Wohnen auf dem Land: Osdorf macht Weg für 52 preiswerte Mietwohnungen frei

Enttäuschte Gesichter gibt es trotzdem. Die Wählergemeinschaft WgO hatte in der Sitzung versucht, den Plan für die Waldenburger Straße auf zunächst drei GWU-Neubauten zu beschränken. Einen von zwei Altbauten solle die Gemeinde zunächst selbst behalten, warb der WgO-Fraktionsvorsitzende Joachim Iwers eindringlich. Vergeblich: SPD und CDU waren sich einig und stimmten vorbehaltlos für den kompletten Deal. Das Genossenschaftliche Wohnungsunternehmen (GWU) Eckernförde vermietet und baut vor allem geförderte Wohnungen. In Osdorf gehört ihm in der Waldenburger Straße ein Mehrfamilienhaus mit Sozialwohnungen, dessen Sanierung nicht mehr lohnt. In Kronshagen gibt es einNeubauprojekt, das deutlich kleiner ist als das Osdorfer. Von der Gemeinde wird das GWU drei weitere Grundstücke für die modernen zweistöckigen "Punkthäuser" mit Staffelgeschoss und Balkonen kaufen. Das vierte würfelförmige Haus soll einen GWU-Altbau ersetzen. Ab 2022 soll gebaut werden. Kritik der Wählergemeinschaft Osdorf zielt nur auf ein Grundstück: Knackpunkt für die WgO ist nicht die Sache an sich. "Das Projekt passt unheimlich gut zu Osorf. Dass bezahlbarer Wohnraum entsteht, der auch Singles und Senioren berücksichtigt, ist super. Auch das GWU als Bauherr ist willkommen", leitete Iwers ein. Problem sei nur das Grundstück Waldenburger Straße 1. Lesen Sie auch: Tourismus-Modellregion Eckernförde: Große Hoffnung auch bei der Wirtschaft Das liegt im rückwärtigen Bereich Wohnhäuser Noerer Straße und grenzt an die Gärten. Auch gegenüber sind Wohnhäuser. Anwohner hatten im Herbst 2020 Vorbehalte gegen das hier geplante GWU-Haus angemeldet. Sie befürchten, dass es Schatten wirft oder ihre Wohnungen abwertet. Noch steht auf dem umstrittenen Grundstück ein einstöckiges Mietshaus der Nachkriegszeit. Nebenan befindet ein baugleiches Haus. Beide gehören der Gemeinde, beide will das GWU kaufen. Hinzu kommt ein unbebautes Grundstück von 900 Quadratmetern. Alle bisherigen Mieter sollen nach und nach in die neuen komfortablen Wohnungen umziehen dürfen, bevor die Altbauten abgerissen werden. Osdorfer Grundstück statt an das GWU teuer an einen anderen Investor verkaufen? Die WgO, für die sich Barbara Winter-Claus und Rolf Ohlsen ebenfalls gegen den Verkauf des 750 Quadratmeter großen Grundstücks Waldenburger Straße 1 positionierten, führt nicht nur Bedenken der Anwohner an. Sie moniert auch den „bedenkenlosen Abriss alter Bausubstanz als Zeugnis der Geschichte“. Und es geht ums Geld: Der Osdorfer Haushalt 2021 hat eine Deckungslücke von fast 659.000 Euro. Lesen Sie auch: Sichere Ostertage: Corona-Testaktion für den guten Zweck Iwers: "Wir haben keine Not, das Grundstück jetzt wegzugeben. Der Investor bekommt schon ein großes Areal zum Sahne-Preis, auch wenn er selbst abreißen muss. Osdorf könnte das Grundstück für ganz andere Zwecke verwenden oder gewinnbringend verkaufen. Bei dieser Haushaltslage dürfen wir nicht unter Wert verkaufen." Der Finanzausschussvorsitzende Wolfgang Radke (CDU) warf ein: "Trotz des Defizits bleibt die Gemeinde bei Investitionen kreditwürdig. Die Zusage des GWU ist ein Glücksfall für uns.“ SPD-Fraktionschefin Heike Grube argumentierte: "Gerade weil wir das Haushaltsdefizit haben, ist es eine gute Idee, das Angebot ganz anzunehmen. Neu bauen könnten wird überhaupt nicht." Braucht die Gemeinde Osdorf wirklich so viele günstige Mietwohnungen? Die WgO bezweifelt auch, dass es ausreichenden Bedarf an Mietwohnungen in Osdorf gibt. Mit einem benachbarten Gemeindegebäude, das acht Wohnungen hat und bestehen bleibt, gebe es am Ende 60 geförderte Wohnungen in der Waldenburger Straße, „die ja nicht für Auswärtige gebaut werden sollen“. Auch interessant: Ärger über gestrichenen Kiel-Bus "Es gibt sehr großen Bedarf", hielt Bürgermeister Helge Kohrt (SPD) dagegen. "Ich habe jede Woche mindestens zwei Anfragen." Er verwies darauf, "dass wir bisher ausschließlich den Bau von Einfamilienhäusern forciert haben". Mit sieben zu drei Stimmen wurde der WgO-Antrag abgelehnt. Nichtöffentlich fiel der Beschluss, in Kürze den Vertrag zu schließen. Das Bauleitverfahren bleibt in Hand der Gemeinde, die sich Belegungsrechte zusichern lassen will. Das GWU geht davon aus, dass alle Wohnungen mit Größen von 50 bis 75 Quadrametern öffentlich gefördert werden und die Miete niedrig bleibt. Über den Verkaufspreis der Grundstücke gibt es Stillschweigen. Die Gesamtinvestition wird auf sechs Millionen Euro beziffert.