Weniger Trauungen: Corona-Knick im Standesamt

Statt 652 Paare im Jahr 2019 haben 2020 nur 598 Paare geheiratet. Das sind 54 Trauungen weniger. Die Standesbeamten in den Ämtern Dänischenhagen, Dänischer Wohld, Hüttener Berge und Schlei-Ostsee verzeichnen allesamt einen Rückgang. Das zahlenmäßig größte Minus gab es im Amt Schlei-Ostsee. „2020 wurden 126 Ehen geschlossen. Das waren 30 weniger als 2019“, berichtet Standesbeamtin Sabine Jürgensen. Für sie ist der Rückgang eine Folge der Kontaktbeschränkungen. „Einige Paare waren im Lockdown verzagt, weil die besonderen Dinge wegfielen, die mit der Hochzeit verbunden sind. Eine Handvoll Paare sagte ab“, so Jürgensen. Andere verschoben ihre Termine und andere meldeten sie wohl gar nicht erst an. Heiraten in Eckernförde: „Die Paare waren heilfroh“: Von sich aus habe das Team des Standesamts keine Trauung abgesagt. Auch nicht, nachdem am Freitag, 13. März, in Schleswig-Holstein die verschärften Regeln des ersten Lockdowns verkündet wurden. „Wir hatten zwei Eheschließungen für den 14. März. Beide fanden statt. Die Paare waren heilfroh. Allerdings kamen nur noch die engsten Familienangehörigen mit ins Trauzimmer“, erinnert sich Jürgensen (58), die seit 17 Jahren Menschen traut. Inzwischen sind die Regeln im Amtsgebäude in Eckernförde klar. Bis zum Platznehmen besteht Maskenpflicht. Ein Spuckschutz – eine Plexiglasscheibe – schirmt Standesbeamtin und Brautleute voneinander ab. „Beim Ja-Wort kann das Paar die Masken abnehmen. Küssen ist also erlaubt“, erläutert Jürgensen. Auch angesichts der damals erfolgten Lockerungen stieg die Zahl der Trauungen im Sommer. „Spitzenmonat war der Juli mit 25 Eheschließungen.“ Gettorfer Mühle ein beliebter Ort zum Heiraten: Prozentual noch stärker war der Rückgang im Amt Dänischenhagen. 50 Paare heirateten 2020 laut Standesbeamtin Silvia Nagel. Gegenüber 2019 mit 70 Trauungen waren es rund 28,5 Prozent weniger. Nagel sieht die Gästebeschränkung als Hauptgrund für den Corona-Einbruch. Bei Hochzeiten im Trauzimmer des Altenholzer Rathauses – die Standesämter des Amtes und der Gemeinde Altenholz wurden 2020 zusammengelegt – sind derzeit bis zu acht Teilnehmer zulässig. An anderen Trauungsorten waren Zeremonien auch draußen mit Einbeziehen von mehr Gästen möglich. Das waren im Sommer die Strände in Dänisch Nienhof und Strande sowie sogar noch im November Gut Hohenhain. Für 2021 gibt es laut Nagel schon Reservierungen. Im Amt Dänischer Wohld sank die Zahl von 84 auf 75. Standesbeamter Martin Hackauf sieht dafür einen anderen Hauptgrund als Corona: „Wegen der Sanierung fiel 2020 mit der Gettorfer Mühle ein beliebter Ort zum Heiraten weg.“ So blieben das Trauzimmer in der Amtszentrale in Gettorf, der Landgasthof Arp in Bornstein und das Herrenhaus Borghorst übrig. Im Amt Hüttener Berge verzeichnet Standesbeamtin Dörte Dietzel im vergangenen Jahr 122 Hochzeiten. „Das sind acht weniger als 2019. Für mich ist das nur eine Corona-Delle“, sagt sie. Boom bei Hochzeiten in Eckernförde: Gegen den Trend wurde in der Gemeinde Altenholz häufiger geheiratet. Auf 68 Hochzeiten kommt Standesbeamtin Madlen Kröger – acht mehr als 2019. Eine Erklärung für das Plus hat sie nicht. Bei ihrem Kollegen Ole Bening im Eckernförde ist das anders. „157 Trauungen 2020 waren Rekord“, stellt er fest. Grund dafür sei ein Hochzeitsboom bei den Regellockerungen im Sommer gewesen: „Damals kamen viele Paare von auswärts. Weil sie zu Hause nicht groß feiern konnten, heirateten sie dann klein im Urlaub.“ Spitzenmonat war der August mit 28 Trauungen. 2019 lag die Zahl bei 152. Für Sabine Jürgensen ändern die Größenlimits die Atmosphäre beim Heiraten. „Die Paare feiern mehr für sich selbst, weil sie weniger an die Gäste denken müssen. Nicht das Effektvolle, sondern das Gefühlvolle steht im Vordergrund.“