Levsen, Chef von Denker & Wulf, sieht gute Chancen für die Windbranche

Herr Levsen, nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern auch in Deutschland stockte 2019 der Ausbau der Windkraft. Betraf das auch Denker & Wulf? Torsten Levsen: 2019 haben wir keine neue Anlage in Schleswig-Holstein errichtet und auch keine weitere Genehmigung dafür erhalten. In diesem Jahr rechnen wir mit fünf bis 25 Anlagen. Grund dafür ist das seit 2015 geltende Moratorium für den Windkraftausbau, dass neue Anlagen nur noch mit Ausnahmegenehmigungen zulässt, welche seitens der Landesregierung jetzt aber in Aussicht gestellt wurden. Zum Glück setzen wir seit Jahren auch auf den eigenen Anlagenbetrieb. Unsere regelmäßigen Einnahmen aus dem Stromverkauf ermöglichen es, unsere 120 Mitarbeiter zu beschäftigen. Aktuell planen wir zwar viel, können die Abschreibung unserer Windparks derzeit aber nicht in neue Projekte reinvestieren. Langfristig habe ich allerdings eine positive Zukunftserwartung. Warum? Für den Ausbau der regenerativen Energien und der Windkraft spricht der inzwischen verbreitete gesellschaftliche Wunsch, mehr für den Klimaschutz zu tun. Wenn Erdöl und Kohle ersetzt werden sollen, wird Wind einen fundamentalen Beitrag für die Energieversorgung leisten müssen. Bereits heute ist die Windenergie größter Erzeuger am deutschen Strommarkt und hat die Braunkohle mit 126 Terawattstunden Einspeisung hinter sich gelassen. Dabei gilt: Alles Gute bringt auch Begleiterscheinungen mit sich – die Windenergieanalgen kommen dann auch zu den Menschen. Doch was ist das in Vergleich zu dem, was der Erde durch die Erdölförderung angetan wurde? Wer ernsthaft Klimaschutz will, muss als Folge auch Windräder in der Region akzeptieren. Wie stehen Sie zum neuen Regionalplanentwurf? Der Plan gibt klare Regeln vor und sorgt ganz allgemein für Sicherheit. Erfreulich aus unserer Sicht ist, dass in Holtsee und Lindau ein neues Vorranggebiet angedacht ist. Dort planen wir den Bau von neun 6-Megawatt-Anlagen. Andererseits ist die Potenzialfläche im Norden Sehestedts im neuen Entwurf nicht mehr ausgewiesen. Am dort seit 2015 laufenden Windpark mit vier Rädern ist Denker & Wulf beteiligt. Die Ablehnung erfolgte, weil es aus Sicht des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts „durch Lichteinflüsse der Luftfahrthinderniskennzeichnung der errichteten Windkraftanlagen zu Überlagerungen mit Schifffahrts- und Signalzeichen auf dem Nord-Ostsee-Kanal kommt“. Die Entscheidung hat mich entsetzt. Denn bislang war die Nachtbefeuerung dort kein Problem. Da die Bundesregierung Windparkbetreiber zurzeit verpflichtet, die Anlagen künftig mit einer bedarfsgesteuerten Nachtkennzeichnung auszurüsten, dürfte sich dieser Einwand ohnehin bald erledigt haben und die Fläche wieder in den Regionalplan kommen. Unabhängig vom Regionalplanentwurf darf der Park aber weiter betrieben werden, solange sich die Stromproduktion rechnet. Ich gehe noch von 20 Jahren Laufzeit aus. Lesen Sie auch: Schlaflos in Holtsee durch Windkraft? Auf welche Entwicklung hoffen Sie in diesem Jahr in Schleswig-Holstein? Das Moratorium soll Ende des Jahres auslaufen. Ich hoffe, dass die angekündigten Ausnahmegenehmigungen nun auch erteilt werden. Wir haben zahlreiche Anträge gestellt. Welchen Herausforderungen muss sich Denker & Wulf stellen? Mit dem absehbaren Auslaufen von Atomkraft und Kohle gewinnt Windenergie auch bei den großen Energieversorgern immer mehr an Bedeutung. Wir müssen den Investoren deutlich machen, dass es besser ist, einen Partner mit Bezug zur Region und festen Ansprechpartnern zu haben als einen anonymen Konzern. Auch die Anforderungen zum Errichten der Anlagen sind gestiegen. Im Vergleich zu 2012, als der letzte Regionalplan in Kraft trat, hat sich allein der Zeitaufwand für die Planung verdoppelt. Weil wir nicht reinvestieren konnten, haben wir Geld in neue Bereiche gesteckt. Dazu zählt ein CO2-neutrales Rechenzentrum, welches mit regenerativ erzeugtem Strom betrieben wird. Ein weiteres Stichwort ist die innovative Kraft-Wärme-Kopplung, die nicht nur ein Mehr an CO2-Einsparung bringt, sondern auch als Stromlückenfüller dienen kann. Weitere Nachrichten aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde lesen Sie hier.

Interview: Denker & Wulf - Wie geht es weiter mit der Windkraft?