Round Table Neumünster: Eine Praxis auf dem Weg nach Moldawien

Nein, traurig war Christiane Duncker gestern nicht, als sie sich endgültig von den Geräten ihrer physiotherapeutischen Praxis verabschiedete. „Im Gegenteil! Ich freue mich sehr, dass ich damit noch anderen Menschen helfen kann“, sagte die Therapeutin, die ihre Praxis am Waschpohl aufgegeben und das gesamte Inventar gespendet hat. In einem Krankenhaus wartet ein leerer Raum auf die Geräte: Im Gespräch mit ihrem langjährigen Bekannten Manfred Willms aus Neumünster entstand die Idee, das Inventar nicht zu verkaufen – obwohl es noch einen Zeitwert von rund 20.000 Euro hat. Willms war 1972 der Gründer von Round Table Neumünster (RT), ist heute Präsident der Old Tablers Deutschland (OTD) und kommt viel herum. „Ich habe bei einem Hilfskonvoi von RTD und OTD ein Krankenhaus in Ceadir-Lunga in Moldawien besichtigt und einen leeren Raum gesehen. Man sagte mir, dass dies eine Physiopraxis werden solle, man aber leider kein Geld für die Geräte habe“, sagte Willms. Als er mit dieser Idee wieder nach Neumünster kam, fand Christiane Duncker die Idee sofort gut. Manfred Willms spannte die Round und die Old Tabler ein; die räumten die Praxis leer, platzierten und und sicherten alle Geräte auf knapp 20 Euro-Paletten – Ergometer, Rudergerät, Cross Walker, Stepper und viele weitere Geräte, aber auch Schreibtische, Stühle und Hocker. Auch der Transport wird ehrenamtlich abgewickelt: Die Spedition Voigt stellte an der Lahnstraße kostenlos ein Zwischenlager zur Verfügung. Jetzt ist dort wieder Platz, denn am Freitag wurde alle Paletten in einen Lkw verladen, der ebenfalls kostenlos von Mercedes Benz zur Verfügung gestellt wurde. Auch der Transport wird ehrenamtlich abgewickelt, nämlich von einer gemeinnützigen Gesellschaft der RTD-Stiftung, getragen von RTD und OTD. Die schickt seit rund 20 Jahren einmal jährlich im Dezember einen Weihnachtspäckchenkonvoi in die Ukraine, nach Rumänien, Bulgarien und Moldawien – unter dem Motto: „Kinder helfen Kindern“. Hochzeitsreise im Lkw nach Moldawien: Am Steuer des Lkw werden sich übrigens Andrea und Peter Skiba abwechseln. Das Paar von den Old Tablers Cuxhaven hat Konvoi-Erfahrung und erst vor zwei Wochen geheiratet. „Wir machen unsere Hochzeitsreise im Lkw, das wird richtig gut“, sagten sie lachend. Vorher treffen Andrea und Peter Skiba noch die Besatzungen von fünf weiteren Lkw, allesamt voll beladen mit Hilfsgütern. Im Konvoi geht es dann in Richtung Südosteuropa. Rund 5000 Kilometer werden sie auf die Tachoscheibe gebracht haben, wenn sie nach einigen Tagen wieder zurück in Deutschland sind. Christiane Duncker hat sich vorgenommen, auch bald einmal nach Moldawien zu fahren und sich dann „ihre“ Praxis in dem Krankenhaus dort anzusehen. „Vielleicht kann ich noch ein bisschen Hilfestellung leisten“, sagte sie. Manfred Willms meint: „Die Moldawier freuen sich schon sehr auf die Geräte. Die sind dort quasi pures Gold.“ Nachrichten aus Neumünster