Filmstart "Biking Borders" mit dem Eckernförder Peking-Radler Nono Konopka

Der Film über euer Rad-Abenteuer und dein Buch dazu, das jetzt erscheint, sind furios gestartet. Wie erklärst du dir den Erfolg? Ich glaube, es ist sehr echt. Es ist eine Reise, die Menschen inspiriert. Und die Geschichte dahinter ist ungewöhnlich. Wir sind nicht einfach losgereist aus Wanderlust, sondern mit einem Ziel, einer Mission. Und vom Feedback her haben wir das offenbar sehr authentisch und sehr nahbar in diesem Film transportiert. Im Buch bin ich dann noch einmal sehr persönlich darauf eingegangen, wie es mir in solchen Momenten erging und was ich daraus gelernt habe. Das Buch spricht eher die persönliche Ebene an und die Tipps und Tricks, die man auf so einer Reise lernt, um ein gutes Leben zu haben. Was hat euch bewogen, diese Extremtour auf diese Weise noch einmal nachvollziehbar zu machen? Der Film ist seit wenigen Tagen online – das ist verrückt. Wir sind zwei Studenten, die diesen Film auf drei Festplatten um die Welt geradelt und mehr oder weniger mit Freunden im Hinterzimmer geschnitten haben. Und dieser Film findet sich in seiner Kategorie jetzt zwischen großen Hollywood-Produktionen mit Millionen-Etat und großen Schauspielern wie Leonardo DiCaprio und wird von so vielen Leuten gesehen. Am Filmende steht der Aufruf: Geht weiter auf bikingborder.com. Und nur durch diesen kleinen Hinweis sind an vier Tagen über 10.000 Euro an Spenden zusammengekommen. Wir werden definitiv noch eine dritte und wahrscheinlich eine vierte Schule in Guatemala bauen. Einfach nur durch diesen Film. Für uns war es wichtig, diese Reise in Bewegtbilder zu packen, weil es ansonsten sehr schwierig ist, Menschen mit Worten nahezubringen, was wir durchlebt haben. Ich glaube, Reisende, die ihre Erlebnisse nicht medial aufarbeiten, können sehr einsam sein. Das Filmen auf so einer abenteuerlichen Fahrt war sicher eine Herausforderung… Wir hatten jeder eine GoPro dabei, eine dieser Action-Kameras, die man am Sattel, an der Hand oder sonst wo festmachen kann. Es gibt da diese Szene im turkmenischen Krankenhaus, wo ich eine Spritze bekomme. Das haben wir gefilmt. Da habe ich heimlich die GoPro auf die Türklinke des Krankenhauses gestellt. Doch wir sind ja nicht losgefahren, mit der Absicht, einen Film zu drehen. Wir sind losgefahren, um Spenden für den Bau einer Schule zu bekommen. Wir hatten uns überlegt, einmal im Monat, bei jedem Meilenstein der Tour, einen Youtube-Vlog zu veröffentlichen. Der war zehn Minuten lang. Und immer, wenn wir einen Clip veröffentlicht hatten, gingen die Spenden in die Höhe. Somit hatten wir am Ende der Reise plötzlich ganz viel Filmmaterial. Uns war wichtig, dieses Filmmaterial zu sammeln, weil wir die Spenden haben wollten. Auch wenn wir zehnmal die Kamera aufstellten und daran vorbeifuhren, kam uns das nicht sehr schwer vor, weil wir wussten, wie hilfreich es ist. Die Radtour von Berlin nach Peking war also kein Selbstzweck, was ist mit den Spendengeldern geschehen? Direkt nach der Reise hatten wir 100.000 Euro zusammen. Wir haben mit diesem Geld in Guatemala zwei Schulen gebaut. Die sind beide in Betrieb. Man kann das online nachschauen, wie viele Kinder dort gerade den Unterricht besuchen. Das sind über 1500 Jungen und Mädchen in diesen beiden Schulen, die hier einen Zugang zu Bildung erhalten. Jetzt, durch den Film, kommt noch mehr Spendengeld hinzu. Es wird auf jeden Fall noch eine weitere Schule geben. Jeweils 50.000 Euro werden benötigt, um in Guatemala gemeinsam mit der Hilfsorganisation Pencils for Promise eine solche Einrichtung zu bauen. Dein Buch heißt „Lektionen für ein richtig gutes Leben“. Es ist kein normaler Reisebericht geworden. Wenn man 250 Tage auf dem Fahrrad sitzt – und Max und ich fuhren meist hintereinander her – dann passiert es, dass man über Fragen nachdenkt, für die man sonst keine Zeit hat. Die tieferen, wichtigen Fragen des Lebens, die wir uns alle jeden Tag stellen würden, wenn wir nicht so abgelenkt wären durch unsere schnelllebige, laute Welt. Nach unserer Rückkehr gab es viele Verlags-Angebote. Aber ich wollte keinen Reisebericht schreiben. Ich selbst lese Bücher, bei denen ich das Gefühl habe, sie geben mir einen Mehrwert. Ich hatte dann angefangen, einen Podcast zu machen und im Gespräch mit meinen Gästen merkte ich, dass alle die gleichen Fragen im Kopf haben. Daraufhin ist dieses Buch entstanden. Was war für dich die wichtigste Lektion nach über 15.000 Kilometern durch 20 fremde Länder? Das ist schwierig zu sagen. Ich glaube, eine wichtige Lektion ist das, was Max auch am Ende des Films sagt. Es geht nie darum, etwas Endgültiges zu erreichen, wie Peking oder eine bestimmte Spendensumme. Es entwickelt sich alles von einem Schritt zum nächsten – das kann für dich oder für jemand anderen sein. Und dass man diesen Weg am besten gemeinsam gehen sollte. Das finde ich sehr treffend. Wir haben es geschafft bis Peking und wir sind auch in Guatemala angekommen. Das war so ein Weg, von dem uns keiner auch nur im Entferntesten zugetraut hatte, dass wir ihn schaffen. Und jetzt ist es ein Riesenerfolg. Doch alles entwickelte sich Schritt für Schritt, und so ist es bei vielem anderen auch. Wenn man aber zu verbissen auf etwas hinarbeitet und nur darauf fokussiert, geht am Ende viel verloren, wenn man es erreicht hat. Würdest du anderen Abenteuerlustigen empfehlen, ein ähnliches Projekt anzugehen nach dem Motto: ich bin dann mal weg? Man kann unsere Reise nachvollziehen, sollte aber nicht erwarten, dass das die gleichen Wellen schlägt. Denn wir gehörten, soweit ich weiß, zu den Ersten in Deutschland, die Social Media auf diese Weise für ein soziales Projekt genutzt haben. Das hat natürlich zu dem Zeitpunkt sehr, sehr gut funktioniert. Und auch alles, was jetzt daraus resultiert. Das ist eine Mischung aus viel Glück und sehr viel harter Arbeit. Der Rummel um den Film und das Buch – kannst du den genießen oder ist das manchmal zu viel? Ich kann das insofern genießen, da die Reaktionen rundweg positiv sind. Und das nicht nur in Worten, sondern auch in Taten. Wir erhielten die über 10 000 Euro an Spenden in den vier Tagen nur durch die Aufmerksamkeit des Films. Und das ist erst der Anfang. Es gibt auch viele Menschen, die uns schreiben, dass sie von der Reise inspiriert wurden, mehr an sich selbst zu glauben und an die Sachen, die sie vorhaben. Das kann ich genießen. Gleichzeitig ist es natürlich verrückt, wenn man seinen Instagram-Account öffnet und da sind Tausende von unbeantworteten Nachrichten. Und jedes Mal, wenn man eine beantwortet, kommen drei neue hinzu. Ich habe einen neuen Podcast begonnen mit André Schürrle, den ehemaligen Fußballweltmeister, der ein guter Freund geworden ist. Ich habe mir von ihm Tipps geholt, wie man mit so viel wellenartiger Aufmerksamkeit umgeht. Er kann das nachvollziehen. Gibt es Überlegungen, den Film auch bei Green Screen einzureichen? Bis 15. März ist noch Zeit. Damit haben wir uns noch nicht befasst. Dafür ist momentan leider auch nicht genügend Zeit da. Wie gesagt, der Film läuft seit 20. Februar auf Netflix, zunächst nur für Deutschland, Österreich und der Schweiz. Höchstwahrscheinlich wird er dann weltweit erscheinen. Die Resonanz ist bisher überwältigend. Entsprechend hoch ist der Arbeitsaufwand, der damit einhergeht. Und dein Peking-Rad – was ist daraus geworden? Hast du es noch einmal für einen Ausflug genutzt? Es steht immer noch auseinandergebaut in derselben Fahrradkiste, in der ich es aus Guatemala hergebracht hatte. Aber ich werde es auf jeden Fall behalten. Was sind deine weiteren beruflichen Ziele? Ich bin aktuell sehr beschäftigt mit Buch, Film und meinen beiden Podcasts. Einmal Nono Yesyes mit Promis wie Luisa Neubauer, Richard David Precht oder Samy Deluxe und zum anderen Anno Sunday mit André Schürrle, der jetzt gestartet ist. Das sind Projekte, die fast nebenher laufen, sozusagen meine hobbymäßigen Berufe, die aber erfolgreich sind. Gleichzeitig mache ich Beratungen für Hilfsorganisationen, natürlich weiter für Pencils of Promise aber auch für Viva con Agua. Und dann arbeite ich gerade an einer Plattform für Unternehmen, die es Mitarbeitern ermöglichen wollen, aus dem Homeoffice gut zu arbeiten und trotzdem die Unternehmenskultur aufrechtzuerhalten. Lesen Sie auch: So dreist sind Corona-Impfschummler in Gettorf Zur Person Nono Konopka ist in Eckernförde aufgewachsen und in der Peter-Ustinov-Schule zur Schule gegangen. Eine Reise durch Guatemala prägte ihn sehr, sodass er beschloss, mit seinem Studienfreund Maximilian Jabs das Projekt „Biking Borders“ zu gründen. Beide radelten 2018/2019 in rund 250 Tagen von Berlin nach Peking, um durch Berichte von unterwegs Spenden für den Aufbau von Schulen in den armen Regionen des mittelamerikanischen Staates zu sammeln. Über die abenteuerliche Radreise entstand am Ende der Film „Biking Borders“, der inzwischen erfolgreich bei Netflix und Amazon Prime angelaufen ist. Auch hierdurch kommen weitere Spenden für Schulen zusammen. Nono Konopka ist heute 27 Jahre alt und lebt und arbeitet in Hamburg.