Seniorenbeirat Gettorf zeigt Strategien gegen Einsamkeit

Papenfuß sprach über sein Essay „Der Einsamkeit entkommen!“ und über einen Verein für Nachbarschaftshilfe in Gettorf. Knapp 100 Besucher kamen zum Frühstücksforum des Gettorfer Seniorenbeirates ins Hotel Stadt Hamburg. Mit Handschlag begrüßte der Gastredner am Eingang jeden mit den Worten: „Karl-Heinz Papenfuß mein Name, ich möchte Sie heute unterhalten.“ Sein Leben ist bunt, der gelernte Buchdrucker ist ein Tausendsassa. Er war Fahrerlehrer, Bürokaufmann und Hausmann. Jetzt engagiert sich Papenfuß, dessen Leidenschaft der Fußball ist, als Vorsitzender im Büsumer Seniorenbeirat und im Seniorenparlament des Amtes Büsum-Wesselburen. Kennt so einer überhaupt die Einsamkeit? Aber ja. Einsamkeit darf kein dauerhaftes Problem werden: „Jeder war schon mal in einer Situation, in der er sich einsam gefühlt hat“, ist der Vater und Großvater überzeugt. Das gelte seines Erachtens für Alt und Jung. Es dürfe bloß kein dauerhaftes Problem werden. Papenfuß erzählt auch ganz persönliche Erfahrungen, womit er die Besucher im Saal im Handumdrehen in seinen Bann zieht: Nachdem sich seine zweite Frau von ihm getrennt hatte, fuhr er zur Ablenkung mit dem Schiff nach Helgoland. „Ich habe mich selten so einsam gefühlt“, denkt der Büsumer an die Stunden an Bord zurück. Beim Blick aufs Meer spukten plötzlich ganz düstere Gedanken in seinem Kopf. „Doch der Blick auf den Leuchtturm erleuchtete mich“, so Papenfuß. Er schöpfte letztlich wieder Hoffnung. Angeregt durch ein Buch über Einsamkeit von Autor und Psychiater Manfred Spitzer tauchte er tiefer in die Materie ein. Nachbarschaft wie früher gibt es auch in Gettorf immer seltener: Auf den Hirnforscher beruft sich Papenfuß dann auch bei den Lösungsmöglichkeiten, die er im Saal in Gettorf präsentiert. Dazu gehört nach seinen Worten das Trainieren sozialer Fähigkeiten: „Sich in andere hineinversetzen.“ Zweifelsohne sind mehr soziale Kontakte ebenfalls ein gutes Rezept. „Kommt raus aus der Hütte, sprecht miteinander“, rät die Frohnatur. Und mitunter komme auch eine Therapie infrage. Wer unter „Seelenhusten“ leide, wirke auf Mitmenschen schnell abstoßend. Ganz besonders sieht er das Erleben von Gemeinschaft als Rezept gegen Einsamkeit. Doch wie stark ist der gesellschaftliche Kitt überhaupt? Papenfuß: „Die Nachbarschaft, wie wir sie auf dem Dorf einmal kannten, gibt es doch immer weniger.“ Bei den Worten nickt so mancher zustimmend im Saal. Lesen Sie auch: Gettorfer Seniorenbeirat macht sich stark für Pflegeplätze Ein Verein kann Senioren helfen: Papenfuß wirbt dafür, den Blick für die Probleme der Mitmenschen zu schärfen. Er stellte daher besagten Verein für Nachbarschaftshilfe vor, der erst im April vergangenen Jahres im Amtsgebiet Büsum-Wesselburen gegründet wurde und schon 220 Mitglieder zähle. Zu den Angeboten gehören Fahrdienste zum Arzt, zu Behörden oder zum Einkauf. Die ehrenamtlichen Helfer unterstützen im Umgang mit Behörden, beim Schriftverkehr, bei Computer-Fragen sowie in Haus und Garten. Zudem gibt es Gruppentreffen und Spielenachmittage. Die Nachbarschaftshilfe ist Papenfuß zufolge nicht zuletzt für Menschen mit kleinem Geldbeutel und Kranke gedacht. „Wir wollen aber nicht in Konkurrenz zu Firmen treten“, so der Büsumer. Als vorrangiges Ziel des Vereins gibt er dann noch an: „Möglichst schnell überflüssig zu sein.“ Mehr Nachrichten aus Eckernförde und Umgebung finden Sie hier.

Vortrag in Gettorf - Senioren: Strategien gegen Einsamkeit