Eckernförde vor 125 Jahren: Geschäfte werben mit Weihnachts-Ausstellungen

„Am gestrigen Sonntag konnte man in den Straßen unserer Stadt recht deutlich merken, dass das liebe Weihnachtsfest herannaht“, berichteten die „Eckernförder Nachrichten“ in ihrer Ausgabe vom 12. Dezember 1894. „Unsere Geschäftsleute hatten für gestern, dem ersten, der drei Sonntage vor Weihnachten, für welche die Geschäftszeit bis abends 6 Uhr verlängert ist, fast sämtlich schon ihre Weihnachts-Ausstellungen und weihnachtlichen Schaufenster-Dekorationen hergerichtet, und namentlich das Letzte ist es ja, was die liebe Kinderwelt interessiert, um sich am Anschauen all der Herrlichkeiten zu ergötzen.“ Vor den Schaufenstern drängen sich Menschenmassen: Und diese Gelegenheit nahmen vor 125 Jahren zahlreiche Familien auch wahr, herrschte doch „bis um reichlich 6 Uhr abends“ ein „so reges Leben in den Straßen der Stadt, in welchen hauptsächlich die größeren Ladengeschäfte sich befinden, wie man es selten zu sehen Gelegenheit hat. Einer Völkerwanderung gleich zog der Menschenstrom, Erwachsene und Kinder, ja letztere zum Teil sogar noch im Kinderwagen mitgeführt, von einem Schaufenster zum anderen, und die Ausrufe des Entzückens, die den Kindern beim Beschauen der Herrlichkeiten entschlüpften, fanden wohl auch Widerhall in der Brust manches Erwachsenen.“ Der Artikel der „Nachrichten“ schließt mit den Worten: „Ja, die schöne, herrliche Weihnachtszeit, sie lässt abermals in jeder Menschenbrust Saiten erklingen und Gefühle wachwerden, wie dies kein anderes Fest des Jahres vermag.“ Werbung für „amerikanische Fleischhackmaschinen“: Im Anzeigenteil der „Nachrichten“, die vor Weihnachten extra mit sechs statt der üblichen vier Seiten erschien, fanden sich bereits die ersten Annoncen, die auf die Weihnachts-Ausstellungen hinwiesen: Die größte stammte vom Haushaltswarengeschäft von Wilhelm Dreesen, der mit der „größten Auswahl in passenden Festgeschenken aller Art“ warb und unter anderem auch „amerikanische Fleischhackmaschinen“ anpries. Doch das Weihnachtsgeschäft verlief vor 125 Jahr nicht wirklich zur Zufriedenheit der Geschäftsleute – und dies insbesondere in den kleineren Städten. Geschäfte appelierten bereits vor 125 Jahren, vor Ort einzukaufen: Auch die Gründe dafür kommen einem irgendwie vertraut vor: Obwohl die Geschäfte vor Ort „in jeder Beziehung mit großstädtischen Läden konkurrieren“ können, so die „Nachrichten“, würde „noch eine große Zahl hiesiger Einwohner und auch Leute, aus den umliegenden Orten“ ihren Bedarf an Weihnachtseinkäufen nicht „hier am Ort decken, sondern ihre Sachen von auswärts beziehen“. Die Zeitung appellierte daher an ihre Leser: „Kauft hier am Ort, unsere Geschäftsleute bieten Euch in Auswahl und Qualität dasselbe wie die Großstädter, und nur ein unberechtigtes Vorurteil ist es, zu glauben, dass man in der Großstadt billiger und besser bedient wird als hier.“ Weitere Nachrichten aus der Region finden Sie hier

Vor 125 Jahren - Jeder Käufer wird umworben