Keine Kreuzfahrer, volle Strände und Baustellen in Eckernförde: Jahresrückblick für 2020

Keine Kreuzfahrer mehr in der Eckernförder Bucht. Die Stadt verbannt die weißen Ozeanriesen, die seit fünf Jahren das Ostseebad auf ihren Nord-Routen zum Ziel einer Stippvisite hatten. Mehrheitlich erteilt die Ratsversammlung den Reedereien eine Absage. Die Begründung: Der Kreuzfahrt-Tourismus lasse sich nicht mit dem nachhaltigen Ansatz des Fremdenverkehrskonzepts „Eckernförde 2030“ vereinbaren und auch nicht mit den Klimaschutzzielen der Stadt. Die älteren der „schwimmenden Hotels“ gelten als CO2- und Feinstaubschleudern. Mit dem Beschluss werden weitere geplante Anläufe geprüft sowie mögliche Absagen rechtlich und wirtschaftlich bewertet. Ab 2022 sollen dann gar keine Kreuzfahrtschiffe mehr in der Bucht vor Anker gehen. Green Screen: weniger Kino, mehr digital: Green Screen geht in Zeiten von Corona neue Wege. Das Festival zeigt, dass es flexibel auf veränderte Gegebenheiten reagieren kann. Die Preisverleihung wird online übertragen. Dafür moderiert Festivalleiter Dirk Steffens aus einem improvisierten Fernsehstudio im Ostsee-Info-Center. Zuvor waren die Filmvorführungen auf zwei Standorte in der St.-Nicolai-Kirche und dem „Carls“ reduziert worden. Gleichzeitig konnten täglich neue Naturfilme auf der Internetseite des Festivals abgerufen werden. Trotz aller Schwierigkeiten wurde Green Screen dank des Einsatzes aller Mitarbeiter und Helfer zum Erfolg. 5500 Gäste besuchten die Filmveranstaltungen, weitere 10000 griffen auf die Online-Angebote zu. Verlegung des Hundestrands als Zankapfel: Der Hundestrand zwischen „Seegarten“ und WTD 71 ist den Hundehaltern in Eckernförde lieb und teuer. Als die Eckernförde Touristik & Marketing GmbH vorschlägt, den Hundestrand an den südlichen Teil des Südstrands zu verlegen und dafür am alten Standort einen Jugendstrand einzurichten, erheben sich kritische Stimmen. Gerade für ältere Hundebesitzer sei der Weg aus der Stadt zum Südstrand zu weit, heißt es. Der Standort sei zu abgelegen. Andere dagegen freuen sich über die Parkmöglichkeiten am Südstrand. In diesem Dilemma findet der Ausschuss für Jugend, Kultur, Bildung und Sport Anfang Dezember eine Lösung: Der Hundestrand bleibt, wo er ist, und der Jugendstrand kommt an den Abschnitt am Kurpark. Millionen-Baustelle Marinestützpunkt Eckernförde: Der Marinestützpunkt ist auch in 2020 eine Baustelle. Rund 400 Millionen Euro fließen in den Ausbau des Bundeswehrstandortes. Einschließlich Preußerkaserne soll Eckernförde auf über 4000 Dienstposten anwachsen. Dickster Brocken ist die Sanierung der Ostmole, die fast 80 Millionen Euro kosten wird. Während hierfür die Vorarbeiten begonnen haben, ist die Sanierung der Taucherübungshalle schon fortgeschritten. Ein Probebefüllen des neuen Edelstahlbeckens ist erfolgreich. Fortgesetzt wird der Bau von Unterkünften. Ferner ist geplant, die Hauptwache zu verlegen. Dann soll der Jungfernstieg Höhe Klärwerk gesperrt werden. Die grundlegende Infrastruktur des Stützpunkts soll bis 2035 fertiggestellt sein. Ausbau Nicolaistraße auf 2021 verschoben: Der barrierefreie Ausbau der Nicolaistraße, der bereits mehrfach verschoben worden war, kommt ins Stolpern. Auf Bitten der Kaufmannschaft verschiebt die Ratsversammlung das Projekt noch ein letztes Mal um ein Jahr. Zuvor hatten die Geschäftsleute gemeinsam mit CDU, SSW, FDP und der unabhängigen Ratsfrau Doris Rautenberg einen Kompromiss ausgehandelt, der auch die Bauzeit verkürzt. Mit dem darauf folgenden Beschluss des Rates zog die Interessengemeinschaft Nicolaistraße ihr Bürgerbegehren zurück. Die Zuschüsse des Landes in Höhe von 250000 Euro bleiben auch im kommenden Jahr erhalten. Baustart ist November 2021, die Gesamtkosten liegen bei rund einer halben Million Euro. Sanierung Stadthalle liegt im Plan: Leer ist in diesem Jahr der Veranstaltungskalender der Eckernförder Stadthalle. Die Sanierung von Eckernfördes Kulturzentrum, das noch aus den 1970er-Jahren stammt, läuft auf Hochtouren. Hülle und Technik der Halle werden grundlegend aufgefrischt. Bis zum 1. Mai sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Die Kostengrenze von gut sechs Millionen Euro kann bislang eingehalten werden. Auch für das Stadthallenrestaurant zeichnen sich Neuerungen ab. Die Gastronomie wurde neu ausgeschrieben und ist an zwei Pächter aus Norderstedt vergeben worden. Rajas Thiele-Stechemesser und Francis Stechemesser wollen das Restaurant in ein Brauhaus mit vielen Bier-Spezialitäten aber auch regionaler Küche verwandeln. Ansturm auf Eckernfördes Strände: Auch wenn der Sommer kein „Super-Sommer“ ist, werden Eckernfördes Strände in dieser Saison gestürmt. Freie Parkplätze sind an den Wochenenden schon am Vormittag Mangelware. Da in Corona-Zeiten das Verreisen eingeschränkt ist, drängen die Menschen aus dem Inland an die Ostsee. Eckernförde arbeitet unterdessen daran, den Parkdruck auf die Innenstadt zu reduzieren. Dafür sollen bisher öffentliche Altstadt-Parkplätze in Anwohner-Parkplätze umgewandelt werden. Kritisch sieht das der Wirtschaftskreis Eckernförde, der eine „Verkehrswende mit der Brechstange“ befürchtet. Im Rahmen der Haushaltskonsolidierung wird zudem an den Parkgebühren gedreht. Sie steigen um 50 Cent die Stunde. Corona-Demos in der Kritik: Auch in Eckernförde entwickeln sich Corona-Demos. Organisator ist die Initiative „Aufstehen für Freiheit“ von Leif Hansen und Jana Hentschke aus Taarstedt. Anfangs trifft man sich noch im kleinen Kreis auf dem Rathausmarkt. Später werden die Kundgebungen an die Hafenspitze verlegt. Teils kommen hier mehrere hundert Menschen zusammen. Gleichzeitig formiert sich eine Gegen-Initiative „Pro Wissenschaft“. Zur offenen Konfrontation mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft kommt es, als Hansens Initiative vor dem Eckernförder Schulzentrum die Maskenpflicht für Schüler in Frage stellt. Die GEW wirft ihr vor, die Kinder zu instrumentalisieren, während die Infektionszahlen stiegen.