Erstaufnahme Neumünster: Corona-Fälle bei Flüchtlingen

Seit Beginn der Corona-Pandemie wurde in der Erstaufnahme Neumünster bei 52 Flüchtlingen eine Infektion festgestellt. Davon sind 43 schon wieder genesen. "In den anderen Landesunterkünften in Boostedt, Rendsburg und Bad Segeberg gibt es derzeit einen oder zwei Infizierte", sagte Wolfgang Kossert, Sprecher des Landesamts für Zuwanderung und Flüchtlinge. In den drei Ablegern der Zentralen Erstaufnahme Neumünster haben insgesamt drei Menschen die Corona-Infektion bereits überstanden. Insgesamt wurden also 58 Infizierte gezählt, davon 52 in Neumünster. 11,7 Prozent der Corona-Infizierten von Neumünster sind Flüchtlinge: Positiv getestete Corona-Fälle in der Erstaufnahme werden in der Stadt Neumünster gezählt, wo der betroffene Mensch wohnt. Zu den insgesamt 443 Fällen von Neumünster tragen die Flüchtlinge also 11,7 Prozent bei. Die Sieben-Tage-Inzidenz der Stadt Neumünster bringen die Geflüchteten der Erstaufnahme derzeit kaum nach oben; in den letzten sieben Tagen wurden dort nur drei Fälle registriert. In der vergangenen Woche waren es aber bis zu neun Infektionen, und die hatten die Neumünster-Inzidenz schon merklich angehoben. Seit Ende Februar werden alle Neuankömmlinge sofort getestet: Menschen, die auf der Suche nach Zuflucht nach Schleswig-Holstein kommen, werden bereits seit dem 27. Februar bei der Aufnahme in Neumünster sofort auf das Coronavirus getestet und anschließend für zehn Tage unter Quarantäne gestellt. Erst nach einem weiteren, negativen Test werden sie im offenen Bereich untergebracht und dürfen das Gelände auch verlassen. Darüber hinaus testet der ärztliche Dienst in allen vier Landesunterkünften alle Bewohner mit Erkältungssymptomen erneut auf das Virus. Die Tests werden in ein privates Labor außerhalb von Schleswig-Holstein geschickt. Seit Ende Oktober setzt das Land Schleswig-Holstein die Weiterleitungen von Flüchtlingen an andere Bundesländer wieder aus - wie schon in der ersten Corona-Welle. Nach der Beruhigung der Lage im Sommer wurden Asylbewerber, für die andere Länder zuständig sind, nach Testung und einer Zeit der Isolation wieder weitergeleitet. "Die Bewohner der Landesunterkünfte werden laufend in ihren Sprachen über die Entwicklungen und besondere Verhaltensregeln informiert. Das Landesamt nutzt dafür Aushänge in den Landesunterkünften", sagt Amtssprecher Kossert. Auch die Hausbetreuer des DRK und der Johanniter seien täglich mit den Bewohnern im Gespräch, um sie für die besondere Situation zu sensibilisieren. Lesen Sie auch: Corona-Regeln für Dezember: Teil-Lockdown bleibt, Schleswig-Holstein hält an 10-Personen-Regel fest Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein An diesen Schulen und Kitas gibt es Corona-Fälle Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Am 16. März gab es den ersten Corona-Fall in der Erstaufnahme Neumünster: Bis Mitte März gab es keinen Corona-Fall in der Erstaufnahme. Der erste Verdacht am 3. März bei einer vierköpfigen Familie aus Libyen, die über Italien nach Deutschland gekommen war, hatte sich nicht bestätigt. Am 16. März war es dann aber doch soweit: Ein Algerier wurde positiv auf Corona getestet. Danach wurden in der Unterkunft Schritt für Schritt die Bedingungen verschärft; phasenweise verhängte Oberbürgermeister Olaf Tauras im April eine Ausgangssperre für die gesamte Einrichtung und ließ die infizierten Bewohner bewachen. Seit in der Unterkunft Boostedt ein eigenes Quarantäne-Haus aufgebaut wurde, hat sich die Lage in Neumünster entspannt. "Das ist jetzt wieder gut zu handhaben. Zwischenzeitlich war es recht voll in Neumünster", so Wolfgang Kossert. In Boostedt sind derzeit 45 Menschen vorsorglich in Quarantäne, in Neumünster sind es 74. Der Betreuungsaufwand ist durch Corona aber deutlich höher geworden; die Mitarbeiter des Roten Kreuzes haben sehr viel zu tun. Damit die Menschen unter Quarantäne ein paar grundlegende Dinge einkaufen können, wurde ein Kioskwagen angeschafft, der bis an den Zaun des Isolationsgebäudes fährt. "Dort können die Bewohner einkaufen. Das geht ohne Bargeld, weil sie eine Karte von uns bekommen, auf der das Taschengeld zur Verfügung steht", so Kossert. Neumünster ist die erste Station: Erstaufnahmeeinrichtungen sind die erste Station für Flüchtlinge, die nach Schleswig-Holstein kommen. Hier werden die Menschen untergebracht, betreut, medizinisch versorgt und registriert. In den Erstaufnahmeeinrichtungen können die Flüchtlinge dann einen Asylantrag bei einer Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge stellen. Sie erhalten eine Aufenthaltsgestattung, die ihnen erlaubt, in Deutschland zu bleiben, bis über den Asylantrag entschieden ist. Zudem erfolgt aus den Aufnahmeeinrichtungen die Verteilung der Asylsuchenden in die Kreise und kreisfreien Städte des Landes Schleswig-Holstein. Flüchtlinge kommen direkt nach Neumünster - mit Infektion: Warum aber kommen überhaupt immer wieder infizierte Flüchtlinge in Neumünster an, werden sie nicht bei ihrer ersten Anlaufstelle in Deutschland schon getestet? "Doch, das werden sie. Nur Menschen mit negativem Test werden auf die Reise geschickt. Aber viele Geflüchtete reisen ein und kommen direkt nach Neumünster - mit dem Zug oder mit dem Bus. Dann sind wir der erste Behördenkontakt", sagt Wolfgang Kossert. Woher diese Menschen von der Erstaufnahme Neumünster wissen - darüber kann auch der Pressesprecher nur spekulieren. Möglicherweise von Verwandten, die dort sind oder waren, oder auch von Schleusern. Und im Internet finde man das Landesamt für Zuwanderung und Flüchtlinge halt auch.

Erstaufnahme Neumünster: Corona-Fälle bei Flüchtlingen - eine Bestandsaufnahme