Amtsgericht Plön: Schlecht verpackt ist noch kein Betrug

Die junge Frau bot 2018 einen Computer für 425 Euro im Internet an. Sie hatte das Gerät zwei Wochen zuvor gebraucht gekauft, kam aber mit der Technik der Marke nicht zurecht. Bei Ebay entdeckte ein 46-jähriger Kölner das Angebot und schlug zu. Schnell überwies er das Geld und erwartete sehnlichst die Ware. Das Paket erwies sich als Horrorsendung. Die Pappe war an den Seiten zerfleddert und zerknautscht. Der Computer, der nur aus einem Bildschirm und einem Fuß bestand, war teilweise sichtbar. Beim endgültigen Auspacken dann der Schrecken: Auf dem Bildschirm zeigte sich ein langer Riss. Der Verdacht stand nun im Raum: Die Frau hatte von vornherein einen kaputten Computer verschickt und damit den Käufer betrogen. Handyvideo beweist Transportschaden: Der umsichtige Kölner dokumentierte mit einem Handyvideo den Zustand des Pakets und das Auspacken. Sicher ist sicher. Sie entpuppten sich als wichtige Beweise in dem Verfahren vor dem Amtsgericht – aber zugunsten der Angeklagten. Kölner wartete vergeblich auf sein Geld: Der Kölner setzte sich mit der Frau aus dem Norden in Verbindung und schickte ihr die defekte Ware zurück nach Schwentinental. Sie landete in einem Paketlager, wo die Frau sie hätte abholen können, aber es aus unerfindlichen Gründen nicht tat. „Ich wollte nach Erhalt des Gerätes das Geld zurückzahlen“, versicherte sie vor Gericht. Warum sie das Paket aber nicht abholte, konnte sie nicht erklären. Der geschädigte Computerbesitzer konnte anhand von Ausdrucken lückenlos nachweisen, wie der Austausch von Nachrichten mit der Frau auf dem Handy verlaufen ist. Sie versicherte ihm auf diesem Wege sogar einmal, dass sie das Geld schon überwiesen hätte. „Das habe ich aus Trotz gemacht, weil er immer nachgefragt hat.“ Ein Fall für eine Zivilklage: Für das Gericht stand nach dem Anschauen des Videos mit der Auspack-Szene fest: Das war kein Betrug, sondern ein Transportschaden, der auf zivilrechtlichem Wege zu klären ist. Das hätte eigentlich die Kölner Polizei schon klarstellen müssen. Fazit: Die Frau ist vor dem Gesetz unschuldig und bislang um 425 Euro reicher. Ein Kölner kehrt von Plön zurück an den Rhein immer noch um 425 Euro ärmer, dafür mit einem kaputten Computer im Gepäck. Mehr aus dem Kreis Plön lesen Sie hier.

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