Silvester in Gettorf: So wollen die Menschen feiern

In seinem Heimatland steigt das Neujahrsfest zum Frühlingsbeginn – in der Nacht vom 20. auf den 21. März: Ali Shahrizi ist Iraner, seit gut zwei Jahren lebt der Asylbewerber in Deutschland. Seine Sprachkenntnisse sind beachtlich, der 25-Jährige singt im Gettorfer Kirchenchor. Wie im vergangenen Jahr feiere er Silvester wohl in der Familie eines Freundes, sagt er. „Letztes Jahr haben wir Fisch gegessen, Musik gehört und gesungen“, erzählt Shahrizi, der in einer Flüchtlingsunterkunft in der Gemeinde Lindau wohnt. Dann erzählt er vom Neujahrsfest in seiner Heimat – das dort „Nouruz“ heißt. „Man isst gern Fisch oder Huhn, manchmal auch beides“, berichtet Shahrizi. Allerdings gebe es im Iran regional unterschiedliche Traditionen. Silvester in Gettorf: „Früher haben wir auch gefeiert – im Saal oder bei der Feuerwehr“: Ein Brauch ist die Zubereitung des „Haft Sin“, wobei es sich um sieben Dinge handelt, die mit dem persischen Buchstaben „S“ anfangen müssen – dazu gehören ein Apfel („Sib“ - als Zeichen für Schönheit), Knoblauch („Sir“ - für die Gesundheit) und „Sekke“ (für Geld, Münze). „Es wird groß gefeiert mit Musik und Tanz“, sagt Shahrizi. Lesen Sie auch: Kater nach der Partynacht in Eckernförde Ein iranisches Ritual am Dienstagabend vor dem Nouruz-Fest erinnert ein wenig an das „Rummelpottlaufen“ Silvester: „Kinder gehen verkleidet von Haus zu Haus und bekommen Süßigkeiten“, erzählt er. Doch gerade Iraner, deren Familienmitglieder es ins Ausland verschlagen habe, feierten mittlerweile aus Verbundenheit mit den weit entfernt lebenden Landsleuten zusätzlich noch Silvester am 31. Dezember, erzählt Shahrizi. „Früher haben wir auch gefeiert – im Saal oder bei der Feuerwehr“, sagt Kathy Schwauna. Doch nun lässt es die 49-Jährige ruhiger angehen. Die Corona-Lage ändere nichts an ihren Plänen für Silvester, zumal die Betreuungskraft am Neujahrstag in einer Seniorenwohnanlage arbeiten muss. Silvester mit Hund Krümel zu Hause in Gettorf: „Wir werden zu Hause Raclette essen“, sagt die Gettorferin, die sich auf einen gemütlichen Abend mit ihrem Mann freut. Lesen Sie auch: Auf der Suche nach dem Weihnachtsgefühl Aufs Böllern verzichtet Schwauna schon aus Rücksicht auf ihren Hund: „Der verzieht sich sonst beim Feuerwerk zitternd unter den Tisch.“ Ihre Tochter Ameli hat Silvester 2019 noch den Geburtstag einer Freundin gefeiert. Diesmal möchte die 19-Jährige den Jahreswechsel mit ihrem Freund verbringen. Für 2021 wünsche sich die Teenagerin mit Blick auf die Pandemie und ihren Folgen, dass baldmöglichst wieder eine gewisse Normalität einkehre. „Ich hoffe, dass ich dann endlich meinen Führerschein zu Ende machen kann“, sagt Ameli. Was das Feiern angeht, hofft sie, dass im Sommer mal wieder eine Scheunefete möglich ist. Heike Köhrsen bleibt Silvester mit ihrem Hund Krümel zu Hause. „Ich gucke Fernsehen und mache mir einen alkoholfreien Sekt auf“, verrät die 71-Jährige. Schmunzelnd denkt die Gettorferin an Silvesterabende im Kreise der Familie mit Bleigießen & Co. zurück: „Damals habe ich meinem Vater oft Aal mitgebracht, weil er den Fisch so gern aß.“