Auf Hof Schlossblick fehlen Bernd Rothfos und Maren Stolze die Urlauber

Es ist ein Bauernhof, der viel zu bieten hat: Streichelzoo, Schwimmbad, Reiten, Sauna, Abenteuerspielplatz, Beachvolleyball, Grillplatz – alles abgestimmt auf die Bedürfnisse von Feriengästen. Was gerade fehlt, sind die Urlauber. Es sind bereits über fünf Monate, in denen wegen der Corona-Pandemie keine Feriengäste aufgenommen werden durften. Fast drei Monate im Frühjahr 2020, aktuell ist seit November Stille. „Wir haben keine Not. Aber das Wirtschaften ist so ungewiss geworden“, sagt der 55-jährige Landwirt. Wann dürfen die Türen zu den Ferienwohnungen wieder aufgeschlossen werden? Wird der Betrieb diese Pandemie überleben? Bernd Rothfos führt den Hof in dritter Generation: 1740 wurde der Hof gegründet. 1939 übernahm ihn Familie Rothfos, seit 1985 führt ihn Bernd Rothfos – in dritter Generation. Schon 1965 wurde mit dem Umbau begonnen, um Ferien auf dem Bauernhof anbieten zu können. Haupterwerb ist die Landwirtschaft geblieben. Aber neben dem Ackerbau wird die Ferienvermietung als eigenständiges gewerbliches Unternehmen betrieben. Dieses Splitten machen allerdings die wenigsten Höfe in Schleswig-Holstein, erklärt die Arbeitsgemeinschaft Urlaub auf dem Bauernhof. Deshalb sollten nur wenige Corona-Überbrückungshilfe bekommen. Inzwischen ist klar, dass auch landwirtschaftliche Unternehmen mit dem gewerblichen Betriebszweig Ferienvermietung von der Überbrückungshilfe profitieren können – wenn der Umsatzeinbruch mindestens 30 Prozent beträgt. Urlaubshöfe, die die Beherbergung nicht mit Gewerbeschein betreiben, sind offensichtlich weiterhin ausgeschlossen. Renovierung der Ferienwohnungen: Bernd Rothfos und seine Lebensgefährtin geben nicht auf. Auf Hof Schlossblick geht es mit Umbaumaßnahmen und Renovierungen weiter – wie jedes Jahr. Das Hallenbad muss weiter geheizt werden, die Häuser auch. Die Tiere werden gefüttert. Vom Alpaka bis zur Ziege. Auf der Homepage wird mit dem Slogan „Urlaub mit Weitblick“ geworben. Doch jetzt fehlt irgendwie die Perspektive. "Wir hatten auch die Leute vom Ballermann hier": Wie lange dauert der Lockdown noch? Die Buchungslage für dieses Jahr ist gut. In den Ferien sowieso, da ist Urlaub auf dem Land gefragt. Aber was ist mit der Vor- und Nachsaison? Viele Gäste kommen aus Nordrhein-Westfalen. Im vergangenen Jahr auch vermehrt aus Baden-Württemberg und Bayern. „Statt nach Italien ging es nach Pfingstberg“, erzählt Maren Stolze, die sich um die Buchungen und Vermietungsverträge kümmert. „Wir hatten auch die Leute vom Ballermann hier auf dem Bauernhof“, sagen beide. Diejenigen, die keinen Urlaub im Ausland mehr machen wollten, zog es nach Schleswig-Holstein. Zurzeit häufen sich jedoch die Umbuchungen: Von Ostern auf den Herbst. „Heute haben wir gute Buchungen. Aber das heißt nicht, dass wir sie morgen auch noch haben“, sagt Rothfos. „Wir sind vom Tourismus abhängig“, sagt er. Und damit steht er gerade auf wackeligen Füßen. „Ich fühle mich wie auf dem St. Andreasgraben“, vergleicht er. Mit drohendem Erdbeben und dennoch der Hoffnung, alles zu überleben. Es ist die fehlende Sicherheit, die ihm zu schaffen macht. Apropos Sicherheit. Auf sein Hygienekonzept ist das Paar stolz. Im Sommer konnten sich die Gäste gut aus dem Weg gehen. Das Schwimmbad wurde immer nur für eine Familie geöffnet – mit stundenweisem Wechsel. Die Urlauber fühlten sich wohl. Im Herbst gab es verschärfte Auflagen. Von Besuchern aus Gegenden mit hohem Inzidenzwert wurden kostenpflichtige Corona-Tests verlangt. Das gab viele Diskussionen. Lesen Sie auch: Katharina Schwerk: Gefühlvoll, persönlich und auf Deutsch Hilke Thomsen, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Urlaub auf dem Bauernhof Schleswig-Holstein, befürchtet, dass wertvolle Strukturen im ländlichen Tourismus verloren gehen und dieser wichtige wirtschaftliche Motor in vielen Regionen fehlen wird. „Man verliert die Hoffnung“, sagt auch Rothfos. Es sei eben eine ungewisse Situation, mit der man lernen muss umzugehen. Auch, weil sein Sohn Leon (22) gerade Agrarwissenschaften studiert und irgendwann den Hof übernehmen möchte. „Wir müssen es nehmen, wie es kommt“, sagt Bernd Rothfos.