Schüler aus Felm warten künftig lange auf den Bus

Jessica Knop aus Felm hat mal nachgerechnet: Etwa 110 Minuten wird ihr Nachwuchs künftig für den Weg mit dem Bus nach Hause benötigen. Zudem müssen die etwa 40 betroffenen Felmer Kinder auf dem Rückweg immer in Lehmkaten umsteigen. Diese Haltestelle birgt aber Gefahren, die auch schon der Schulverband Küste Dänischer Wohld für seine Schüler aus Schwedeneck und Dänischenhagen kritisch beurteilt hat. Felm liegt genau zwischen Altenholz und Gettorf: Wobei sich der Taktfahrplan für diesen Schulverband aber auszahlt, weil man weitgehend von der teuren Schülerbeförderung über Taxi- und Busunternehmen auf die günstigere Monatsfahrkarte des ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) umsteigen kann. Eltern hatten allerdings auch dort die Bus-Reform kritisiert: Dort müssen Grundschüler künftig die für sie unübersichtliche Haltestelle am "Gasthof zur Eiche" nutzen. Die Gemeinde Felm gehört keinem Schulverband an. Sie liegt genau zwischen den Schulzentren Gettorf und Altenholz. Schüler aus der Gemeinde nutzen beide Standorte sowie Kieler Schulen – bisher. Morgens bleibt nur eine frühe Verbindung: Doch die Veränderungen ab Januar sind gravierend, erklärt Mutter Daniela Czapp. So fuhren bisher zum Schulbeginn zwei Busse nach Altenholz: zur ersten und zur zweiten Stunde. Der Bus zur ersten Stunde startete in Felm um 6.45 Uhr. Nach der Umstellung bleibt nur noch ein Bus um 06.35 Uhr Richtung Altenholz: „Was für die Schüler einfach deutlich zu früh ist.“ Besonders lang wird der Rückweg mit Umsteigen in Lehmkaten: Zudem gab es bisher mittags drei direkte Verbindungen nach Felm, nach der fünften, sechsten und siebten Stunde. Künftig starten die Busse in Altenholz allerdings immer zehn Minuten vor Ende der fünften und sechsten Stunde. Dadurch müssen Felmer Schüler erst mal fast eine Stunde warten. Und beim Umstieg in Lehmkaten auch dort noch einmal über 30 Minuten. „Das ist nicht zumutbar“, finden die Felmer Eltern: insbesondere für Schüler der unteren Klassenstufen. Zeit für Freunde und Hobbys werde dadurch zudem immer knapper. Zahl der Elterntaxis wird wohl steigen: Ein Vater erklärt, es wäre ja noch okay, wenn die Schüler die Chance bekämen, sich in einem Raum der Schule aufzuhalten und dort schon Schularbeiten zu erledigen. So zeichnet sich aber ab, dass noch mehr Eltern ihren Nachwuchs selbst kutschieren werden. Schon jetzt rollen aus vielen Richtungen Elterntaxis zum Schulzentrum Altenholz. „Eigentlich sollen die Kinder ja selbstständig werden“, sagt eine Mutter. So klappt das aber nicht: „Und Anwohner leiden unter den Elterntaxis.“ Dafür sei der Busverkehr nach Gettorf deutlich besser geworden – wohl auch, weil diese Gemeinde sich schon 2019 für Verbesserungen eingesetzt hat. Busverbindung soll nicht Schulwahl bestimmen: Mutter Evelin Mausolf erklärt, die Familie habe sich eigentlich bewusst für jene Schule entschieden, die bisher mit dem Bus erreichbar war. Und Grit Schulz sagt: „Wir wollen schon auch die Wahl bei der Schule haben. Und nicht eine nehmen, nur weil die Busanbindung besser ist.“ Bereits jetzt sei der Bus zur ersten Stunde sehr voll, erklärt Daniela Czapp. Wenn es ab 2021 nur noch eine Verbindung gibt, „wird es insbesondere zu Corona-Zeiten nicht zumutbar sein, die Kinder mit dem Bus fahren zu lassen“. Zudem werde der Schulstandort in Gettorf für zukünftige Fünftklässler attraktiver: Ob das von den Altenholzer Schulen gewollt ist, sei fraglich. Gemeinde Felm hat beim Kreis "ein Veto eingelegt": Felms Bürgermeister Friedrich Suhr erklärt, man habe wegen der schlechteren Anbindung „beim Kreis ein Veto eingelegt“. Die Gemeinde warte noch auf eine Reaktion. Auch andernorts gab es schon Kritik an den neuen Busverbindungen für Schüler. Auch grundsätzlich ist das Thema im Kreis noch nicht abgeschlossen: Zur Schülerbeförderung, die nicht über den ÖPNV abgedeckt wird, sondern von den Schulträgern organisiert wird, will der Kreis ab Mitte Januar in einer Arbeitsgruppe gemeinsam mit den Ämtern über zusätzliche Angebote sprechen.

Felm - Schüler brauchen mit dem Bus künftig viel Zeit für den Heimweg