Heimleiterin in Osdorf impft selbst gegen Corona, weil nur ein Impfteam kam

"Gestern war bei uns ein aufregender Tag in der Einrichtung. Es wurden alle Bewohner gegen Corona geimpft." So liest sich der Facebook-Post aus dem Haus Dänischer Wohld, der massenweise Likes bekommen hat. Ohne Heimleiterin Grit Petzold wäre die Mammutaktion des mobilen Impfteams des Kreises, die fast zehn Stunden dauerte, wohl nicht wie am Schnürchen gelaufen. Petzold ist auch ausgebildete Intensiv-Krankenschwester mit langjähriger Erfahrung. Ein mobiles Impfteam des Kreises kam ins Pflegeheim Haus Dänischer Wohld in Osdorf: "Zwei Impfteams hatten wir erwartet. Aber es kam nur eines", berichtet die 55-jährige Leiterin der Fachpflegeeinrichtung. "Das Impfen ist bei uns wirklich eine spezielle Sache. Ganz schnell hat mich das Team gefragt, ob ich mithelfen kann. Auch eine Aufklärung der Bewohner in Gruppen, wie in anderen Pflegeeinrichtungen, wäre bei uns gar nicht möglich gewesen. Hier kostet alles mehr Zeit." Der Grund für die besonderen Anforderungen: Die 149 Männer und Frauen im Alter von Mitte 40 bis fast 100 Jahren sind alle kognitiv stark eingeschränkt. Die meisten leiden unter einer schweren Form von Demenz. Auch andere Erkrankungen sind Ursachen für die Beeinträchtigung. Dazu kommt, dass das Konzept im Haus Dänischer Wohld vergleichweise offen ist. Alle Bewohner bewegen sich frei im Haus und im Garten. Sie werden dabei von 160 Mitarbeitern betreut. Selbst während der Pandemie gibt es hausinterne Veranstaltungen und Feiern. Pflegeheim Haus Dänischer Wohld in Osdorf beschäftigt 160 Mitarbeiter: "Warum man Schutzmasken tragen sollte oder Verhaltensregeln Sinn ergeben, können wir nicht vermitteln", sagt Petzold. "Das kann fast keiner unserer Bewohner verstehen. Deshalb mussten wir auch vor dem neuen Lockdown extrem vorsichtig sein bei Besuchen durch Angehörige. Das Virus muss unbedingt draußen bleiben. Sonst hätten wir hier die Katastrophe." 147 der 149 Bewohner bekamen den Piks in den Arm durch das Team und die Heimleitung. Für zwei stand sie nicht an. Zwei Ärzte, ein Intensivpfleger und ein Notfallsanitäter waren für die Impfaktion nach Osdorf gekommen. "Leider reichte der Impfstoff dann aber nur noch für 32 unserer 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", sagt Petzold. "110 hatten sich angemeldet. Zum Glück haben wir gleich den zweiten Impftermin in drei Wochen erhalten. Auch der dritte ist zugesagt. So wird absehbar auch das Personal den Impfschutz gegen Corona haben." Angehörige der Demenzkranken mussten vor der Impfung im Pflegeheim Haus Dänischer Wohld in Osdorf gefragt werden: Petzold fällt ein Stein vom Herzen. Denn auch die Vorarbeit war "nicht ohne", wie sie betont. Alle Bewohner stehen unter Betreuung. Alle Angehörigen oder Betreuern mussten kontaktiert und die Einwilligungen eingeholt werden. "Das dauerte Wochen. Bei der Aktion selbst lief es problemlos." Wie schützt sich die Belegschaft? Petzold: "Penible Corona-Hygiene und zweimal pro Woche ein Schnelltest. " Die Mitarbeiter-Tests montags und donnerstags führt die Heimleiterin auch selbst durch. Auch alle Besucher müssen sich von ihr auf das Virus prüfen lassen. Besuch können die Bewohner nur im Container oder speziellen Besuchszimmern empfangen. Das Betreten der eigentlichen Einrichtung ist für alle Externen während der Pandemie tabu.