Eckernförder Tafel: Spenden retten über 1000 Menschen das Fest

Schauplatz Eckernförder Tafel in Gettorf. Am Bauhof ist die Ausgabestelle beengt untergebracht. 50 Bedarfsgemeinschaften aus Gettorf und dem Wohld holen dort einmal pro Woche Lebensmittel ab, die sonst im Müll landen würden. Für die 150 bis 200 Menschen, die dahinter stehen und jeden Cent umdrehen müssen, sind sie ein Geschenk des Himmels in finanzieller Not, die in der Corona-Krise für sie noch wächst. Vor der Tür steht eine Riege, deren lächelnde Gesichter hinter Corona-Schutzmasken verborgen bleiben. Aber die strahlenden Augen sind gut zu sehen. Elke und Hans-Georg Lembke haben gerade Riesenfreude ausgelöst. Die Gesellschafter der Norddeutschen Pflanzenzucht Hans-Georg Lembke in Hohenlieth haben die Zahl 7500 Euro auf dem großen symbolischen Spendenscheck vermerkt. "Das ist eine Mega-Überraschung. Wahnsinn", sagen Petra Winter, Leiterin der Eckernförder Tafel, und Elke Biehl, die die Gettorfer Ausgabe leitet. "Das ist wie Ostern und Weihnachten zusammen. Mindestens." Tatsächlich sind hohe Geldsummen als Spende für die Tafel unüblich. Größere Geldspenden sind rar bei der Eckernförder Tafel: "Das ist extrem rar", betont Winter, als sie mit einer Gruppe weiterer Ehrenamtler am Folgetag frühmorgens im Lager Borby der Eckernförder Tafel schuftet. Ab heute muss im Ausgaberaum neben dem Familienzentrum alle Ware bereitgestellt werden für den Ausgabetag. Das heißt: schleppen, sortieren, abfüllen über Stunden, transparente Schutzwände aufbauen, alles für das entzerrte Abholen der Lebensmittel einrichten. Übermorgen wird wieder ein Großteil der bis zu 300 Familien und Lebensgemeinschaften aus dem Eckernförder Raum für die nächsten Tage mit frischen wie haltbaren Lebensmittel ausgestattet. Supermärkte, Bäckereien, Obsthöfe, landwirtschaftliche Betriebe, Drogeriemärkte haben - wie jede Woche - Ware aus den Regalen genommen, deren Ablaufdatum kurz bevor steht. Armen stellen sie es über die Tafel zur Verfügung. Einzelhandel spendet viele Lebensmittel für Eckernförder Tafel: "Die Spendenbereitschaft bei den Lebensmitteln ist sehr groß", bestätigt Winter. "Jeder Verbrauchermarkt macht mit." Auch der Rotary Club Dänischer Wohld hat gerade eine Ladung haltbarer Ware und Toilettenartikel beigesteuert. Deren Mitglieder haben vor Supermärkten Kunden animiert, je ein Teil mehr zu kaufen und in die blauen Tafel-Transportkisten zu legen. "Das lief super", ergänzt Elke Biehl. "Auch bei ähnlichen Aktionen der Gettorfer Pfadfinder beweisen Supermarktkunden immer viel Herz." Lesen Sie auch: Eckernförder Tafel gibt nicht klein bei Geld dagegen sitzt nicht so locker. "Viele wissen gar nicht, dass wir sehr hohe Betriebskosten haben, um die Versorgung zu gewährleisten", klären Winter und Biehl auf. "Und wir müssen uns zu 100 Prozent aus Spenden finanzieren. Wir sind also auch auf Geldspenden angewiesen." Eine Führung durchs Lager im Keller der Eckernförder Tafel macht auf einen Blick klar, warum der Scheck aus Hohenlieth Jubel auslöst. 13 große Tiefkühltruhen und eine professionelle Kühlzelle - ein begehbarer Kühlschrank -, stehen im Kellergeschoss. Daneben eröffnen sich ein Lager mit deckenhohen Regalen für Ware, die keine Kühlung braucht, und ein Spülraum, in dem die Transportkisten in einer Maschine gewaschen werden. Letzteres ist unter Corona-Vorzeichen unerlässlich. In Gettorf hat die Eckernförder Tafel kaum Lagerfläche: Die Tafel-Chefin sagt: "Unsere Energiekosten sind daher extrem hoch. Zusätzlich kommen die Kosten für unser Transportfahrzeug mit Kühlung. Das sind die größten Posten. Hätten wir all das nicht, müssten die Supermärkte Kühlprodukte bei Ablauf des Datums vernichten. So aber können wir sie bis zum Ausgabetag gut lagern." Vieles, was Kosten verursacht, sieht man kaum - ob Absperrband und Desinfektion, Ersatz defekter Transportkisten und mehr. In Gettorf muss außerdem Miete an die Gemeinde bezahlt werden. In Eckernförde stellt der Eigentümer, das Genossenschaftliche Wohnungsunternehmen, die großen Räume mit Keller momentan noch mietfrei. Bis zu 70 Ehrenamtliche in Eckernförde und 15 in Gettorf wechseln sich ab im Schichtdienst, fahren den Tafel-Transporter zu den Supermärkten und holen Ware ab, statten jede Woche aufs Neue die Gettorfer Ausgabe aus, die kaum Lagermöglichkeiten hat. Vor der Corona-Zeit wurde sogar montags gekocht für Tafel-Empfänger. Die Helfer bekommen kein Geld. Sie spenden ihre Arbeitskraft. Ihr Lohn der ehrliche Dank der bis zu 1500 Tafel-Kunden. "Es kommt so viel zurück", sagt Biehl. Eine Rentnerin, die ihren Lebensunterhalt nur dank gespendeter Lebensmittel bestreiten kann, rührt die Herzen der Aktiven besonders an. Sie strickt für alle einmal im Jahr Socken. Geldspende für die Tafel statt Weihnachtsfeier bei der Norddeutschen Pflanzenzucht Hohenlieth: All das war den Gesellschaftern der Norddeutschen Pflanzenzucht - den Lembkes und Sabine Brauer - sowie dem Betriebsrat des Unternehmens, das 170 Mitarbeiter in Hohenlieht und weitere 90 in Malchow in Mecklenburg-Vorpommern beschäftigt, "vorab gar nicht so klar", räumt Sprecherin Christina Wörz ein. "Die 7500 Euro waren eigentlich für die Weihnachtsfeier in Gettorf gedacht, zu der auch unsere Ruheständler kommen. Wegen Corona fällt sie aus. Dann wurde entschieden, dass das Geld Menschen in unserer Region helfen soll, die diese Zeit besonders trifft", berichtet sie. In Mecklenburg gab es auch eine Spende, 5300 Euro für die Tafel Wismar. Und noch etwas brachten die Spender nach Gettorf und Malchow mit: frisches Rapsöl der Region für die Küche - für jeden Tafel-Kunden eine Flasche als Weihnachtsgeschenk. Sprecherin Wörz: "Nachdem wir all das erfahren haben, hoffen wir, dass auch andere Firmen die Tafeln in ihrer Region unterstützen, damit Bedürftige weiter versorgt werden können und Lebensmittel nicht in der Tonne landen." Tafel in Eckernförde und Gettorf trotz Corona jede Woche geöffnet: Die Tafeln in Eckernförde und in Gettorf bleibt trotz Corona geöffnet. Die Mitarbeiter sorgen für die geordnete Ausgabe mit Abstand. Kunden müssen eine Maske tragen und werden einzeln aufgerufen. Ausgabezeit in Eckernförde, Saxtorfer Weg 18: jeden Donnerstag ab 10 Uhr, geschlossen wird erst nach den letzten Kunden und wenn alle Lebensmittel verteilt sind. Ausgabezeit in Gettorf, Kieler Chaussee 33 (Bauhof): jeden Freitag 10 bis 11 Uhr.