Das Grusel-Haus von Rieseby

Im Vorgarten ein Friedhof, in der Wohnung ein Gruselkabinett: Seit zwei Monaten ist Michael Pickert (46) dabei, sein Haus an der Riesebyer Ringstraße 26 für den großen Halloween-Abend am Donnerstag, 31. Oktober, vorzubereiten. "Das macht mir mehr Spaß als Ostern oder Weihnachten", sagt der Elektriker. Die Leidenschaft zum gepflegten Gruseln dauert bei Pickert schon rund zehn Jahre an. So lange wird sein Einfamilienhaus in der beschaulichen Riesebyer Siedlung Jahr für Jahr zu dem ursprünglich irischen Brauch, der über die Vereinigten Staaten nach Deutschland kam, zur Horror-Show. Jedes Jahr kommt eine neue Attraktion hinzu. Diesmal ist es laut Pickert ein echter Sarg auf einem ebenso echten Leichenkarren - beides Jahrzehnte alt. "Der Sarg ist von einem Tischler, der darin selbst beerdigt werden wollte", erzählt Pickert. Freddy Krueger und Jason Voorhees im Vorgarten: Weshalb es nicht dazu kam, ist unbekannt. Über eine Kleinanzeige im Internet stieß der Grusel-Fan auf die makabere Kombination und holte sie gleich aus der Nähe von Braunschweig ab. Nun schmücken Karren und Sarg bald die Auffahrt des Hauses. Die Garage erhält eine Fassade des "Kuhlengräbers" gleich einem unheimlichen Ladengeschäft aus längst vergangenen Zeiten mit knarrendem Schild und klappernden Fensterläden. Erster Impuls: lieber schnell vorbeigehen. Michael Pickert begnügt sich nicht damit, den Totengräber-Laden und den Friedhof im Vorgarten mit allerlei Utensilien wie Grabkreuzen, Skeletten sowie Horror-Puppen von Freddy Krueger bis Jason Voorhees (Filmreihe "Freitag, der 13.") auszustatten. Riesebyer Grusel-Haus bis Kiel bekannt: Richtig gruselig wird's erst mit den Spezial-Effekten, wenn Pickert Särge, Totenköpfe & Co mit Stroboskop-Licht, LED-Feuerschein, Nebelmaschinen und Ton-Effekten in Szene setzt. Dann gellen Schreie durch den Vorgarten, Feuer knistert und aus den Särgen ist ein dumpfes Klopfen zu hören. Michael Pickerts Grusel-Haus hat es inzwischen zu einer gewissen Bekanntheit gebracht. Mehr als 100 Neugierige bestaunen das Grusel-Haus zu Halloween regelmäßig, schätzt der Familienvater. Sie kommen nicht nur aus Rieseby, auch aus Eckernförde, Gettorf und Kiel. Fremde dürfen den Gang über den Friedhof im Vorgarten wagen - und sie treffen dort zwischen den lebensgroßen Horror-Puppen überraschend auf den kostümierten Michael Pickert. Ein Schockmoment - nach seiner Erfahrung „besonders für junge Frauen und Mütter“. Sechs Kinder und vier Enkel freuen sich auf Halloween: Im Haus schmückt der 46-Jährige genauso detailreich wie draußen. Wenn am Halloween-Abend mit rund 25 verkleideten Freunden gefeiert wird, herrscht Schwarzlicht vor. Pickerts Frau Petra, die sechs Kinder, drei davon bereits erwachsen, sowie vier Enkelkinder stehen voll hinter der Leidenschaft des Familienvaters. Lesen Sie auch: Party in Kiel und der Region - Hier wird zu Halloween gefeiert “Wir freuen uns schon sehr“, sagt Petra Pickert über die Stimmung im Haus. Ihrem Mann ist bewusst, dass es Dorfbewohner gibt, die meinen, dass er übertreibt. Aber das ist ihm gleichgültig. „Sonst sind wir ganz normal“, versichert er augenzwinkernd. Die Familie hänge keiner schwarzen Magie oder ähnlichem an. Alles wird nach dem 31. Oktober wieder verstaut: „Ich beschäftige mich gerne damit, dass alles zusammenpasst. Es macht Spaß zu überlegen, wie ich die Gäste zum Gruseln bringen kann. Über die Jahre hat sich das immer weiterentwickelt“, so Pickert. Inzwischen hat er eine ganze Garage voller Exponate, darunter mehrere - auch echte - Särge, zwölf Puppen und Skelette, 30 Kartons mit Zubehör wie künstlichen Spinnennetzen. Alles wird nach dem 31. Oktober wieder verstaut. Im Kopf plant Michael Pickert dann aber schon die Attraktion für das nächste Jahr. Sein Traum: Ein Horror-Rundgang um das gesamte Haus - aus dem Gartenweg wird ein Spinnentunnel und aus dem Spielturm der Kinder im Garten eine Hexenfestung. „Alles nach und nach“, sagt Pickert zurückhaltend. Alles fing mit ausgehöhlten Kürbissen im Herbst an: Vor rund 30 Jahren fassten auch in Deutschland die ersten Halloween-Bräuche Fuß. Sie gehen zurück auf die US-amerikanische Tradition, am Abend vor Allerheiligen („All Hallows' Eve“) das Haus zu schmücken. Katholische Einwanderer aus Irland sollen das Brauchtum im 19. Jahrhundert in die Vereinigten Staaten gebracht haben. Dort und in Kanada ist es inzwischen zu einem Volksfest geworden. Die Kinder gehen verkleidet durch die Nachbarschaft und verlangen an den Haustüren Süßigkeiten. Damit weist Halloween eine Gemeinsamkeit zum Martinssingen auf, das nur wenige Tage später im November stattfindet. Vielfach wird bedauert, dass der „Import-Brauch“ das christlich-traditionelle Laternelaufen verdrängt. Zudem fällt Halloween auf den Reformationstag – auch hier wird kritisiert, dass der christliche Feiertag an Bedeutung verliert, obwohl er inzwischen auch zum gesetzlichen Feiertag gemacht wurde. Mehr Nachrichten aus Eckernförde und Umgebung finden Sie hier.

Halloween - Das Grusel-Haus von Rieseby