Und wieder stirbt Landgasthof: Redderkrog in Schinkel steht zum Verkauf

Der 51-Jährige wohnt mit Ehefrau Katja sowie den Kindern Fynn und Hannah vorerst noch in der Betreiberwohnung im Dachgeschoss. „Wir wollen auch weiterhin gern in Schinkel bleiben“, betont Brügmann. Doch das Kapitel als Redderkrog-Wirt ist für ihn abgeschlossen. Kaufpreis für Gasthaus mit Saal, Getränkemarkt und Wohnung: 339000 Euro. Redderkrog noch für die Politik und Stammtische offen: Eigentlich sollte der Betrieb Ende Juni schließen, so steht es auf einem Handzettel. Der Getränkemarkt, den es 42 Jahre lang gab, ist auch dicht. Doch solange das Gasthaus noch nicht verkauft ist, will Brügmann die Räumlichkeiten zumindest noch für Sitzungen der Gemeindepolitik öffnen. Auch die Stammtische wolle er anrufen. Es ist ein Abschied auf Raten. Ziehe sich der Verkauf noch länger hin, seien hin und wieder Vermietungen an Festgesellschaften denkbar. Den Gasthof aufgeben? Brügmann hat lange mit sich gerungen: Brügmann selbst hat schon eine neue Stelle, arbeitet seit Juli als Fahrer für einen Getränkelieferanten. Er habe schon längere Zeit mit dem Gedanken gespielt, einen Schlussstrich zu ziehen und den Redderkrog zu verkaufen. „Es wurde jedes Jahr weniger“, sagt der Inhaber mit Blick aufs Gastro-Geschäft, „und gleichzeitig hatten wir unsere laufenden Kosten.“ Ihm habe jedoch bislang der Mut zum entscheidenden Schritt gefehlt. „Immerhin haben meine Eltern den Redderkrog damals aufgebaut“, denkt er zurück. Zunächst begann Renate Brügmann 1978 am Haus der Familie mit dem Getränkeverkauf. Die Ware holte Ehemann Heinz abends nach der Arbeit als Betonbauer in Kiel. Als der damalige Gasthof „Zur Mühle“ im Dorf schloss, öffneten sie 1984 in einem Anbau den Redderkrog. „Meine Eltern haben mich als 14-Jährigen gefragt, ob ich den Betrieb mal übernehmen möchte“, blickt Jörn Brügmann zurück. Er sagte damals zu. Gastronomie ein Knochenjob: Nach dem Schulabschluss und einer Ausbildung zum Hotelfachmann in Kiel legte er in den 1990er-Jahren im Redderkrog als Gastwirt los. „Es hat auch Spaß gebracht“, blickt der Kröger auf schöne Stunden zurück. Allerdings ist die Gastronomie ein Knochenjob. Zwölf- bis 16-Stunden-Tage waren die Regel. Die Arbeit im Getränkemarkt begann frühmorgens – und im Wirtshaus ging das Licht mitunter erst nach Mitternacht aus. Wenn andere am Wochenende frische Energie tankten, stand Jörn Brügmann hinter dem Tresen. „Ich habe es zuletzt körperlich gemerkt“, sagt der 51-Jährige. Dann kam die Corona-Krise. Der Getränkemarkt blieb zwar offen, doch das Gasthaus musste Mitte März wegen der Pandemie vorerst schließen. „In der Zeit habe ich gemerkt, wie schön es ist, am Wochenende mal frei zu haben und bei der Familie zu sein“, erzählt Jörn Brügmann mit einem Schmunzeln. Zugleich schwante ihm, dass es im Gasthaus nicht einfacher wird. Somit stand sein Entschluss fest. Ein gravierender Einschnitt für die Gemeinde: Im Juni war der Redderkrog noch mal an wenigen Tagen geöffnet. „Da war der Laden voll“, sagt der Schinkeler. Und die Reaktionen? Das Bedauern angesichts des Verlustes fürs Dorf sei zwar groß gewesen, so Brügmann, „aber alle haben sich für uns als Familie gefreut“. „Es ist sehr schade und ein gravierender Einschnitt für die Gemeinde“, sagt Bürgermeisterin Sabine Axmann-Bruckmüller (CDU) auf KN-Nachfrage zur Schließung des Redderkrogs, gerade weil so viele Veranstaltungen in dem Gasthof über die Bühne gegangen seien. Zugleich zeigt sie Verständnis für den Schritt: „Man kann es nachvollziehen.“ Jetzt hofft Jörn Brügmann auf einen baldigen Verkauf der Immobilie. Ein paar Interessenten haben den Komplex nach seinen Worten schon besichtigt. Für alle Redderkrog-Fans hat der Inhaber aber eine gute Nachricht: Die Tür des Gasthauses, Hauptstraße 14, in Schinkel soll sich am Sonnabend, 12. September, 10 bis 15 Uhr, und Sonntag, 13. September, 11 bis 15 Uhr, nochmal öffnen. Anlass ist eine Weinprobe mit Verkauf sowie ein Räumungsverkauf (Gläser, Geschirr). Weitere Nachrichten aus der Region finden Sie hier