Hollywood-Schiff "Eye of the Wind" pausiert in Eckernförde wegen Corona

Im ersten Teil des Films, mit dem Schauspielerin Brooke Shields berühmt wurde, kreuzt der Zweimaster durchs Bild, der bald darauf laut Drehbuch Schiffbruch erleidet. Auch in dem US-Streifen „White Squall“ („Reißende Strömung“) spielt die „Eye of the Wind“ eine bedeutende Rolle. „Sie ist schon eine Schönheit“, sagt Kapitän Pit, der es bei seinem Vornamen belassen möchte. Versonnen blinzelt er in die Takelage. Auf sein Schiff lässt er so schnell nichts kommen. Nach Süden bis die Butter schmilzt: Eigentlich sollte die Brigg jetzt mitten im Atlantik durch die Wellen schaukeln. Auf dem Weg in die Karibik. „Butterfahrt“ nennt Pit diesen anspruchsvollen Blauwassertörn. „Man legt ein Stück Butter an Deck und fährt so lange nach Süden, bis es schmilzt“, erzählt er. „Dann biegt man rechts ab bis in die Karibik.“ Das klingt ein bisschen nach Seemannsgarn, hat aber einen realen Hintergrund der Navigation. Erst nach Süden und dann mit den Passatwinden nach Westen war für viele Segler schon immer der schnellste Weg über den Atlantik. Corona vereitelte Ostsee-Törns: Doch aus Barbados wurde Eckernförde. „Die Corona-Geschichte hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“, bedauert Pit. „Wir mussten umdisponieren, das Risiko war zu groß.“ Schließlich kann auch die Ostsee attraktiv sein. Geplant waren deshalb Kurztörns an den Adventwochenenden, über Weihnachten und über Silvester von Eckernförde aus. Mit der Touristik war schon alles abgesprochen. „Wir hätten großes Interesse gehabt“, sagt Touristikmanager Stefan Borgmann. Doch die schönen Pläne ließ das Virus trotz Hygienekonzept komplett ins Wasser fallen. Mitsamt der Folgen für die Schiffskasse. 40 Meter lang, sieben Meter breit und mit einer Segelfläche von 750 Quadratmetern ausgestattet – das ist die „Eye of the Wind“ in Zahlen. Der jetzt als Brigg getakelte, über 100 Jahre alte Zweimaster wurde in Brake an der Unterweser als Gaffelschoner gebaut. Der damalige Eigner und Kapitän aus Fockbek taufte ihn auf den Namen „Friedrich“. 1924 wurde das Schiff nach Schweden verkauft, wo es als Frachtschiff die Nord- und Ostsee befuhr. 1955 strandete es in einem schweren Orkan, wurde geborgen und wieder instandgesetzt. 1973 erwarb ein Brite den Zweimaster, der ihn in vier Jahren mit viel Liebe restaurierte. Ab 1976 setzte die „Eye of the Wind“ Segel für große Abenteuer auf See. Schon auf der ersten Fahrt wurde der Globus umrundet. Bei der „Operation Drake“ auf den Spuren des legendären Seefahrers Sir Francis Drake war sie das Flaggschiff. Mehrfach umsegelte sie das berüchtigte Kap Hoorn. Um die Jahrtausendwende kaufte ein Däne das Schiff und stattete es unter Deck mit edlen Hölzern aus. Seit 2009 gehört die „Eye of the Wind“ zur deutschen Forum Media Group, die Mitsegel-Reisen anbietet. Heimathafen ist heute die englische Kanalinsel Jersey. Die Crew ist international: Jetzt guckt sich der Kapitän nach einem Werft-Aufenthalt um. Vielleicht in der Schlei. Betreiber der „Eye of the Wind“ ist das Forum Train & Sail, das zu einem großen süddeutschen Medienunternehmen gehört. Die Brigg ist nicht nur ein Traumschiff für junge Menschen, die hier Gemeinschaft und traditionelle Seemannschaft erfahren. Auch maximal zwölf Gäste in sechs Kabinen können mitgenommen werden. Derzeit ist eine internationale Crew an Bord mit Seglern aus Irland, Dänemark, Kanada und Deutschland. Viermal die Welt umsegelt: Zuletzt befuhr die „Eye of the Wind“ die schwedischen Schären, wo die alten Heimathäfen des Schiffes besucht wurden. „Wir trafen Männer, die hier einmal als Schiffsjunge gearbeitet hatten“, berichtet Pit von spannenden Begegnungen. Die Brigg, die 1911 bei der Lühring-Werft in Brake als „Ferdinand“ vom Stapel lief, ist über 100 Jahre alt. Mehrfach wurde sie umgebaut, hat aber ihr besonderes Flair bewahrt. Alle Fahrten zusammengerechnet, segelte die „Eye of the Wind“ eine Strecke, die viermal um die Welt reicht.