Vier Impfstationen im Impfzentrum Gettorf: So laufen die Corona-Impfungen ab

Der erste Pieks kann wohl frühestens erst in einem Monat gesetzt werden. Damit rechnet Professor Stephan Ott, Leiter des Corona-Lagezentrums beim Kreis Rendsburg-Eckernförde. Grund der Verzögerung: Die Zulassung für den Corona-Impfstoff in Deutschland steht noch aus. In Gettorf stehen dennoch bereits alle vier Impfstationen bereit, an denen das Serum bis zu 600 Menschen täglich verabreicht werden kann. Eine Kraftanstrengung, die der Kreis Rendsburg-Eckernförde mit dem Amt Dänischer Wohld innerhalb von zehn Tagen gestemmt hat. Sie haben aus den ehemaligen Containerklassen der Isarnwohld-Schule am Sportpark ein Impfzentrum gemacht, in dem an sieben Tagen in der Woche täglich zehn Stunden lang geimpft werden soll, sobald der Impfstoff der Pharmafirmen Biontech und Pfizer verfügbar ist. Strenge Impfreihenfolge im Kreis Rendsburg-Eckernförde: "Vorgesehen ist, dass die Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur am 29. Dezember erfolgt. Danach kann es auch hier losgehen", sagte Stephan Ott am Mittwoch bei der Vorstellung des Impfzentrums in Gettorf. Ott geht davon aus, dass das frühestens am Montag, 4. Januar 2020, der Fall ist. Dann folgt eine strenge Impfreihenfolge. Zunächst ist das medizinische Personal an der Reihe, also Ärzte und Pflegekräfte. Die Imland-Klinik impft Ott zufolge ihre rund 2200 Mitarbeiter selbst. Der Kreis Rendsburg-Eckernförde schätzt, dass dennoch bis zu 20.000 Menschen in diese erste Kategorie fallen. "Die Priorität-1-Impfung dauert in etwa zwei Wochen", sagte Stephan Ott. Mobile Teams impfen Senioren, die das Haus nicht verlassen können: Im Anschluss sollen die besonders gefährdeten Menschen gegen das Coronavirus immun gemacht werden. Es geht um Personen, die bereits krank sind oder eine bestimmte Altersgrenze überschritten haben. Ob die bei 60 oder 65 Jahren angelegt wird, ist noch nicht entschieden. "Diese bildet die größte der drei Gruppen, ihr gehören im Kreis Rendsburg-Eckernförde geschätzt 120.000 Menschen an", berichtete Stephan Ott. Er rechnet damit, dass es drei bis vier Monate dauert, bis alle geimpft sind. Mobile Teams sollen Senioren aufsuchen, die ihre Heime oder Wohnungen nicht verlassen können. An dritter Stelle sollen diejenigen das Serum erhalten, die in Berufen der kritischen Infrastruktur arbeiten. Dazu gehören zum Beispiel Polizisten, Feuerwehrleute oder auch Beschäftigte in Gesundheitsämtern und Stadtwerken. Corona-Schutz für Bürger ohne Priorität wohl ab Juli: Auch hier hat Stephan Ott die Anzahl überschlagen und kommt auf bis zu 40.000 Menschen, deren Impfungen rund einen Monat dauern werden. Bis sich ganz normale Bürger den Corona-Schutz holen können, vergeht also rund ein halbes Jahr. Demnach wären diese Impfungen Anfang Juli möglich. "Das Impfzentrum Gettorf wäre zum 15. Dezember impfbereit", sagte Nina Fiedler vom Kreis Rendsburg-Eckernförde. So sehe es auch mit der Schwester-Einrichtung in Büdelsdorf aus. Es fehle lediglich die Software für die Anmeldeprozedur, die durchs Land beschafft werde. Außerdem seien die Ärzte noch nicht durch die Kassenärztliche Vereinigung zugewiesen worden. Das medizinische Fachpersonal werde durch das Deutsche Rote Kreuz und die Johanniter gestellt, so Fiedler. Vier Impfstationen im Impfzentrum Gettorf : Das Impfzentrum soll täglich von 10 bis 20 geöffnet sein und von zwei Schichten mit jeweils 16 Mitarbeitern betreut werden. Auch die Bundeswehr hilft mit Personal. Vor dem Gebäude wird Ott zufolge ein Zelt aufgestellt, in dem die Besucher einem kontaktlosen Fiebertest unterzogen werden, "damit symptomatische Personen aussortiert werden". Das Coronavirus soll keinesfalls den Weg ins Impfzentrum finden. Jede der vier Impfstationen besteht aus drei Räumen, die nacheinander durchlaufen werden: Zuerst die Anmeldung, dann die Aufklärung durch einen Arzt und schließlich die Impfung, etwa durch eine Krankenpflegerin. Im Anschluss werden die Patienten gebeten, noch 15 Minuten im Wartebereich zur Nachbeobachtung Platz zu nehmen. Drei bis fünf Minuten pro Impfgang: "Pro Impfgang sind drei bis fünf Minuten vorgesehen. Bei der Priorität-1-Gruppe wird das kein Problem sein, bei den vulnerablen Gruppen kommen wir wahrscheinlich in Zeitverzug", prognostizierte Stephan Ott, alleine wegen möglicher Verständigungsprobleme durch Schwerhörigkeit oder ähnlichem. Wer sich impfen lassen möchte, soll sich später per Telefon, eine App oder über ein Internetportal anmelden - noch nichts davon steht bereits fest. Spontanimpfungen ohne Termin sind nicht möglich. Das Impfzentrum soll nicht nur Bürgern aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde zur Verfügung stehen. Je nach Kapazität könnten auch Einwohner anderer Kreise oder Städte zugeordnet werden. Andersherum könne sich etwa jeder in Kiel impfen lassen, der nahe der Landeshauptstadt wohnt. Impfzentrum im Sportpark wird von Polizei und Sicherheitsdienst geschützt: Der Impfstoff wird laut Stephan Ott tagesaktuell, gekühlt auf Trockeneis, geliefert und für den Gettorfer Tagesbedarf im Kühlschrank aufbewahrt. Gelagert werden die Dosen in Gettorf nicht. Dennoch wird das Impfzentrum besonders geschützt, nachdem es bereits Vorfälle in anderen Orten gegeben habe. "Die Polizei fährt verstärkt Streife und wir setzen einen privaten Sicherheitsdienst ein, der rund um die Uhr präsent ist", so Ott. Einerseits soll das Zentrum vor möglichen Übergriffen radikaler Impfgegner, andererseits vor Diebstahl geschützt werden. Das Amt Dänischer Wohld und der Kreis Rendsburg-Eckernförde könnten stolz auf ihre Leistung sein, sagte die FDP-Bundestagsabgeordnete und gesundheitspolitische Sprecherin Christine Aschenberg-Dugnus. "Schleswig-Holstein ist am besten auf die Impfungen vorbereitet." Gettorfs Bürgermeister: 20 bis 30 zusätzliche Autos pro Stunde im Ort: Wie auch ihr Kollege von der SPD, Sönke Rix, wolle sie sich impfen lassen, sobald das möglich sei. Amtsvorsteher Jens Krabbenhöft (CDU) sagte: "Wir sind froh, dass wir den Kreis in seinem großen Engagement in der Pandemie unterstützen können." Seinen Stolz auf die Gemeinde Gettorf verhehlte auch Bürgermeister Hans-Ulrich Frank (CDU) nicht. Er wies zudem darauf hin, dass er mit 20 bis 30 zusätzlichen Autos pro Stunde in Gettorf rechne. Das sei keine große zusätzliche Belastung. Lesen Sie auch: Das ist die aktuelle Corona-Lage im Kreis Rendsburg-Eckernförde Die Gemeinde habe sich entschlossen, dass das Seniorentaxi freitags nicht nur zum Markt und zum Einkaufen genutzt werden könne, sondern auch für Fahrten zum Impfzentrum. Dafür müsse aber vorher unbedingt ein Termin vereinbart werden.