Öko-Hof in Groß Wittensee: Schritt in die Selbstständigkeit

Zu einer Info-Veranstaltung kamen am Sonnabend rund 100 Besucher aus der ganzen Region. In der Scheune herrschte großer Andrang. „Das ist echt cool“, staunte Wendel, „wir haben große Lust, einen Betrieb zu gründen.“ Der 31-Jährige und seine Partnerin haben den bisher konventionell bewirtschafteten Betrieb gepachtet - fünfeinhalb Hektar Acker und ein halber Hektar Grünland. Bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen erläuterten die Gemüsebauern nun ihr Solawi-Konzept. „Wir wollen Öko-Landbau betreiben“, erklärte Bremer. Das Paar, das jahrelang Praxiserfahrungen in unterschiedlichen Betrieben gesammelt hat, möchte die komplette Palette von Salat, Spinat, Tomaten, Paprika, Zwiebeln, Gurken, Kräuter, Kohl, Auberginen, Möhren, Fenchel bis Kartoffeln ernten. Beim Anbau verzichten sie auf chemischen Pflanzenschutz und Dünger, setzen stattdessen auf „mechanische Unkrautregulierung“. Zudem wollen die Bauern Legehennen zur Düngergewinnung halten. Die erste Ernte ist für April 2020 anvisiert. „Wir wollen das ganze Jahr über Gemüse bereitstellen“, so die 34-Jährige. Deshalb werde auch Ernte eingelagert. So funktioniert solidarische Landwirtschaft: Wie funktioniert nun solidarische Landwirtschaft (Solawi)? Ganz einfach: Lebensmittel werden nicht über den Markt vertrieben, sondern fließen in einen eigenen, durchschaubaren Wirtschaftskreislauf, der von den Verbrauchern mitorganisiert und finanziert wird. „Der Hof wird von den Menschen getragen, die er ernährt“, erläuterte Wendel. Die beiden Bio-Gemüsebauern streben an, 60 bis 80 Anteile an „Solawi“-Mitglieder auszugeben. Ein Anteil entspricht etwa einem Zwei-Personen-Haushalt, der sich „gemüselastig“ ernährt. „Man wird viel Gemüse bekommen“, kündigte Wendel an, „das sollte man dann auch verbrauchen.“ Ihren Ernteanteil holen die Mitglieder dann selbst auf dem Öko-Hof ab. Dafür zahlen sie einen noch festzulegenden Beitrag. Wendel: „Die Betriebskosten müssen gedeckt werden.“ „Jeder bekommt frische, vielfältige, regionale und saisonale Lebensmittel“: In einer Vollversammlung zu Saisonbeginn – im Februar – präsentiert das Paar die Anbauplanung und legt die Betriebskosten offen. Der Etat geteilt durch die vergebenen Anteile ergibt einen monatlichen Richtwert, was den Solawi-Beitrag angeht. Soweit möglich soll auf die unterschiedliche Größe der Geldbeutel Rücksicht genommen werden. In einer jährlichen „Bieterrunde“ gibt jeder Interessierte vertraulich eine Summe an. „Dann sehen wir, ob die Kosten gedeckt werden“, so Bremer. Das Paar warb für die Solawi-Vorteile: „Jeder bekommt frische, vielfältige, regionale und saisonale Lebensmittel“, betonte die Landwirtin. Mitgestaltung ist in der Hofgemeinschaft erwünscht: „Jeder ist eingeladen, sich einzubringen – dabei kann man auch gucken, was auf dem Acker passiert“, betonte Bremer. Sie kündigte Mitmachaktionen bei der Ernte an. „Mein Sohn hat gleich gefragt, ob wir auch mithelfen“, erzählte Besucherin Antje Hein aus Haby schmunzelnd. Für die 34-Jährige ist eine Solawi-Mitgliedschaft durchaus vorstellbar: „Hiesiges Gemüse, ökologisch angebaut – das ist doch sinnvoll.“ Auch Jan Lürkens aus Groß Wittensee informierte sich über das Solawi-Prinzip – und war nicht abgeneigt. „Es ist beinahe so, als würde man den eigenen Garten in professionelle Hände delegieren“, erklärte Öko-Gemüsebauer Dieter Pansegrau, der einen Einblick in die Solidarische Landwirtschaft „Schinkeler Höfe“ gab, die seit ein paar Jahren besteht. Mit Blick auf Verpackungsmüll, Landschaftspflege oder Agrarstruktur lautete seine Überzeugung: „Solawi ist nicht Teil des Problems, sondern die Lösung.“ Karin Huppelsberg aus Kosel schilderte ihre Erfahrungen mit den Schinkeler Höfen: „Mir gefällt die Gemeinschaft, es ist beinahe wie in einer großen Familie.“ Lesen Sie mehr: Erste Solawi in Giekau: "Dem Gemüse wieder einen Wert geben" Weitere Nachrichten aus Eckernförde und der Region lesen Sie hier.

Nach „Solawi“-Prinzip - Mit Öko-Hof in die Selbstständigkeit