Stranderin Ann-Christin Urbarz setzt auf Seegraskissen mit Kunstfaktor

Corona bremst gerade viele künstlerische Berufe aus. Ann-Christin Urbarz (49) nutzt die Zeit, um sich mit einem klimafreundlichen und zugleich künstlerischen Projekt selbstständig zu machen: Ab Anfang Juni möchte sie Seegras-Objekte übers Internet verkaufen. Alles aus Seegras: Kissen, Sockenfische und Raschelpuppen: Vor allem Kissen, die sie teils mit ihren maritimen Motiven bedrucken wird. Aber auch charmante Charakterfische: Die entstehen aus verwaisten Sockenpaaren – ein Phänomen, das wohl viele kennen. Und kleine Raschelpuppen möchte sie herstellen: Das war übrigens eine Idee ihrer sechsjährigen Tochter, die den Strander Strandkindergarten besucht. Gerade macht sich Ann-Christin Urbarz daran, in einer Scheune auf Gut Hohenhain in Schwedeneck ihre „Seegras Werkstatt“ einzurichten. Verkaufen wird sie ihre Produkte über das Internet. Künstlerin Ann-Christin Urbarz aus Strande setzt auf Nachhaltiges aus der Region: Aber wie ist sie überhaupt darauf gekommen, etwas aus Seegras zu schaffen? Die Künstlerin wünschte sich ein nachhaltiges Projekt aus der Region: „Da, wo ich wohne, finde ich meinen Rohstoff.“ Seegras biete vielen Lebewesen einen geschützten Rückzugsort und sei zugleich ein Anzeiger dafür, „wie es dem Meer gerade geht“. Lesen Sie auch: Die Küstenkartoffel wächst im Seegras Der 49-Jährigen geht es auch darum, mit ihrem Projekt Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit zu fördern. Das schonende Nutzen der Ressourcen vom Strand sei der beste Küstenschutz, erklärt die 49-Jährige. „Und an den Stränden bin ich sowieso immer.“ Bei der Seegras-Ernte an der Küste ist Ostwind hilfreich: Mittlerweile ist Ann-Christin Urbarz dort stets mit einem Sammelgefäß unterwegs. Im Treibsel sucht sie nach Seegras: „Dafür brauche ich Ostwind – das ist gut!“ Hauptsammelzeit für das Seegras sei „im Sommer und Herbst“, erklärt die Stranderin: „Da liegt das Seegras oft ganz rein da.“ Lesen Sie auch: Aktivregion fördert die Treibseldüne in Noer Sie sortiert noch Algen, Holz und Federn aus dem gesammelten Material und wäscht es zwei, drei Mal: „Dabei geht auch der restliche Sand raus.“ Der Duft von Seegras sei „unverwechselbar“, schwärmt die 49-Jährige: „Und es schimmelt nicht.“ Material ist besonders geeignet für Menschen mit Allergien: Das Material sei besonders geeignet für Allergikerinnen und Allergiker und frei von chemischen Zusätzen. Bei Bedarf kann man es in klarem Wasser spülen. Weil kein Tier für das Material leiden muss, bietet es sich auch für Veganer und Vegetarier an. Wer ein Seegraskissen kauft, erhält auch eine Portion zum Nachstopfen sowie Tipps zum Umgang mit dem Material. Das wird übrigens auch als Dämmstoff genutzt, weil es nicht brennt. Kissenhüllen werden in Strande genäht, die Werkstatt ist auf Gut Hohenhain: Eine Näherin aus Strande fertigt die Kissenhüllen mit Reißverschluss für Ann-Christin Urbarz. Und die wird die Kissen dann im eigens dafür beschafften alten Bauwagen aus der früheren DDR stopfen und lagern. Kurze Transportwege: Auch das ist klimafreundlich, betont die 49-Jährige. Lesen Sie auch: Kunstvolles Handwerk in der Weberkate Die Kissen seien übrigens auch für die Nutzung draußen geeignet, als Sitzkissen. Damit können sie gewissermaßen auch als „Coronakissen“ dienen, sagt Ann-Christin Urbarz augenzwinkernd: So können sich Menschen mit Abstand bequem an der frischen Luft unterhalten. Die Stranderin plant auch Seegras-Aktionen für Kinder: Viele Informationen zur Arbeit mit dem Rohstoff Seegras verdankt sie Kristian Dittmann vom losen Zusammenschluss „Ostseegras“, der selbst im Bereich der Eckernförder Bucht und der Schlei sammelt. Und sein Wissen über das Material freigiebig teilt. Lesen Sie auch: Kieler Student schreibt Masterarbeit über Treibsel Das möchte übrigens auch die Stranderin: Ann-Christin Urbarz plant, Kinder aus der Umgebung über Strandaktionen einbeziehen, denkt auch an Kooperationen mit Schulen und Kindergärten. So möchte sie das Umweltbewusstsein beim Nachwuchs fördern. Für ihr Projekt hofft sie auch auf Fördermittel von der Aktivregion.