In Eckernförde stoßen Radfahrer auf viele unklare Regelungen und Hürden

Wolfgang Kromat hat sich als Treffpunkt die Kreuzung Preußerstraße Richtung Reeperbahn ausgesucht: „Die ist voller Fehler“, sagt er. Und das sei auch kein Einzelfall. Radler können hier die Fahrbahn nutzen. Wer an der Kreuzung allerdings geradeaus weiterfahren möchte, stellt fest: Die Fahrspuren führen nur nach rechts oder links auf die Reeperbahn. Hinweisschild kommt für manchen zu spät: Wer hier als Radler geradeaus unterwegs ist, hätte schon weiter hinten, wo die Preußerstraße eine Kurve macht, auf den Bürgersteig in Richtung Reeperbahn wechseln dürfen. Allerdings fehlt dort hinten das ein Hinweisschild „Radfahrer frei“. Es steht erst viel weiter vorne, am Ausgang der Kieler Straße. Wer als Radler dort noch von der Fahrbahn auf den Bürgersteig wechseln möchte, muss dort wegen des erhöhten Bordsteins zudem absteigen. Je nach Richtung unterschiedliche Rad-Regelungen in der Kieler Straße: Kreuzungen, die man nur auf einer Seite überqueren kann, gebe es in Eckernförde „massenweise“, sagt Wolfgang Kromat. Und weist auf ein weiteres verwirrendes Detail hin: Wer aus der Kieler Straße Richtung Preußerstraße fährt, für den gilt: Fußgängerzone, Radfahrer frei. Das bedeutet, dass Radler aus dieser Richtung nur Schritttempo fahren dürfen. Wer hingegen hier mit dem Rad in die Kieler Straße hineinfährt, ist auf einem Geh- und Radweg gleichberechtigt unterwegs. Rad spielt auch im Tourismus eine Rolle: Wolfgang Kromat arbeitet als Kaufmann für Tourismus und Freizeit sowie Datenschutzbeauftragter bei der Touristik Eckernförde. Im Tourismus gehe es natürlich auch um das Thema Radfahren. Doch in Eckernförde „gibt es noch keinen Geist des Umdenkens“, kritisiert der 57-Jährige. Ein Problem seien zum Beispiel auch die linksseitigen Radwege in Eckernförde: „Die sind immer mit Gefahren verbunden.“ Um das zu verbessern, engagiert er sich gerade als Mitglied des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) an einem Projekt für die Greenpeace-Gruppe Eckernförde. Dabei werden Stolperfallen und Kritikpunkte gesammelt. Radverkehrskonzept "in weiten Teilen nicht umgesetzt": Zwar hat man vor einigen Jahren ein Radverkehrskonzept in Eckernförde auf den Weg gebracht: „Aber das wurde in weiten Teilen nicht umgesetzt.“ Wolfgang Kromat engagierte sich früher mal im Landesvorstand des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). Jetzt sei er nur noch im VCD: „Weil der Mobilität als Gesamtkonzept denkt.“ Er nennt ein Beispiel aus der Greenpeace-Sammlung zu problematischer Radwegplanung in Eckernförde: das wenige Jahre alte Neubaugebiet Sonneneck/Schiefkoppel. Es zeuge von einem Denken, dass sich „immer noch in den 1970er-Jahren befindet“. Der Regelfall: Radfahren auf der Fahrbahn: Denn wie könne man in einem reinen Wohngebiet mit Tempo-30-Zone ein Benutzungsrecht oder gar eine -pflicht rechtfertigen? Schließlich sehe die Straßenverkehrsordnung bereits seit September 1997 das Radfahren auf der Fahrbahn als Regelfall vor „und lässt es nur ausnahmsweise zu, eine Benutzungspflicht anzuordnen“. Ein Beispiel für einen kleineren Knackpunkt findet sich an der Einfahrt zur Bergstraße in Eckernförde. Dort zeigt die Ampel ein kombiniertes Piktogramm für Radfahrer und Fußgänger. Allerdings gibt es auf der entsprechenden Straßenseite gar keinen Fahrradweg. Der Fußweg sei dort auch gar nicht breit genug für einen Zweirichtungsradweg und wird zusätzlich noch von einem Geländer seitlich begrenzt, so die Kritik hier. Neidischer Blick auf die Entwicklung in Kiel: Eckernförde sei eine Autostadt, kritisiert Wolfgang Kromat: „Radwege enden hier oft unvermutet.“ In Kiel bewege sich hingegen mittlerweile einiges: „Da ist auch der politische Wille da.“ Wobei ihm schon klar ist, dass Veränderungen im Verkehr Zeit brauchen: „Städte wie Kopenhagen haben 40 Jahre Entwicklung hinter sich.“ Wolfgang Kromat: Zur Person: Wolfgang Kromat nutzt auch im Winter gerne sein Reiserad, mit dem er pro Jahr etwa 4500 bis 5000 Kilometer rollt. „Ganz wichtig ist ein vernünftiges Licht am Rad. Und ein Nabendynamo kostet heute fast nichts mehr“, sagt er zur wichtigsten Ausstattung. Sein Rad verfügt auch vorne und hinten über Standlicht. „Das wichtigste im Winter ist, gesehen zu werden. Und dafür braucht es Licht, Licht, Licht“, sagt der Eckernförder. Mit dem Rad von Flensburg nach Füssen: Er fuhr in wärmeren Zeiten auch schon mal mit dem Zweirad von Flensburg nach Füssen, in 18 Etappen. Würde gerne mal von Eckernförde nach Portugal radeln, an den westlichsten Zipfel des Kontinents. Oder mit dem Rad kulinarisch Italien erkunden , auf der einen Seite runter und auf der anderen wieder hoch: „Ich finde die italienische Küche sehr schmackhaft.“ Trotz seiner Leidenschaft für Radeln hat Wolfgang Kromat aber mittlerweile wieder ein Auto, weil es in der Region schwer sei, ohne klarzukommen: „Aber ich bevorzuge das Rad und öffentliche Verkehrsmittel.“