Nach Wildunfall in Schwedeneck: Wie Damwild-Kalb Elli die Freiheit entdeckt

Im Sommer 2020 war das kleine Damwild-Kalb im Dänischen Wohld an der Seite seiner Mutter unterwegs gewesen. Schnell querten die beiden eine Straße. Aber das kleine weibliche Tier, im Juni gesetzt - so heißt "geboren" in der Jägersprache -, war noch nicht schnell genug auf seinen Beinchen. Das nahende Auto erfasste das Kalb. Es wurde verletzt und verlor am Straßenrand das Bewusstsein. "Die Mutter muss ihr Kalb noch begutachtet und beschnuppert haben", vermutet Christopher von Dollen. "Aber weil sich das Kleine nicht mehr regte, muss sie es für tot gehalten haben. Sie zog allein weiter." Verursacher des Wildunfalls im Dänischen Wohld meldete sich nicht: Der Verursacher des Wildunfalls hatte quasi Unfallflucht begangen. Er hätte normalerweise anhalten müssen. Und er hätte einen Jäger oder die Polizei über den Vorfall informieren müssen, wenn er den Zusammenprall mit einem Tier bemerkt haben sollte. Lesen Sie auch: Hofidylle zum Anfassen auf Gut Birkenmoor "Das war nicht der Fall", bestätigt der Berufsjäger. Er bekam wenig später trotzdem einen Anruf, er möge zur Unfallstelle eilen. Andere Verkehrsteilnehmer hatten das scheinbar leblose Damwild-Kalb nämlich am Straßenrand entdeckt. "Das Tier war bewusstlos. Aber es lebte und schien so weit in Ordnung, dass man es retten konnte", berichtet der Revieroberjäger. "So übernahm ich die Rolle des Ersthelfers und habe es zuerst mit Wasser versorgt." Kurz darauf informierte er das Tierschutzzentrum Weidefeld in Kappeln. Tierheim Weidefeld in Kappeln päppelte Damwild-Kalb aus Grönwohld auf: Die Einrichtung des Deutschen Tierschutzbundes kümmert sich unter anderem um Wildtiere, die nicht mehr in freier Wildbahn zurechtkommen. Das kleine Damwild-Kalb aus dem Dänischen Wohld bekam den Namen Elli und wurde mit Ziegenaufzuchtmilch aus der Flasche aufgepäppelt. "Elli bekamt vor dem Unfall ja noch Milch von der Mutter", erläutert ihr Retter. "Das Tier hat sich schnell und gut erholt. Trotzdem musste es fast neun Monate in Weidefeld bleiben - mit dem Ziel, das Tier wieder auszuwildern." Lesen Sie auch: Im Segelclub Eckernförde schweben wieder die Jachten Warum so lange? Von Dollen: "Elli wäre noch Monate auf ihre Mutter angewiesen gewesen. Und andere Damtiere - so heißen die weiblichen Exemplare -, hätten kein fremdes Kalb akzeptiert. Erst im zeitigen Frühjahr wird der Nachwuchs selbstständig und findet sich in eigenen Gruppen von Schmaltieren und -spießern zusammen, den einjährigen weiblichen und männlichen Damwild." Damwild: Ohne Rudel geht gar nichts Damwild gehört zur Familie der Hirsche. Die Tiere sind größer als Reh, aber kleiner als Hirsche. Männchen wiegen bis zu 110 Kilogramm, Weibchen bis zu 55 Kilogramm. Der Damhirsch tragen ein schaufelförmiges Geweih. Im Sommer trägt Damwild ein hell-rostbraunes Fell mit Reihen von weißen Flecken. Auf der Mitte des Rückens verläuft ein dunkler Strich. Unübersehbar ist die weiße Partie am Ende, der Spiegel. Das Winterfell ist auf dem Rücken und an den Seiten schwärzlich. Die Tiere leben immer im Rudel. Weibchen und Männchen bilden dabei getrennte Gruppen. Nur zur Paarungszeit im Herbst treffen sie zusammen. Damwild wird 15 bis 20 Jahre alt. Damwild-Kalb Elli ist jetzt im Hegelehrrevier Grönwohld in Freiheit: Deshalb ist Elli erst vor Kurzem im Hegelehrrevier Grönwohld des Landesjagdverbands, mitten im Naturschutzgebiet also, ausgewildert worden. Hier lebt aktuell ein Rudel Damwild von etwa 40 Stück. "Den Schutz des Rudels brauchen vor allem die Jungtiere", betont der Jäger. "Sind sie einzeln unterwegs, werden sie leicht Opfer von Hunden, die von ihren Besitzern von der Leine gelassen werden." Lesen Sie auch: Mehr Sicherheit für die Bus-Schüler Da Elli Menschen gewohnt ist und mit ihnen auch Futtergaben verbindet, suchte sie zunächst mehrfach die Nähe des Revieroberjägers, wenn er im Wald unterwegs war. "Sie kam direkt angelaufen", erzählt er. "Das wird sie verlernen, wenn sie im Rudel richtig angekommen ist. Gleichwohl spaziert sie momentan auch noch mal über den Campingplatz Grönwohld." Das junge Damtier Elli mit den roten Ohrmarken braucht seine Ruhe : Tatsächlich hätten ihr Camper auch Futter gegeben. "Das ist aber eine große Gefahr für so ein Tier, weil es dann immer wieder den Schutz der Gruppe verlässt." Die große Bitte des Revierleiters heißt also: "Bitte locken Sie das scheinbar so zutrauliche Tier nicht, füttern sie es auf keinen Fall. Zu erkennen ist Elli leicht. Sie trägt rote Ohrmarken." Auch dank der Wildtierkamera im Revier weiß von Dollen, dass es Schmaltier Elli inzwischen richtig gut geht. Und, dass sie offensichtlich Anschluss an Ihresgleichen findet. Ab und zu nimmt das Gerät sie auf, wenn sie wieder mal vorbeizieht.