Marine im Krisen-Modus: Der Landgang ist in Corna-Zeiten tabu

Die Marine muss die Verteidigungsfähigkeit sicherstellen und gleichzeitig ihre Soldaten vor Corona schützen. Ein Drahtseilakt? Bastian Fischborn: Für uns zählen als Priorität die Einsatzbereitschaft und der Schutz der Besatzung. Dazu kommt das Aufrechterhalten von Einsatz-, Übungs- und Ausbildungsvorhaben. Und das gelingt uns sehr gut. Ich merke das zum Beispiel daran, dass an diesem Tag eine zweistellige Anzahl von Booten und Schiffen in See steht. Wir besetzen alle Marine-Verbände der NATO sowohl im Mittelmeer als auch in Nord- und Ostsee. Und wir haben akut keinen Fall in der Marine, in dem ein Schiff oder Boot in Folge der Infektion eines Einzelnen in Isolation oder Quarantäne ist. Vor wenigen Tagen machte der französische Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ Schlagzeilen. Mehr als 1000 Besatzungsmitglieder waren infiziert. Ein Szenario, das auch die Deutsche Marine treffen könnte? Die Fälle sowohl der französischen Kameraden als auch der amerikanischen auf der USS „Theodore Roosevelt" zeigen, wie gefährlich die Infektion generell an Bord eines Schiffes sein kann. Die Infektion eines Einzelnen bedeutet für ein Schiff eine Quarantäne für alle. Es gibt aber auch einen positiven Aspekt: Wenn eine Besatzung keine Außenkontakte hat und im Hafen nicht an Land geht und länger als 14 Tage zur See fährt, dann hat sie bereits einen Isolationszeitraum gemeinsam hinter sich gebracht. Man hört wenig von Corona-Kranken in der Marine. Wie viele Soldaten wurden positiv getestet? Man hört deshalb wenig, weil es nur wenige gibt. Wir haben in der Marine fünf bestätigte Corona-Fälle, die sich alle in Quarantäne und medizinischer Beobachtung befinden. Wir haben weiter 15 Personen in Isolationen, entweder vorsorglich, weil ein Kontakt mit einem Corona-Verdachtsfall bestanden hat, oder es sind Rückkehrer, die beispielsweise aus dem Ausland von einer Dienstreise zurückkamen und sich dementsprechend in eine Isolation begeben müssen. Die Zahl mit fünf bestätigten Corona-Fällen in der Marine ist sehr niedrig. Der Einsatz- und Übungsbetrieb wird dadurch nicht beeinflusst. Da sind wir auch stolz drauf, denn es zeigt, dass es uns gut gelingt, den sprichwörtlichen Abstand einzuhalten. Gerade auf U-Booten sind die Besatzungen auf engstem Raum zusammen. Wie steht es hier um den Infektionsschutz? Das U-Boot ist der Extremfall. Der Einzelne hat hier wenig Platz. Grundsätzlich ist es so, dass Marineschiffe, egal wie groß sie sind, extrem saubere Orte sind. Auf Marineschiffen wird mehrmals am Tag Reinschiff gemacht. Es sind überall Desinfektionsmittel verfügbar. Auf Schiffen und Booten ist zudem das Verhältnis zwischen Sanitätspersonal und potenziellen Patienten viel besser als in der Öffentlichkeit. Auch auf einem U-Boot kann man vor der Essensausgabe Abstandsstreifen auf den Boden kleben. Besatzungen teilen sich in Schichten auf. Auf einem U-Boot sehen die knapp 30 Soldaten immer so zehn bis zwölf Menschen in ihrer Wache. Und die sind an verschiedenen Ort verteilt. In der Kombüse, in der Heizerei oder in der Zentrale. Dennoch ist es extrem schwer, Abstand zu halten. Wir müssen es ergänzen auch um Maßnahmen im Inlands- und Auslandshafen. Im Inland gilt, wenn ein Soldat nicht zur Vorbereitung der nächsten Seereise unbedingt gebraucht wird, ist er in Rufbereitschaft zu Hause. Und im Ausland gilt in diese Zeiten: Kein Landgang, um nichts von außen in die Besatzung einzutragen. Im Marinestützpunkt Eckernförde gibt es auch eine Sanitätseinheit. Welche Möglichkeiten bestehen hier, Soldaten zu testen? Grundsätzlich sind alle unsere Sanitätsgruppen auch im Corona-Betrieb. Gleichzeitig wird der Normalbetrieb aufrechterhalten. Natürlich können wir in den Marinestützpunkten testen und geben die Tests an ein lokales Labor oder an das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr weiter. Es gibt sogar ein Schiff der Marine, den Einsatzgruppenversorger „Berlin“, der ein eigenes Labor an Bord hat. Covid-19-Diagnostik auf hoher See. Ein Sonderfall. Ich weiß nicht, ob es ein anderes Kriegsschiff weltweit gibt, das dies kann. Ansonsten gibt es noch keine einfachen Schnelltests, die für die Anwendung an Bord geeignet wären. Hat Corona Auswirkungen auf den Übungs- und Ausbildungsbetrieb der Marine? Der Einsatz-, Übungs- und Ausbildungsbetrieb läuft zunächst weitgehend unbeeindruckt weiter. Und wir werden auch in Zukunft sehen, dass Manöver wie Baltops weiter stattfinden. Am ersten Juni-Wochenende wird der Baltops-Verband vor Beginn des Manövers in Kiel zusammengezogen, aber die Besatzungen bleiben an Bord. Es wird auch keine großen Konferenzen zu Beginn geben. Alle Übungen, bei denen sich Menschen begegnen, sind aus dem Katalog gestrichen. Beispielsweise das Abbergen ganzer Besatzungen. Technische Vorgänge wie das Längsseitsgehen in Fahrt oder das Betanken in See sind nach wie vor machbar, ohne dass sich Menschen begegnen. Befinden sich momentan U-Boote oder Schiffe des Eckernförder Stützpunkts in See und dürfen sie fremde Häfen anlaufen? Ja, es sind Eckernförder Einheiten in See. Und grundsätzlich können Schiffe fremde Häfen anlaufen. Aber es gibt keine Begegnung mit Personal in fremden Häfen. Dinge wie Landgang, ins Kino gehen, Essen beim Bürgermeister oder Einladung von diplomatischen Gästen finden nicht statt. Es gibt derzeit keinen gegenseitigen Austausch. Wenn Minenabwehreinheiten aus Kiel mit Minentauchern aus Eckernförde an Bord vom Manöver Open Spirit zur Beseitigung von Munitions-Altlasten in der Ostsee zurückkehren, werden sie keinen Auslandshafen gesehen haben. Zu guter Letzt die Maskenfrage: Tragen auch Marinesoldaten Mund-Nasen-Schutz und steht er ausreichend zur Verfügung? Die Bundeswehr wird wiederverwendbaren Mund-Nasen-Schutz zentral für alle Angehörigen der Bundeswehr beschaffen. Damit ist in den nächsten Wochen zu rechnen. Soldaten können sich im Moment behelfen, in dem sie ihre Flammschutzhauben, die nur die Augen freilassen, oder Schals bei Bedarf tragen. Das ist nichts Neues. Auf Gefechtsstation beispielsweise ist es die Besatzung durchaus gewöhnt, mehrere Stunden lang die Flammschutzhaube zu tragen. Newsletter der Kieler Nachrichten Kennen Sie schon die Post aus dem Newsroom? Den kostenfreien Newsletter der Kieler Nachrichten versenden wir Mo-Fr ab 17 Uhr. Hier können Sie sich für unser Mailing anmelden. Sie interessieren sich für Holstein Kiel? Dann melden Sie sich hier für den Newsletter " Holstein Kiel - Die Woche " kostenfrei an. Versand: jeden Freitag, 11.30 Uhr. Lesen Sie auch: Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein So viele bestätigte Corona-Fälle gibt es in Schleswig-Holstein Handel in Corona-Zeiten: Hier können Sie am Sonntag in SH einkaufen Corona-Maskenpflicht: Hier können Sie in Kiel Schutzmasken kaufen Rettungshubschrauber aus Rendsburg: Isoliertrage schützt Crew und Patienten vor Corona Profitieren Spiele-Entwickler aus Kiel von der Corona-Krise? OVG entscheidet: Designer-Outlet-Center in Neumünster darf wieder öffnen Top-Stars verschieben ihre Shows in Kiel Verstoß gegen Corona-Maßnahmen: Nordfriesen stecken sich beim Grillen an Regeln für Gastronomie gelockert: Restaurant-Inhaber in Kiel weiter in Sorge Wegen Corona: Getränkehersteller Behn aus Eckernförde in schwerer See Infektionsschutz im Kreis Segeberg: Muss die Bundeswehr helfen? 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April: Komödiantin Rafaela Schwarzer auf der KN-Bühne Freitag, 3. April: Musikerinnen Sophia und Bettina Günst auf der KN-Bühne Sonnabend, 4. April: Poetry Slamer Björn Högsdal auf der KN-Bühne Sonntag, 5. April: Intendant und Schaupsieler Tadeusz Galia auf der KN-Bühne Dienstag, 7. April: Musiker Peter Widereck auf der KN-Bühne Mittwoch, 8. April: Bauchredner Benjamin Tomkins auf der KN-Bühne Donnerstag, 9. April: Pianist Jens Schliecker auf der KN-Bühne Freitag, 10. April: Bühnenkünstlerin Kati Luzie Stüdemann auf der KN-Bühne Sonnabend, 11. April: Schauspielerin und Sängerin Viola Schnittger auf der KN-Bühne Sonntag, 12. April: Ozeanpianist Markus Jan Weber auf der KN-Bühne Dienstag, 14. April: Musical-Sängerin Claudia Piehl auf der KN-Bühne Mittwoch, 15. April: Clown Heiko Mielke auf der KN-Bühne Donnerstag, 16. April: Musiker Frederik Kleinschmidt auf der KN-Bühne Freitag, 17. April: Martine Lestrat erzählt von den Tücken der deutschen Sprache Sonnabend, 18. 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