Auf den Jahrmarkt in Neumünster dürften gleichzeitig 500 Gäste

Mit dieser Regelung reagiert das Land Schleswig-Holstein auf die stark steigenden Infektionen mit Covid-19. In Neumünster, wo der Wert für die 7-Tage-Inzidenz am Freitagabend bei 30,9 und damit kurz vor der kritischen Grenze von 35 lag, war am Sonnabend gegen Mittag in der Innenstadt vergleichsweise wenig los. Ein ähnliches Bild bot sich in der Holstengalerie. Seit gut einer Woche gilt auf dem Großflecken und Kuhberg eine Maskenpflicht im Freien. Der verkaufsoffene Sonntag ist am Freitag von der Stadt abgesagt worden - in Rendsburg findet er dagegen statt. "Absage in Neumünster ist richtig": In den Geschäften war ein überwiegend einheitlichen Bild zu sehen. Das Personal trug Maske, oft auch hinter Plexiglasscheiben. "Dass man in dieser Zeit überhaupt noch über einen verkaufsoffenen Sonntag nachdenkt. Die Absage in Neumünster ist richtig", betont Thomas Moschall, Inhaber vom Modegeschäft Orange 2. In Bordesholm werde auf den Aktionstag verzichtet. Ansammlungen von Menschen seien da in oder vor den Läden gar nicht zu vermeiden. Vorherige Regelung war nicht nachvollziehbar: Die Maskenpflicht für Personal hält er für gerechtfertigt. "Das hat eh keiner verstanden, warum eine Verkäuferin in engen Gängen eines Lebensmittelmarktes keine tragen muss, Kunden aber schon." Das Tragen sei schon anstrengend, aber es gehe um die Gesundheit. Der starke Anstieg der Infektionszahlen vor gut zwei Wochen habe doch gezeigt, wie schnell man zum Hotspot werden kann. Bis Sonntag gilt in der Einkaufsstraße in Bordesholm deshalb auch noch eine Pflicht zum Tragen eines Mundschutzes. In der Kabine durchatmen : Kundin Ursel Sator fühlt sich damit sicherer. Aber auch sie bestätigte, dass ihr das ständige Tragen schwer fiele. "Ich bin Lehrerin und nach einem Schultag habe sie Halsschmerzen." Beim Shoppen könne man sich ja eine kleine Auszeit nehmen. "Beim Anprobieren in der Kabine atme ich mal schnell durch." Moschall glaubt zwar nicht, dass das Tragen der Maske im Freien etwas bewirkt. Aber die Anordnung des Kreises für Bordesholm hat bewirkt, dass viele Kunden wieder an das Virus erinnert wurden. "Die Maskenmoral davor war nicht besonders hoch", so die Erfahrungen aus seinem Geschäft. Für Optiker ist der Mundschutz nichts Neues: Bei Heinzel-Optik in Bordesholm ist die Pflicht nichts Neues. "Wir tragen seit der Wiederöffnung nach dem Lockdown eine Maske. Beim Messen und Anpassen kommen wir den Kunden sehr nahe", berichtet die Augenoptikerin Gabriele Lau. Das habe die Innung vorgegeben. Zudem hat sich seit Corona einiges verändert. Beim Messen der Sehstärken oder Anprobieren beschlage alles wegen der Maske sehr schnell. Kunden dürften sich seitdem die Brillen nicht mehr selbst aus den Ständern nehmen. "Die, die einmal in Händen waren, kommen erst nach einer Desinfektion zurück." Das Lächeln fehlt beim Verkaufsgespräch : Für den Drechsler Gea Barbakadze, der auf dem Wochenmarkt in Bordesholm, seine Schalen und anderes verkauft, ist das Tragen kein Problem. "Die Verkaufsgespräche sind aber schwieriger. Ich kann nicht lächeln und Mimik gehört bei uns dazu." Eine ältere Frau wies auf ein anderes Problem hin: "Viele Menschen, die nicht mehr so gut hören, lesen von den Lippen ab, auch beim Einkaufen." Das falle jetzt weg. Personal auf dem Jahrmarkt trägt Maske: Das Personal auf dem Jahrmarkt in Neumünster, der bis Sonntag 21 Uhr auf dem Jugendspielplatz zu Gast ist, tragen die Beschicker bereits seit Freitag eine Maske, so Marco Lange, Vorsitzender des Schaustellerverbands. Wegen der Infektionslage sei die Gesamtgästezahl, die gemeinsam auf dem Platz sein darf, von ursprünglich 700 auf 500 reduziert worden. Das Gelände ist umzäunt, ein Sicherheitsdienst steuert den Einlass. Jahrmarkt funktioniert auch in der Krise: "Es ist alles schwierig, aber wir wollen zeigen, dass Jahrmarkt auch in Corona-Zeiten funktionieren kann", betonte Lange. Das Publikum komme trotz der Einschränkungen. Geraucht werden darf wegen der generellen Maskenpflicht nur in ausgewiesenen Ecken. Mandeln oder Zuckerwatte naschen ist am Rand ohne Maske gestattet. In den Fahrgeschäften ist Maske aber Pflicht. "Alkoholverbot nicht nachvollziehbar": Vieles sei aber ungerecht. Beispielsweise das Alkoholverbot. "Wir sind hier kein Ballermann. Aber ich kann nicht nachvollziehen, warum beim Italiener der Gast seinen Rot- oder Weißwein zur Pasta genießen darf und unsere Gäste auf ein Bier zur Bratwurst verzichten müssen", merkte der 2. Vorsitzende Timo Klein an. "Hier passiert doch alles im Freien." Zudem gebe es an jeder der 53 Buden Desinfektionsspender. "So viele finden sie in keiner Innenstadt." Nächstes Wochenende Jahrmarkt in Rendsburg : In der nächsten Woche ist der Jahrmarkt in Rendsburg zu Gast, Freitag bis Montag von 14 bis 22 Uhr auf dem Willy-Brandt-Platz. "Hoffentlich", so beide. Denn bei dem morgendlichen Blick auf die Coronazahlen gruselt es beiden. Vor allem mit Blick auf die Weihnachtszeit: "Wenn die Märkte abgesagt werden sollten, dann wird es viele von uns im nächsten Jahr nicht mehr geben." Weitere Nachrichten aus Rendsburg finden Sie hier. Weitere Nachrichten aus Neumünster finden Sie hier.