Dringende Bedürfnisse: Montag eröffnet das Gender-Klo von Eckernförde-Borby

"Ab Wochenbeginn ist das öffentliche WC neben der Naturkostbar täglich geöffnet", bestätigt ein Mitarbeiter des Bauamtes der Stadt aktuell. Aber es muss sich noch erweisen, ob diese Aussage dauerhaft haltbar ist. Manchen Satz musste die Verwaltung im Hinblick auf das Örtchen schon revidieren. "Der Kiosk am Vogelsang hat mit der Naturkostbar bereits wieder geöffnet. Jetzt geht auch das dazugehörige neue Toiletten- und Lagerhäuschen in Betrieb", schrieb diese Zeitung Anfang Juli 2020. Die optimistische Auskunft bekamen Redaktionen seinerzeit im Rathaus. Die Fertigstellung des kleinen Gebäudes neben dem historischen Reetdachhäuschen, der das Outdoor-Bistro Naturkostbar beherbergt, geriet trotzdem in Verzug. Das neue Klo der Naturkostbar Eckernförde erzeugte Wirbel: Das von den renommierten Architekten Sunder-Plassmann in Kappeln entworfene Objekt hatte auch lange vor dem ersten Spatenstich für Wirbel gesorgt. Der Kiosk, der der Stadt gehört und in dem ursprünglich auch das öffentliche WC war, war im Juni 2018 nach Brandstiftung in Flammen aufgegangen. Der von der Politik beschlossene Wiederaufbau warf denkmal- und naturschützerische Fragen auf. Die gleichzeitigen Anforderungen an den gastronomischen Pachtbetrieb und an eine neue öffentliche Toilette das Reetdachpavillons hatte er allein nicht mehr erfüllen können. Ein separater Toilettenbau mit Lagerraum für das Bistro musste her, neue Leitungen geplant und verlegt werden. Dabei waren auch Bäume zu schützen und mögliche Überflutungen des sich anschließenden Parks durch Hochwasser zu berücksichtigen. Lesen Sie auch: Die Naturkostbar Borby ist wieder offen Kiosk und Klo mussten ein Ensemble bilden, das den Denkmalschutz nicht unterläuft. Die Wahl fiel in Sachen Klo auf eine minimalistische Holzfassade um einen schwarzen Blechkorpus herum. Kostenpunkt: knapp 185.000 Euro. Mehrere Verzögerungen beim Bau der öffentlichen Toilette in Borby: Ausgerechnet vor dem Termin, an dem das Örtchen der Vollendung entgegen gehen sollte, gingen der ausführenden Firma die Holzlamellen aus. Corona-bedingt gebe es Lieferschwierigkeiten, hatte Bauamtsleiter Timm Orth im Juli erklärt. Man rechnete nur mit kurzem Engpass - und wurde eines Besseren belehrt. Der schließlich auf September und dann auf Dezember verschobene Termin war auch nicht haltbar. Armaturen passten nicht. Dann fehlten Türschlösser. "Aufgrund dessen, dass die Baumaterialien wieder lieferbar sind, kann jetzt die komplette Öffnung erfolgen", bekräftigt das Bauamt aktuell. „Und der Kostenrahmen wurde gehalten." Wenn Passanten künftig ein Bedürfnis überkommt, dürften sie überrascht sein. Statt nach Männlein und Weiblein getrennter Türen gibt es einen Eingang, an dem das Piktogramm Frau und Mann zeigt. "Da sind wir modern", heißt es aus dem Bauamt. Gendergerecht also. Männer und Frauen benutzen hier dieselbe Toilette: Nun müssen Väter nicht mehr mit fragenden Blicken rechnen, wenn sie mit dem Töchterchen, das den Klogang noch nicht allein schafft, im Eingang für Herren oder gar in der Damentoilette verschwinden. Die zweite Tür führt zum behindertengerechten WC. Hier ist auch der Wickeltisch fürs Baby untergebracht. Spaziergänger mit Rollstuhl oder Rollator mussten sich den Toilettengang in Borby bisher verkneifen. Wie alle anderen öffentlichen WCs der Stadt soll das Designer-Klo täglich bis zum Abend offen sei. Aufgrund der Corona-Bedingungen seien täglich drei Reinigungsdurchläufe inklusive einer Schaumkomplettreinigung vorgesehen, heißt es. Die Seifenspender würden täglich kontrolliert. Geschlossen aus "technischen Gründen" sei nur das Örtchen am ZOB.