Corona in Neumünster: Zunehmende Verzweiflung im Handel

Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Nord, Dierk Böckenholt, setzte den Ton in der digital arrangierten Gesprächsrunde. „Eine Umfrage unseres Verbands hat ergeben, dass 60 Prozent der Einzelhändler der Innenstädte bald aus dem Markt ausscheiden werden, wenn keine weiteren Hilfen vom Bund kommen. Die neue Überbrückungshilfe 3 bringt vielleicht Verbesserungen, hat aber wesentliche Webfehler“, sagte Böckenholt. Böckenholt: „Dieses Geld kommt nie wieder zurück in den stationären Handel“: 2020 hätten 50 Prozent der Kunden mehr im Internet eingekauft als vorher, 2021 werde sich dieser Trend weiter steigern. Böckenholt: „Dieses Geld kommt nie wieder zurück in den stationären Handel.“ Im vergangenen Jahr seien im deutschen Einzelhandel Wirtschaftshilfen von 90 Millionen Euro angekommen, aber die Verluste hätten bei 32 Milliarden gelegen. Die Politik müsse einfach mehr tun, fairer agieren und den Handel zumindest schrittweise wieder öffnen. Böckenholt: „Die Drogerien waren immer auf - mit Millionen von Kundenkontakten ohne Infektionen. Vom Handel geht nachweislich keine besondere Gefahr aus“, sagte der Hauptgeschäftsführer. Corona-Regeln: So geht es in Schleswig-Holstein ab dem 15.2. weiter Schulen und Kitas öffnen - das müssen Eltern und Schüler jetzt wissen Schleswig-Holstein öffnet Gartencenter und Zoos Wann können Kinder geimpft werden? Aktuelle Zahlen und Grafiken: So entwickelt sich das Coronavirus Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Sönke Rix zeigte sich beeindruckt. „Wir stellen Milliarden zur Verfügung, aber die kommen offenbar gar nicht an. Das wollen wir als Parlament natürlich nicht.“ Man werde sich darum kümmern und die Anregungen mitnehmen. Das galt wohl auch für die Äußerung von Lutz Kirschberger, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer in Rendsburg und Neumünster. Er führe schlimme Telefonate mit zunehmend verzweifelteren Unternehmern. „Da bangen ganz viele Menschen um ihre Existenz. Und der Mann vom geschlossenen Baumarkt versteht nicht, dass die Kunden im Sonderpostenmarkt nebenan einen Spaten kaufen können, obwohl der nur wegen der Lebensmittel öffnen darf“, so Kirschberger. Kirschberger: „Alle gönnen es den Frisören, aber zu verstehen ist das nicht“: Das nächste Problem in dieser Hinsicht bahne sich schon an, wenn Blumenläden und Gartencenter im März wieder öffnen dürfen. „Baumärkte haben auch Gartencenter. Bitte definieren Sie die Regeln fair und verständlich“, mahnte er den Abgeordneten aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde. Und Kirschberger fügte hinzu: „Alle gönnen den Frisören, dass sie wieder am 1. März öffnen dürfen, aber zu verstehen ist das gegenüber anderen Gewerken nicht.“ Das sah Markus Zinke von der Frisör-Innung Rendsburg-Eckernförde anders. Ich sehe zu viele gut frisierte Leute auf den Straßen. Das passiert alles auf dem Schwarzmarkt im Hinterzimmer und ohne Hygienekonzept. Die meisten Corona-Infektionen kommen doch aus dem privaten Bereich“, sagte er. Dem stimmte Gastronom Reinhard Langer aus Fockbek zu. „Wenn jemand Grünkohl für 27 Personen zum Abholen bestellt, dann weiß ich doch Bescheid, was da passiert. Aus unseren Betrieben kamen dagegen kaum Infektionen, weil wir mit aufwändigen Hygienekonzepten arbeiten.“ Die Politik möge faire und klare Regeln aufstellen und dabei in die Zukunft denken, denn: „Die dritte Welle kommt doch auch noch.“