Trotz Corona-Pandemie: Mitglieder halten Sportvereinen die Treue

Nicht nur die Wirtschaft hat mit der Corona-Krise zu kämpfen, auch die Sportvereine sind von ihr betroffen: Sportstätten sind für Individualsport gesperrt, Trainings finden nicht statt, an Wettkämpfe ist nicht zu denken. Dennoch verzeichnen die Vereine in der Region keinen erhöhten Mitgliederschwund. "Die Mitgliederaustritte sind auf einem ähnlichen Niveau wie vor Corona", sagt Hauke Peters, Vorstandsmitglied des Gettorfer Turnvereins (GTV). Das könne daran liegen, vermutet Peters, dass sich der Verein auch über den Sport hinaus in Gettorf engagiere. Was hingegen fehle, seien die Eintritte. Lesen Sie auch: Daniel Günther zum Impfdebakel: "Ich will, dass Lösungen gefunden werden" Perspektivplan: Diese Lockerungen sieht der Stufenplan vor Aktuelle Zahlen und Grafiken: So entwickelt sich das Coronavirus Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. GTV bietet Sport auch online an: Der Verein hält unterdessen dort, wo es möglich ist, ein Online-Angebot für seine Mitglieder bereit: Kinderturnen, Taekwondo oder Trainingspläne für die Mannschaftssportarten funktionieren auch virtuell. Das habe der Verein auch im ersten Lockdown im Frühjahr schon gemacht. "Im November konnten wir so von einem auf den anderen Tag über Youtube und per Stream etwas anbieten", erklärt der Vorsitzende. "Aber das ersetzt natürlich keinen gemeinsamen Sport." Trainern von Mannschaften und Sportarten, in denen nicht einfach auf online umgestellt werden kann, zahlt der Verein momentan keine Übungsleiterpauschale. Peters hofft, dass sie dennoch "wieder motiviert ans Werk gehen", sobald der Sport wieder gemeinsam stattfinden dürfe. Auch die hauptamtlich Tätigen des GTV trifft die Verlängerung der Corona-Beschränkungen, sie müssen weiterhin in Kurzarbeit bleiben. Verständnis für Profisport falle zunehmend schwer: Peters sei zwar "natürlich Fan vom Profisport" – dennoch falle es ihm zunehmend schwer, nachzuvollziehen, warum der Profisport weiter ausgeübt werden darf, während die Sportstätten sogar für Individualsport gesperrt sind. "Bei vorsichtigen Lockerungen würde ich mir wünschen, dass sie zumindest dafür geöffnet werden", sagt der GTV-Vorsitzende weiter. Auch beim Turn- und Sportverein Altenholz hielten sich die Austritte „zum Glück in Grenzen“, sagt Rolf Lorenzen, Vorsitzender des TSV Altenholz. Dennoch: "Für alle Vereine ist die Situation katastrophal." Seinen Übungsleitern kann der TSV gerade keine Vergütung zahlen. Anders als der GTV hat der TSV noch keine Online-Trainings umsetzen können. "Das ist alles mit Kosten verbunden", sagt Lorenzen. Lizenzen für Programme müssten erworben, Equipment von Trainern und Sportlern erst gekauft werden. "Wir überlegen aber gerade, wie wir das umsetzen können", sagt der Vorsitzende. Lesen Sie auch: Vereine kämpfen per Video um Mitglieder Corona: Härtetest für alle Sportvereine Wie der GTV lasse der TSV die Mitgliedergebühren nicht ruhen – lediglich der Zusatzbeitrag in manchen Sportarten werde für die Mitglieder derzeit nicht fällig. "Altenholz ist eine große Familie", erklärt Lorenzen die Solidarität der Mitglieder und Trainer trotz der anhaltenden Zwangspause. Ähnlich familiär ist es offenbar beim Eckernförder Männerturnverein (EMTV). Zumindest ist das ein Faktor, mit dem sich Andreas Kaiser, Vorsitzender des EMTV, den geringen Mitgliederschwund erklärt. Rund 1800 Mitglieder gehören dem Verein an. 141 Mitglieder zählt der Verein in diesem Monat weniger als im Januar vergangenen Jahres. "Davon sind es nur eine Handvoll, die sich wegen der Corona-Pandemie abgemeldet haben", sagt Kaiser. Die meisten Austritte hätten gewöhnliche Gründe, beispielsweise weil die Kinder sich für eine andere Freizeitbeschäftigung entscheiden. "Es fehlt der Sport, aber auch der gesellschaftliche Anker": Auch der Mitgliedsbeitrag habe keine Rolle bei der Entscheidung für einen Austritt gespielt. Die Differenz sei nur deshalb größer als gewöhnlich, weil die Eintritte in den Verein fehlten. "Wir sind aber optimistisch, dass sie wieder steigen, sobald der Sport absehbar nicht mehr eingeschränkt wird", sagt der Vorsitzende. Auch die Sponsoren hätten dem Verein die Treue gehalten, einige Mitglieder ihre Verbundenheit zum Verein sogar durch zusätzliche Spenden gezeigt. Das größere Problem sei das Fehlen der sozialen Komponente. "Es fehlt der Sport, aber auch der gesellschaftliche Anker – es fehlt die dritte Halbzeit", sagt Kaiser.