Kapellen im Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde kommen auf den Prüfstand

„Wir befinden uns mitten in der Diskussion darüber, welche Gebäude wir noch brauchen und welche wir uns leisten können“, sagt Propst Sönke Funck. Diese Fragen erhalten ihm zufolge mit der Corona-Pandemie ein noch drängendere Aktualität. Denn im laufenden Haushaltsjahr verzeichne die Nordkirche ein Kirchensteuer-Minus von zwölf Prozent. Hintergrund seien Kurzarbeit, Steuerstundungen und der wirtschaftliche Einbruch. Auch zusätzliche Austritte aus der Kirche. Nicht einmal jeder Zweite im Kreis Rendsburg-Eckernförde ist evangelisch: Belastbare Zahlen gibt es noch nicht. Aber klar ist: Der Anteil der evangelischen Kirchenmitglieder an der Bevölkerung des Kreises ist im vergangenen Jahr erstmals unter 50 Prozent gesunken. Die Zahl liegt nun bei knapp 115.000. Zehn Jahre zuvor betrug die Quote noch 60 Prozent. Aber derzeit macht vor allem der finanzielle Einbruch Sorgen. „Das steckt keine Gemeinde mal eben weg“, so Funck. Deshalb müsse nun auch beim Baubestand genauer hingeschaut werden. Gut 400 Gebäude gibt es im Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde. Davon haben 67 eine sakrale Funktion, also Kirchen, Kapellen, Friedhofskapellen und Mischformen mit Gemeindezentren. Sönke Funck macht deutlich: „Die Kirche im Ort steht nicht so einfach zur Disposition, aber wir werden darüber zu reden haben. Das wird schmerzlich.“ 80 Kapellen entstanden in den 1960er-Jahren in Schleswig-Holstein: Es gehe nicht um Gotteshäuser mit jahrhundertealter Tradition, aber durchaus um jüngere Bauten. Der Propst spricht damit jene Gebäude an, die im Kapellenbauprogramm der 1960er-Jahre entstanden sind. „Damals war die Bevölkerungszahl in Schleswig-Holstein durch Flüchtlinge und Vertriebene nach dem Krieg nahezu doppelt so hoch wie jetzt. Die Zugehörigkeit zur Kirche war selbstverständlich und die Menschen hatten das Bedürfnis, auch kirchlich-geistig eine neue Heimat zu finden“, berichtet er. Das konnten die Dorfkirchen nicht abfangen, deshalb wurden ihm zufolge in Orte ohne Kirche diese Kapellen gesetzt. 80 in ganz Schleswig-Holstein. „Diese Kapellen werden die ersten sein, über die man jetzt nachdenkt“, so Funck. Zwei Entwidmungen im Kirchenkreis: Loose und Eckernförde: Zwei der insgesamt 22 Kapellen im Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde befinden sich bereits im Entwidmungsverfahren. Das 1964 errichtete Haus in Loose verliert am 20. September mit einem Gottesdienst seine sakrale Funktion. Im Anschluss kauft die Kommune das Gebäude und baut es zum Kindergarten um. Auch für die bereits seit Jahren nicht mehr genutzte Friedhofskapelle am Saxtorfer Weg in Eckernförde wurde das Verfahren aufgenommen. Wann sie entwidmet wird und was daraus werden soll, ist noch offen. Laut Propst Sönke Funck wird über die Entwidmung höchstens einer Handvoll weiterer Kapellen im Kirchenkreis gesprochen. Das sei jedoch Sache der Gemeinden als Eigentümerinnen. Kirche trennt sich von Gemeindehäusern und Pastoraten: Über die Schließung von Gotteshäusern zu sprechen, sei immer ein Drama. Viele Menschen haben laut Funck durch Taufe, Konfirmation, Heirat und Beerdigung eine besondere Beziehnung zu den Häusern, die auch ein kulturelles Erbe darstellten. Deshalb stehe auch keine der Kirchen auf dem Prüfstand. Größere Effekte verspricht Funck sich davon, die Gebäude ohne sakrale Funktion in den Blick zu nehmen – etwa Gemeindehäuser und Pastorate. Mit dem Regionenprozess – der Zusammenlegung von Gemeinden – komme es ohnehin zu einer Reduzierung der Pfarrstellen, so der Propst. Lesen Sie auch: Propst Sönke Funck im Interview über die drängenden Probleme der Kirche. Mehr Nachrichten aus Eckernförde und Umgebung finden Sie hier.