Zwei Schafe gerissen"Problemwolf" auch in Ostholstein aktiv

Seit Monaten versuchen Jäger erfolglos, den Wolf zu erlegen. Jetzt sorgt das Tier für neuen Ärger bei Tierhaltern und Landwirten: Nachdem in Schwochel bei Ahrensbök am 21. Oktober zwei Schafe gerissen worden waren, konnte nun mit Hilfe eines Gen-Tests nachgewiesen werden, dass der Wolfsrüde auch für diese Fälle verantwortlich ist. Jägerschaft: "Wölfe laufen 80 Kilometer am Tag": Für Jäger und Landwirte ist die Nachricht keine Überraschung: „Wölfe sind sehr umtriebig, legen pro Tag schon einmal 80 Kilometer zurück und verlagern ihre Reviere mitunter auch“, sagt Marcus Börner. Nach Informationen des Geschäftsführers des Landesjagdverbandes (LJV) ist es auch nicht das erste Mal, dass der Problemwolf sein Territorium verlagert. Die Gründe für das Umherziehen seien mannigfaltig, sagt Börner. „Er kann sich gestört fühlen, er sucht nach einem weiblichen Tier zur Fortpflanzung.“ Weitere Fälle in Ostholstein und Güstrow? Laut Landes-Wolfsbetreuer Jens Matzen werde zurzeit sogar geprüft, ob GW924m für getötete Weidetiere bei Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern verantwortlich sein könnte. Ob ein weiterer Nutztierriss am 31. Oktober in Stockelsdorf im Kreis Ostholstein ebenfalls auf das Konto des Wolfs geht, wird nach Angaben des Ministeriums noch geprüft. Die Jägerschaft im Land steht vor einem Problem: Sollte sich die Zahl von Rissen durch GW924m in Ostholstein in den kommenden Wochen häufen, dürfen sie das Tier trotzdem nicht schießen. Die vom Land erlassene „Allgemeinverfügung“ für die Tötung des Problemwolfs gilt ausschließlich für die Kreise Segeberg, Pinneberg und Steinburg. Eine Ausweitung der Abschusserlaubnis für andere Regionen sei nicht vorgesehen, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums in Kiel. „Bislang war es ein einmaliges Ereignis. Wir müssen abwarten, wie sich der Wolf bewegt.“ Karte: Wölfe in Schleswig-Holstein – Sichtungen und Risse seit 2012: Selbst wenn der Problemwolf, der in der Vergangenheit unter anderem dadurch aufgefallen war, dass er auch spezielle Schutzzäune überwunden hatte, in sein ursprüngliches Revier zurückkehrt, so ist die Chance mehr als gering, seiner auch tatsächlich habhaft zu werden. „Bislang sind es 150 bis 170 Jäger, die das Tier schießen dürften“, sagt Börner. Tatsächlich erlaubt es das Land nur Revierbesitzern und -pächtern, Jagd auf das Tier zu machen. „Würde man es auch Jägern erlauben, die Begehungsscheine für Jagdreviere haben, wären es schnell fünf- bis siebenmal so viele“, betont der LJV-Chef. Nur wenige Jäger machen mit: Allerdings sei die Bereitschaft in Jägerkreisen grundsätzlich gering, das Tier gezielt zu bejagen. Aktiv sollen es nur ein Dutzend Freiwilliger sein. „Es fehlt an der notwendigen Rechtssicherheit und finanziellen Unterstützung, sollte es nach einem Abschuss zu juristischen Auseinandersetzungen kommen“, zählt Börner auf. Die Sorge vor militanten Tierrechtlern ist groß. Überdies sei das vom Land vorgegebene Prozedere einer Registrierung zu aufwendig und eine Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit per Mail und Mobiltelefon „faktisch unmöglich“. Karte: Welcher Wolf tötete 2019 wo? Tierhalter in Sorge: Nach Willen des Landesbauernverbandes müsste die Abschusserlaubnis ausgeweitet werden, sollte es zu weiteren Rissen kommen. Die Nervosität und Anspannung von Weidetierhaltern wachse, sagt Verbandssprecher Hans-Heinrich von Maydell. Es gehe nicht nur um den materiellen Schaden: Viele hätten schlichtweg Angst, morgens gerissene oder schwer verletzte Tiere zu finden. „Grundsätzlich muss das Land ein Wolfsmanagement haben, das diesen Namen auch verdient“, verlangt von Maydell. Landwirte sehen Land in der Pflicht: Im Kern gehe es um die Frage, wie viele Wölfe das Land vertrage. „ Zäune sind nicht die Lösung des Problems, und es fehlt schlichtweg an einem klaren Bekenntnis der Landesregierung zur Weidetierhaltung“, bekräftigt der Landwirt. Weitere Nachrichten aus Ostholstien lesen Sie hier.

Zwei Schafe gerissen - Problemwolf erweitert sein Revier