Abenteuer Weinlese: Im Grebiner Weinberg schneiden Freiwillige Trauben

Es riecht nach Erde, erstem Herbstlaub und süßen Trauben. Schnipp. Schnapp. Plopp. Fleißige Hände biegen Blätter zur Seite, ein kurzer Schnitt, dann liegt die Weintraube im Eimer. Es ist still im Weinberg des Weinguts Hof Altmühlen bei Grebin. Ab und zu dringen Gesprächsfetzen durch die Weinstöcke. Gegen Mittag beginnt die Sonne die gebeugten Rücken zu wärmen. Grebiner Wein feiert Jubiläum „Traktor kommt“, ruft jemand. Das Zeichen, die vollen Eimer durch die Zeilen hinaufzutragen. Steffen Montigny schaut zufrieden, wie die Helfer Eimer um Eimer mit dem Lesegut in die grüne Wanne umfüllen. Viele kennt er, aus den Vorjahren. Es wird gescherzt. Zum ersten Mal herbstet Sabine Kahl aus Rixdorf mit. „Dabei sein ist alles“, sagt die Weintrinkerin und lacht. Sie hat verfolgt, wie der Weinberg vor zehn Jahren entstand. Anschauen, prüfen, schneiden – nur wenige Trauben sind „knallgrün“ und somit unreif. „Die Reifen sind durchscheinend“, erklärt sie. Winzer Montigny hat die Trauben vorher präpariert, so dass die Laien einfacher schneiden können. „Dieses Jahr haben wir Glück denn wir haben keine Fäulnis. Diese Beeren müsste man sonst rauschneiden“, sagt Montigny. Aus den weißen Trauben der Rebsorten Solaris und Felicias verspricht sich der Winzer einen ausdrucksvollen und fruchtigen zehnten Jubiläums-Jahrgang. Die roten Trauben der Rebsorte Regent werden später gelesen. „So mookt wi dat“ von Montigny Ein weiterer Traktor rumpelt heran. Rufe ertönen: „Löhni ist da.“ Hans-Werner Löhndorf (71) bringt die Ernte aus dem Grebiner Mühlenberg, wo seit acht Uhr 27 Lohnarbeiter fleißig waren. Er sei schon beim Pflanzen der Rebstöcke vor zehn Jahren mit dabei gewesen, so der Görlitzer. „Ich habe Rücken – daher sitze ich mittlerweile lieber auf dem Trecker.“ Per Lkw geht es für die Trauben umgehend gen Süden. Auf dem Hauptweingut von Steffen Montigny in Bretzenheim an der Nahe werden sie zu dem Wein ausgebaut, der unter dem Namen „So mookt wi dat“ im Handel erhältlich ist. Die Arbeiter für die Weinlese kommen von Christian Siebelts. Er betreibt einen Hofladen in Lebrade. „Mit meinen Aushilfen aus der Landwirtschaft und dem Laden stelle ich eine gute Truppe zusammen“, erklärt Siebelts und greift selbst zur Schere. Weinlese mit Atmospäre Nicht alle Freiwilligen kommen aus der Nachbarschaft. Sebastian Neher ist aus dem Salzkammergut angereist, nachdem die befreundete Anne Beyer aus Kiel von der nördlichen Weinlese erzählt hatte. „Ich konnte das gar nicht glauben“, sagt der Österreicher. Beyer ist Wiederholungstäterin. „Ich helfe seit vier Jahren mit. Wenn ich diesen Wein trinke, dann mit romantischen Gedanken an die Weinlese.“ Der Kieler Jakob Tüxen ist mit Papa und Bruder zum zweiten Mal dabei. „Das macht einfach Spaß“, so der Elfjährige und er weiß: „Es kommt auf gute Scheren an.“ Helfer Lars-Ole Gloe schwärmt: „Man weiß, wo der Wein herkommt. Es ist ein schöner Gedanke, wenn die eine Traube, die man gepflückt hat, mit dabei ist.“ Wegen der Atmosphäre sind Barbara und Randolph Schröder aus Klein Barkau in den Weinberg gekommen. „Es ist schon enorm, wie viele Handschnitte nötig sind, um sein Glas Wein zu trinken.“