Die neue Kostenschätzung ist Teil eines Berichts an den tagenden Haushaltsausschuss des Bundestages. Darin heißt es, die fünfte Kammer sei erforderlich, um die Schifffahrt auch während einer späteren Grundinstandsetzung der beiden über 100 Jahre alten großen Schleusenkammern am Nord-Ostsee-Kanal in Brunsbüttel zu gewährleisten.
Die Abwicklung des Bauvertrags sei allerdings „von erheblichen Konflikten“ mit dem Generalunternehmen geprägt gewesen. Der Baugrund erwies sich als problematisch, zusätzlich musste rund um die Schleuse jede Menge Munition aus dem Zweiten Weltkrieg sondiert und geräumt werden. „Diese Verzögerungen von zurzeit zwei Jahren können nicht mehr aufgeholt werden“, heißt es in dem Bericht.
Darum wird die Schleusenkammer deutlich teurer
Schon jetzt hätten sich die Kosten aufgrund von Nachträgen und einer erforderlichen Radarberatung auf 600 Millionen Euro erhöht, heißt es: Die Schifffahrt müsse möglichst leicht die Baustelle an der Schleuse in Brunsbüttel passieren.
Weitere Kosten entstehen unter anderem für zusätzliche Ingenieurleistungen und Rechtsberatungen (50 Millionen Euro), außerdem gibt es Nachtragsforderungen der Bauunternehmen von netto 170 Millionen Euro. Unterm Strich stehen so rund 800 Millionen Euro.
Schleuse in Brunsbüttel fast so teuer wie Elbphilharmonie
Im Landeshaus wird bereits spekuliert, dass dies noch nicht das Ende der Fahnenstange sein werde. Doch auch bei Kosten von 800 Millionen wäre Brunsbüttel schon fast so teuer wie die Elbphilharmonie (866 Millionen Euro). „Unfassbar!“, sagt FDP-Fraktionschef Christopher Vogt. „Es rächt sich für den Norden erneut, dass das Bundesverkehrsministerium immer wieder als Beruhigungspille an die CSU gegeben wird.“
Auch der Bundesrechnungshof hat gerade, wie berichtet, scharfe Kritk an dem Projekt geübt. Hans-Jörn Arp (CDU) denkt laut über eine Neugestaltung von Ausschreibungen ähnlich wie bei der A7 nach: Wer nicht rechtzeitig liefere, müsse mit Abschlägen rechnen.
Kai Vogel (SPD) bezeichnet die Schleusen als Achillesferse des Hamburger Hafens. „Wir wollen keinen zweiten BER bei uns in Schleswig-Holstein“, sagt Vogel mit Blick auf den Berliner Pannenflughafen. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) müsse bei Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) intervenieren. Günther wollte sich nicht äußern.
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