Nord-Ostsee-Kanal in Kiel: Lange Wartezeit für Schiffe an der Schleuse

Nach einer Havarie am Sonnabend steht für die Schifffahrt am Nord-Ostsee-Kanal jetzt nur noch eine von vier Schleusenkammern in Kiel bereit. Die Folge sind stundenlange Wartezeiten für Schiffe auf dem Kanal, der Kieler Förde und der Elbe. In der Kieler Bucht haben bereits einige Schiffe am Leuchtturm den Anker fallen lassen. Auch in Brunsbüttel müssen Schiffe in der Elbe bereits bis zu fünf Stunden auf einen Platz in der Schleuse warten. Derzeit informieren die Schiffsmakler die Reedereien über die Probleme. Nach Havarie: Nur noch die Südschleuse ist in Kiel-Holtenau einsatzbereit: Da die Nordschleuse nach der Havarie gesperrt wurde, ist jetzt nur noch die große Südschleuse nach der Havarie des Frachters „Wilson Goole“ einsatzbereit. Würde auch sie ausfallen, wäre der Nord-Ostsee-Kanal für die Schifffahrt komplett gesperrt. Am Montagmorgen sollen Taucher den Schaden am Schleusentor genau begutachten. „Dann wissen wir, wie groß der Schaden unter Wasser ist“, sagte Detlef Wittmüß, Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Kiel-Holtenau (WSA). Im schlechtesten Fall droht dem Nord-Ostsee-Kanal bis zum Herbst ein Verkehrsengpass. Der Grund: Keines der Ersatztore ist heil. Seit August liegt ein defektes Schleusentor in der Wik und wartet auf eine Ausschreibung für die Werft-Reparatur. "Wilson Goole" traf das Schleusentor auf Höhe der Ballasttanks: Die „Wilson Goole“ hatte mit ihrem Wulstbug am Sonnabend unter der Wasserlinie das Tor 1 im Bereich der Ballasttanks getroffen. Kurz nach der Kollision traten bereits große Mengen Luftblasen an die Wasseroberfläche. Das ist ein Zeichen für die Beschädigung der mit Luft und Wasser gefüllten Ballasttanks. Die größte Gefahr sind unter Wasser verbogene oder hervorstehende Stahlplatten, die sich beim Einfahren des Tores in den Torbunker im Mauerwerk verkanten könnten. Ballasttanks sind wichtig für die Öffnung und Schließung der Tore: Die zweite Frage bei der Untersuchung gilt der Beschädigung der wichtigen Ballasttanks. 16 Tanks sorgen dafür, dass jedes der rund 1000 Tonnen schweren Schleusentore auf den Zentimeter genau getrimmt werden kann. Im getrimmten Zustand schweben die Tore wie ein U-Boot im Wasser und werden mit Hilfe von Zahnstangen geöffnet und geschlossen. Sind zu viele Tanks kaputt, gelingt es nicht, das Tor genau zu trimmen. Bei der schweren Kollision der „Akacia“ im Februar 2018 waren fünf von 16 Tanks bei einem Tor aufgerissen worden. Damit war es nicht mehr schwimmfähig. 2014 gelang es Technikern des WSA, ein Schleusentor nach einer Kollision auch mit drei beschädigten Tanks so zu trimmen, dass es weiter einsetzbar war. Technischer Defekt: Hauptmaschine der "Wilon Goole" fiel aus: Ursache der neuerlichen Kollision soll nach ersten Erkenntnissen der Behörden ein Ausfall der Hauptmaschine des in Malta registrierten Schiffes gewesen sein. Lesen Sie auch: Kommentar von Frank Behling zum Thema Die Wasserschutzpolizei Kiel hat noch in der Nacht mit den Ermittlungen begonnen. Die Berufsgenossenschaft Verkehr hat noch in der Nacht ein Weiterfahrverbot für die „Wilson Google“ ausgesprochen. Die Schlepper „Holtenau“ und „Stein“ brachten den Havaristen mit seiner Düngemittelladung zur Lindenau Werft nach Friedrichsort. Lotse konnte nichts machen: Die 88 Meter lange „Wilson Goole“ kam aus Klaipeda und wollte nach Großbritannien. Vor der Einfahrt in die Schleuse hatte das Schiff einen Lotsen an Bord genommen. Das Schiff sollte als erstes Schiff an der Mittelmauer der Nordschleuse anlegen und lief mit langsamer Geschwindigkeit. Bei dem Stopp-Manöver versagte aber die Technik. In der Nacht gab es noch eine weitere Schrecksekunde. In der Südschleuse berührten sich beim Einlaufen im Wind zwei Schiffe. Laut Wasserschutzpolizei blieb es bei Farbschäden.