Humpe-Waßmuth aus Neumünster: „Corona hat das Kulturleben auf Null gesetzt“

Sie waren im Rathaus von Neumünster lange für Kultur zuständig und kennen die Szene immer noch gut. Was macht Corona mit der Kultur? Günter Humpe-Waßmuth: Ach, es ist schlimm! Für Künstler, Veranstalter und Technik-Anbieter sind das katastrophale Zustände. Die haben seit Monaten keine Gelegenheit mehr, um Geld zu verdienen. Man kann ja nur hoffen, dass alle das wirtschaftlich überleben. Glauben Sie daran? Ich weiß es nicht. Das Theater oder das Museum Tuch+Technik sind ja städtisch und werden weiter finanziert, aber die privaten Veranstalter und ehrenamtlich geführte Organisationen wie die Niederdeutsche Bühne, das Statt-Theater, die Chöre sind einfach auf Einnahmen angewiesen. Die müssen ja trotzdem Miete bezahlen. Aber diese kleinen Anbieter von Theater, Musik und Kleinkunst braucht eine Stadt wie Neumünster einfach. Notfalls muss man ihnen helfen. Wer sollte das tun? Ich finde, es muss eine politische Diskussion darüber geben, wie die Stadt helfen kann – mit Zuschüssen oder sonstigen Hilfen. Der Staat unterstützt die Wirtschaft und kann sicher nicht alle retten, aber die Kulturträger dürfen nicht vergessen werden. Wo stand Neumünster Ihrer Ansicht nach kulturell, bis Corona zuschlug? Ich finde, wir hatten in den vergangenen Jahren eine sehr gute Entwicklung genommen. Mit dem Museum, dem Saldern-Haus, dem Kunstflecken und dem Gerisch-Skulpturenpark hat Neumünster sich einen ganz anderen Ruf erarbeitet. Früher war Neumünster eine Arbeiterstadt, und die Bildungsbürger fuhren nach Kiel oder Hamburg, wenn sie ins Theater wollten. Das ist anders geworden, und der Ruf der Stadt ist viel besser geworden. Aber Corona hat das ganze Kulturleben auf Null gesetzt. Nach dem ersten Lockdown ging ja dann wieder einiges... ja, da konnte man schon mal wieder ins Theater oder in ein Konzert, der Sommer war ganz angenehm. Aber diesmal ist es gefühlt viel schlimmer. Man gewöhnt sich ja schon fast an die merkwürdige Isolation in dieser Home-Office-Kultur. Aber irgendwann ist Corona vorbei. Was wird dann passieren? Dann müssen die Künstler und die Anbieter, die Neumünsteraner, wir alle uns wieder aus dem Sumpf ziehen, und das wird auch ganz schnell gehen. Die einen wollen und müssen wieder auf die Bühne, und die anderen sind hungrig auf Konzerte und Theater. Das muss auch so sein, und dann müssen wir als erstes unsere örtlichen Anbieter unterstützen und ihre Eintrittskarten kaufen. Lesen Sie auch: Kulturwerkstatt in Aukrug steht zum Verkauf Machen Sie auch schon Pläne für den Tag X? Ja, im Förderverein des Museums entwickeln wir weiter Ideen. Wir wollen auf jeden Fall die Reihe „Tuchfühlung“ sofort wieder aufnehmen, das ist ein spannendes Format. Da wollen wir Kultur sichtbar machen. Und worauf freuen Sie sich als Privatmann am meisten? Ich freue mich auf den ersten Besuch unseres Theaters in der Stadthalle und natürlich auf die nächste Ausstellung im Museum Tuch+Technik. Und ich freue mich auf den Sommer, auf Konzerte im Freien. Das wird schön.