Großflecken Neumünster: Radweg wird rot gepflastert

Seit mehreren Jahren wird in Ratsversammlung und Verwaltung von Neumünster über die neue Gestaltung des zentralen Marktplatzes Großflecken diskutiert. Der soll nach 30 Jahren besser begehbar gemacht werden, aber wie genau, das war immer wieder stark umstritten. Zumindest über das drängendste Problem, den extrem schlecht zu befahrenden Radweg, herrscht jetzt Einigkeit. Einstimmig beschlossen die Ratsmitglieder, das hoppelige Kleinpflaster herauszunehmen und durch rote Betonpflastersteine zu ersetzen. Daneben sollen weiße Noppensteine verlegt werden, um Blinden und Sehbehinderten mehr Orientierung zu geben. Damit ist die einmal beschlossene Lösung mit farbigem Asphalt erledigt. Euphorie nach Mitteilung von OB Olaf Tauras: Die Lösung mit rotem Stein geht auf einen Änderungsantrag vom Bündnis für Bürger (BFB) zurück, dem sich am Dienstag überraschend alle Fraktionen anschlossen. Die Einigkeit war möglicherweise einer gewissen Euphorie geschuldet, die nach einer Mitteilung von Oberbürgermeister Olaf Tauras (CDU) entstanden war: Er hatte berichtet, dass der Großflecken-Architekt Dieter Rogalla bereit sei, für e ine Abfindung von 20.000 Euro sein Urheberrecht nicht mehr auszuüben. Radweg Großflecken Neumünster: Baubeginn vielleicht noch 2021: In der Haushaltsberatung am 2. März muss nun das Geld für den Radweg wieder in den Etat eingestellt werden, denn die Verwaltung hatte es wegen der unklaren Lage zunächst wieder gestrichen. Da sich alle Fraktionen am Dienstag einig waren, dürfte das aber nur Formsache sein. Danach wird die Bauverwaltung den Radweg neu planen und den Auftrag ausschreiben. Vermutlich kann noch in diesem Jahr mit den Arbeiten begonnen werden. "Das Diktat von Rogalla ist weg": Mehrere Ratsmitglieder freuten sich über die anstehende Einigung mit Rogalla. Jonny Griese (Linke) sagte, ihm falle ein Stein vom Herzen. "Das Diktat von Rogalla ist weg. Jetzt könnten wir auch die Gestaltung der Platzfläche ganz neu denken und müssen Rogallas Granitsteine nicht mehr gerade sägen und neu verlegen. Wir können eine ganz neue Lösung finden", so Griese. Franka Dannheiser (SPD) sprach vom "Ende einer fast endlosen Geschichte“, Jörn Seib (BFB) empfand "wahnsinnige Erleichterung". Die Fußfesseln seien weg, nun könne man den Platz modernisieren, wie man möchte. Sven Radestock (Grüne) schüttete etwas Wasser in den Wein: "Ja, eine Fußfessel weniger, aber eine schnelle Lösung wird es für den Platz trotzdem nicht geben." Der Vertrag mit Rogalla muss wasserdicht sein: Der Jubel ist hoffentlich nicht verfrüht, denn in Deutschland kann man nicht so einfach auf sein Urheberrecht verzichten; man kann nur erklären, es nicht mehr auszuüben zu wollen. OB Tauras und seine Rechtsabteilung müssen nun eine wasserdichte Vereinbarung mit Dieter Rogalla aushandeln, die auch seine Erben bindet, denn ein Urheberrecht besteht auch 70 Jahre über den Tod des Künstlers hinaus.