Neumünster: Oberbürgermeister Tauras tritt erneut zur Oberbürgermeisterwahl an

Als er sich im Sommer 2019 dazu entschieden hatte, nicht wieder anzutreten, war die Lage von Neumünster eine völlig andere, sagte Olaf Tauras am Mittwoch vor der Presse. "Es hat sich durch Corona vieles dramatisch verschlechtert. Der Haushalt kommt in Schieflage, die Innenstadt ist es auch, und generell macht Neumünster seit März eine Abwärts-Entwicklung", so Tauras. Viele Menschen aus der Wirtschaft, aus der CDU und aus der Stadt hätten ihn aufgefordert, jetzt nicht aufzuhören, sagte Tauras. "Die Herausforderungen sind riesig. Das hat mich dazu gebracht, meine Entscheidung zu überdenken und mich am 9. Mai um eine weitere Amtszeit zu bewerben." Die Entscheidung sei Weihnachten gefallen und mit seiner Familie besprochen. "Meine Partnerin ist Neumünsteranerin und hat mich am Ende sehr bestärkt. Wir gehen diesen Weg gemeinsam", sagte er. +++ Video: Olaf Tauras zur Oberbürgermeisterwahl in Neumünster +++: Pressekonferenz zur Oberbürgermeisterwahl in Neumünster mit Amtsinhaber Olaf Tauras und Wolf Rüdiger Fehrs (CDU). Posted by Kieler Nachrichten Neumünster on Wednesday, January 13, 2021 Der CDU-Kreisvorsitzende Wolf Rüdiger Fehrs begrüßte die Entscheidung sehr. "Olaf Tauras stellt sich weiter in den Dienst der Stadt. Er ist der beste für diese Position. Die CDU hat er hinter sich", so Fehrs. Auch der Landesvorsitzende Daniel Günther sei eingebunden gewesen. Er ließ mitteilen: "Ich begrüße die Entscheidung von Olaf Tauras außerordentlich. Er genießt in seiner Heimatstadt große Sympathien und wird derzeit als Krisenmanager sehr geschätzt. Ich werde ihn auch im Wahlkampf persönlich unterstützen." Im November 2019 hatte Olaf Tauras die CDU auf dem falschen Fuß erwischt: Im November 2019 hatte Olaf Tauras seine Partei auf dem falschen Fuß erwischt, als er bekanntgab, sich nicht um eine dritte Amtszeit bewerben zu wollen. „Zwölf Jahre sollen genug sein: Mit dann 54 Jahren möchte ich ab September 2021 noch einmal eine neue Herausforderung suchen“, sagte er damals. Tauras wurde 2009 als Parteiloser mit Unterstützung von CDU, Grünen und FDP zum Nachfolger von Hartmut Unterlehberg (SPD) gewählt (59,7 Prozent im ersten Wahlgang). 2015 gelang ihm mühelos die Wiederwahl mit fast identischem Ergebnis – ebenfalls mit Unterstützung durch die drei Parteien des vom früheren CDU-Kreisvorsitzenden Torsten Geerdts geschmiedeten „Tauras-Bündnisses“. Sanierung des Haushalts von Neumünster zu Beginn: In seiner Amtszeit hat Neumünster sich gut entwickelt, vom wirtschaftlichen Aufschwung profitiert und das Image deutlich verbessert. Tauras hatte gleich nach Amtsantritt die Sanierung des Haushalts in Angriff genommen und gemeinsam mit den Rathaus-Mitarbeitern und der Ratsversammlung ein Sparpaket geschnürt, das seit 2011 greift. Mit Hilfe der Steuerzahler ist der Haushalt heute nahezu saniert (wenn auch durch Corona jetzt wieder große Risiken drohen). Im April 2018 trat Tauras, für viele überraschend, in die CDU ein. Seine Amtszeit als OB war skandalfrei. Er ist in Neumünster nicht unbeliebt, gilt als kühler Stratege und manchmal als etwas trocken. In der Ratsversammlung steckt er viele Hiebe aus der Politik meist klaglos weg. Am meisten musste er von seiner eigenen Partei einstecken, besonders der CDU-Fraktionsvorsitzende Gerd Kühl zählt zu seinen Kritikern. Die CDU präsentierte im Sommer 2020 Jutta Schlemmer als ihre OB-Kandidatin, aber die machte im September einen Rückzieher. In den vergangenen Wochen haben die CDU-Leute ihren OB bearbeitet, er solle doch noch einmal antreten. Letztlich mit Erfolg. Neue Lage für die drei Mitbewerber der Oberbürgermeisterwahl Neumünster: Für die drei anderen OB-Kandidaten ergibt sich durch die Tauras-Kandidatur eine neue Lage. Sie alle hatten sich darauf eingestellt, nicht gegen den populären Amtsinhaber anzutreten. Für die SPD hat Tobias Bergmann (49) seinen Hut in den Ring geworfen. Er ist Sozialdemokrat aus Hamburg, hat Volkswirtschaft studiert und ist als Berater in Verwaltungen tätig. Seit der Bekanntgabe seiner Kandidatur im August hat man in Neumünster nicht mehr viel von ihm gehört – das ist aber sicher auch Corona geschuldet. Bergmann wurde 2017 bundesweit als Anführer der „Kammer-Rebellen“ und ehemaliger Präses der Hamburger Handelskammer bekannt. Lokalmatador ist der Rundfunkjournalist Sven Radestock (51). Er ist Stadtteilvorsteher von Einfeld und Fraktionsvorsitzender in der Ratsversammlung. Radestock ist verheiratet und hat zwei Kinder. Als parteiloser Bewerber tritt der Versicherungsfachmann Memet Celik (47) an. Er wäre der erste Mensch mit Migrationshintergrund und der erste Muslim an der Spitze der Stadtverwaltung. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.