Leidenschaft : Lisa Kruse aus Neudorf-Bornstein fliegt auf Greifvögel

Während Altersgenossen von einem Hund oder Katze als Haustier träumten, wollte Lisa Kruse schon als Kind gern Falknerin werden. Ihre Leidenschaft entflammte bei einem Besuch mit ihrer Mutter im Wildpark Eekholt. Fortan lag sie ihren Eltern mit dem Wunsch nach einem Haustier in den Ohren. Um ihr Verantwortungsgefühl zu beweisen, bekam sie zunächst einen Urzeitkrebs (Triops). „Ich nannte ihn Rennauto“, denkt die gelernte Maler- und Lackiererin schmunzelnd zurück. Es folgten Meerschweinchen und Stabheuschrecken. Doch blieb ihre Faszination für Greifvögel bestehen. Für deren Haltung ist allerdings eine Ausbildung erforderlich. Erst machte Lisa Kruse einen Jagd- (2016) und dann einen Falknerschein (2017). Lisa Kruse: Ihr erster Greifvogel war ein Steinadler: Ihr erster Greifvogel war Horus. Den Steinadler, den sie liebevoll „mein Dickerchen“ nennt, hält die Falknerin in der ländlichen Idylle von Bornstein. Auf dem Hof wohnt sie zur Miete. Zudem hat Lisa Kruse noch ein spanisches Wanderfalken-Weib, zwei Wüstenbussard-Weiber (Harris-Hawks), ein Sakerfalken-Weib und einen Habicht. Bei der Haltung der Greifvögel befolge sie streng die gesetzlichen Vorgaben, betont die Falknerin. Im Garten gibt es Schutzhütten und Sitzgelegenheiten, Langfesseln dienen zur Sicherung der Tiere, damit niemand ausbüxt. „Die Tiere sind kerngesund“, sagt die Jägerin, die unter anderem auf makelloses Gefieder, Spielverhalten und gesunden Appetit ihrer Lieblinge verweist. Auf deren Speiseplan stehen Kaninchen, Geflügel, Eintagsküken und Wild. Ein Wüstenbussard wegen eines Beinbruchs zum Tierarzt: Die monatlichen Futterkosten beziffert Lisa Kruse mit rund 60 Euro. Hinzu kommen mitunter Ausgaben für Tierarztbesuche. So musste ein Wüstenbussard wegen eines Beinbruchs in Behandlung. Einem Turmfalkennestling, der bei ihr zu Gast war, lag ein Speiballen (auch Gewölle, unverdauliche Nahrungsreste) aus Fell schwer im Magen. Ihr Tierarzt ist in Kiel. Daher unternimmt die Falknerin mit ihren Vögeln manchmal einen Ausflug in die Landeshauptstadt. „Es ist auch ein Training für die Tiere, wenn ich mit ihnen Zug fahre oder spazieren gehe“, erklärt Lisa Kruse. Mit Steinadler im Zug - das sorgt für Irritationen: Sie nimmt den Greifvogel dann auf die Faust. Dazu trägt die Falknerin einen speziellen Handschuh aus Leder, woran sich Langfessel und Geschühriemen befinden – damit behalte sie das Tier unter Kontrolle. Nun ja, wenn sie mit Steinadler Horus im Zug nach Kiel sitze, sorge das beim Bahnpersonal durchaus für verdutzte Blicke. Auch die Polizei habe schon mal nachgehakt, was sie denn mit einem Greifvogel an den Bahnhof verschlagen habe. „Ich habe kein Auto“, sagt Lisa Kruse. Nach ihrer Darstellung reagieren die meisten Zuggäste oder Passanten neugierig. „Ein Foto kann man machen, anfassen geht nicht“, erklärt sie. Ebenso kommt es vor, dass sie von Fremden beschimpft werde, die die Haltung von Greifvögeln kritisch sehen. Ihnen entgegnet Lisa Kruse: „Die Tiere kommen nicht aus der freien Natur, sondern sind allesamt Nachzuchten.“ Wüstenbussard-Weib Lotara wurde aufgepäppelt: Als sie Wüstenbussard-Weib Lotara vor gut einem Jahr bei sich aufnahm, sei diese in einem schlechten Zustand gewesen. Sie päppelte den Greifvogel, der Geschwüre an den hinteren Fangklauen und ein kaputtes Gefieder hatte, wieder auf. „Sie sind für mich keine Prestigeobjekte“, unterstreicht die Falknerin. Sie spricht von einer tiefen Zuneigung zu den Tieren. Ihr pubertierender Steinadler Horus reagiere geradezu beleidigt, sobald er sich vernachlässigt fühle. Ganz ohne Kratzer oder Bisse ist ihr Zusammenleben mit Greifvögeln nicht denkbar. „Manchmal sind sie positiv aufgedreht.“ Hoch im Kurs steht Schmusen: Wüstenbussard „Amberly“ lege sich gern auf ihren Schoß, erzählt die Falknerin, „sie mag es, gestreichelt zu werden“. Weitere Nachrichten aus der Region Lesen Sie auch: Unfall in Holtsee - Seeadler fliegt in Windkraftanlage und stirbt Burg: Taubenzüchter wollte Greifvögel fangen - Jetzt droht Strafe Rekord für Schleswig-Holstein: 135 junge Seeadler im Norden