt, dann erhält der Kopf bei 1200 Grad seinen ersten Brand. Bis dahin, so Dickhaut, sei die Puppenherstellung reines Handwerk. Mit dem Bemalen fange der künstlerische Teil an. Der Kopf erhält seine rosige Hautfarbe, rote Lippen, Augenbrauen und rote Bäckchen. Auch die Farbe muss noch einmal bei 750 Grad eingebrannt werden. Doch noch ist so ein Puppenkopf nicht fertig. Die Augen sind ein wichtige Hingucker. Dickhaut bezieht für ihre Künstlerpuppen mundgeblasene Glasaugen aus einer Manufaktur in Thüringen. Die Kleider hat sie selbst entworfen: Die Echthaar-Perücken für den Kopf bestellt sie in Frankreich. „Die haben die Schönsten“, sagt sie. Hände, Arme, Beine und Körper aus Porzellan vervollständigen eine Gliederpuppe, die jetzt noch etwas zum Anziehen braucht. Dickhaut entwirft und näht die Kleider nach historischen Vorlagen selbst. Dabei kommt ihr ein früheres Studium in Modedesign zugute. „Das fällt mir nicht schwer“, sagt sie. Doch das Auge des Betrachters bleibt fasziniert an Spitzenhäubchen, aufwändigen Jahrhundertwende-Kleidern mit Rüschen, Kragen und Schleifchen hängen. Jede Puppe wird so zum Unikat. Porzellanpuppen waren damals ein Massenprodukt: Die Puppenvorbilder stammen aus den Jahren 1875 bis 1920. Damals löste das Porzellan Puppen aus Holz oder Ton ab. Erstmals wurde so die Massenproduktion von Puppen möglich und erstmals konnten sie sich auch weniger Begüterte leisten. „Sie wurden zu Millionen hergestellt“, weiß Dickhaut. 1911 standen in Deutschland Puppen als Exportartikel an 13. Stelle. Dennoch hatten die fragilen Spielkinder einen Nachteil. Sie waren trotz des sorgsamen Umgangs sehr zerbrechlich. So haben bis heute nur wenige der antiken Künstlerpuppen überlebt. Dank leidenschaftlicher Puppenmacherinnen wie Ute Dickhaut führen sie als Reproduktionen ein zweites Leben. Früher hatte die Kochendorferin sogar auf der Nürnberger Spielwarenmesse ausgestellt. Nach 30 Jahren Puppenfertigung tritt sie jetzt etwas kürzer. Weiterhin gibt sie in kleinen Kreisen Werkstatt-Kurse. Infos dazu bei Ute Dickhaut unter Tel. 04351/739707. Weitere Nachrichten aus der Region Eckernförde finden Sie hier

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