Pastor Siamak Aminmansour neuer Leiter im Café Jerusalem in Neumünster

Siamak Aminmansour scheint sich bereits bestens eingelebt zu haben in seiner neuen Wirkungsstätte in der Bahnhofstraße 44. Mitarbeiter werden freundlich begrüßt, die Fragen eines Handwerkers, der im Eingangsbereich arbeitet, werden prompt und sachkundig beantwortet. Am 1. Dezember hat der gebürtige Iraner die Leitung des Café Jerusalem übernommen. Vorgänger Andreas Böhm war im November 2019 nach 18 Jahren gegangen, weil er sich beruflich neu orientiert hatte. Warmes Essen für Bedürftige: Dass Corona auch seinen Arbeitsplatz vorerst grundlegend verändert hat, lässt Siamak Aminmansour nicht mutlos werden. Er begegnet der Situation mit Kreativität und zupackendem Pragmatismus. „Da wir das Café momentan nicht als täglichen Treffpunkt für bedürftige Menschen öffnen dürfen, versuchen wir unsere Gäste nach Maßgabe unserer Kräfte und den behördlichen Verordnungen an der Tür mit dem Nötigsten zu versorgen“, erklärt der Pastor. Und da sich natürlich auch jeder Bedürftige nach Begegnungen und Gesprächen sehne, lasse er gerade die Eingangstür so verändern, dass man eine warme Suppe durch eine Öffnung nach draußen geben kann. Lesen Sie auch: Risikogruppe Verkäufer: Jerusalemmer online Menschliche Begegnungen trotz Einschränkungen: „Wir wollen zeigen, dass menschliche Begegnungen trotz großer Einschränkungen und mit Abstandsregeln möglich sind und damit Zuversicht und Hoffnung schenken“, beschreibt Siamak Aminmansour sein Engagement und das seiner drei hauptamtlichen und rund 20 ehrenamtlichen Mitarbeiter. Kein Studium für Konvertiten: Begegnungen und große Wissbegierde bestimmen das Leben des 1967 im Iran in einem muslimischen Elternhaus geborenen Aminmansour bis heute. Mit 13 Jahren las er die Bibel, konvertierte zum Christentum und engagierte sich fortan in einer privaten Initiative für Obdachlose und Flüchtlinge. Da er als Christ im Iran nicht studieren durfte, betrieb er nach dem Abitur ein kleines Hotel am Persischen Golf und arbeitete für drei Jahre als PR-Manager für große Investoren im Iran. „Als Konvertit war es mir irgendwann auch verboten, ein Hotel zu führen, und so beschloss ich, nach einem mehrjährigen Aufenthalt in den USA, zum Studium der evangelischen Theologie nach Deutschland zu gehen“, erzählt Siamak Aminmansour. Bedeutung von Demokratie und Vernunft: Seine Heimat zu verlassen, sei kein einfacher Schritt gewesen, doch der feste Glaube an einen christlichen Gott gebe ihm Halt. Während seines sechsjährigen Studiums in Gießen, Tübingen und Reutlingen habe er gelernt „über den Tellerrand“ zu gucken und die Bedeutung von Demokratie und Vernunft verinnerlicht. Kampf gegen Rassismus und für Frauen- und Kinderrechte: Seinen Kampf gegen Rassismus und die Verfolgung unterdrückter Religionen sowie für Frauen- und Kinderrechte führte der Pastor während zahlreicher Missionsreisen nach Asien, Afrika, Nordamerika und Europa fort. Auch seine Tätigkeit als freier Redner zu politischen und religiösen Themen, als Organisator von Seminaren und Jugendfreizeiten stehen ganz im Zeichen von Integration und Toleranz. „Das Leben ist eine Reise“: Pastor Aminmansour lebt seit 20 Jahren in Deutschland. „Das Leben ist ein Reise“, sagt er. „Wenn man Freunde hat, kann man überall sesshaft werden.“ Das Café Jerusalem möchte er weiter zu einer „echten“ Begegnungsstätte ausbauen, in der „Menschen aller Religionen, gesellschaftlicher Schichten und Generationen bei einem guten Essen miteinander ins Gespräch kommen.“ Erste Voraussetzungen hat er bereits mit kleinen Umbaumaßnahmen geschaffen. Als nächstes will er an Schulen, Politiker und Institutionen herantreten, um sich und seine Arbeit bekannt zu machen.