Baupläne in Schönberg: "Bald ist es vorbei mit Ruhe und Natur"

Die Kleingärten in Schönberg liegen etwas versteckt, über einen sandigen Pfad mit Bäumen und Büschen an den Seiten gelangt man ins Grüne. Direkt angrenzend an diesem Weg liegt die Parzelle von Tim Madeja. Seit drei Jahren hat der 32-Jährige sie gepachtet, um einen ruhigen Rückzugsort abseits der Stadt zu haben. Doch jetzt beunruhigen ihn die Baupläne für das Neubaugebiet hinter den Kleingärten: „Bald ist es vorbei mit Ruhe und Natur.“ 350 Möglichkeiten zum Wohnen geplant: Geplant ist auf dem Gebiet hinter den Kleingärten eine Neubausiedlung mit rund 350 Wohneinheiten, darunter Einfamilienhäuser und Geschosswohnungsbauten sowie betreutes Wohnen für Senioren. Es geht in die finale Phase, und Bürgermeister Peter Kokocinski rechnet mit einem abschließenden Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan im Februar. Eine Zufahrt soll über die Ecke Rauher Berg Kuhlenkamp erfolgen. Der Spazierpfad verschwindet und wird durch eine acht Meter breite Straße ersetzt. Nach Angaben im Verkehrsgutachten erwarten die Planer ein Verkehrsaufkommen zwischen 684 und 1861 Fahrzeugen täglich. Freude an der Natur geht verloren: „Ich kann mich nicht an der Natur erfreuen, wenn direkt daneben die Autos fahren. Dann brauche ich keinen Garten“, ärgert sich der zweifache Vater, der in Kiel in einer Wohnung lebt und gern mit seinen Kindern herkommt. „Wir werden hier komplett eingekesselt von einem Wohngebiet und dauerhaft von Lärm und Schmutz belästigt.“ Wichtig sei ihm zudem der Anbau von eigenem Gemüse, „dass ungenießbar wird, wenn hier täglich 1800 Autos vorbeifahren“. Unterstützer gefunden und Unterschriften gesammelt: In einer Stellungnahme an die Gemeinde Schönberg fordert er, dass die Baumaßnahmen so nicht umgesetzt werden, „da sonst Mensch und Tier die Kleingartenanlage und die angrenzende Natur nicht mehr nutzen können“. 34 Kleingärtner und Anlieger sind seiner Meinung und geben eine Unterschrift ab. „Das ist ein Unding, dass sie uns hier zubauen wollen“, sagt zum Beispiel ein 74-jähriger Nachbar, der als einer der wenigen Gartenfreunde an einem kalten Spätnachmittag draußen ist. Kleingartenverein wurde in die Pläne einbezogen: Die Gemeinde habe den Kleingartenverein stets in die Pläne mit einbezogen, versichert Bürgermeister Kokocinski. Die Kleingärtner haben beispielsweise erwirkt, dass die großen Mehrfamilienhäuser nicht direkt an die Grenze zum Kleingartengelände gebaut werden, weil sie einen Schatten auf die anliegenden Parzellen werfen würden. Lesen Sie auch: Fürs Neubaugebiet geht's ins Detail „Wir haben in den vergangenen Jahren viele Gespräche geführt und grundsätzlich Befürwortung vernommen“, sagt Kokocinksi. Er bedaure den Unmut, „aber wenn man immer auf jeden einzelnen Rücksicht nehmen würde, gäbe es keine Veränderung“. 120 Parzellen und 158 Mitglieder: Der nach Angaben der Schönberger Kleingärtner 1946 gegründete Verein bewirtschaftet mit rund 158 Mitgliedern eine Fläche von vier Hektar mit 120 Parzellen. In der Mitte von Madejas recht großem Garten mit Obstbäumen und einigen Sitzecken steht eine alte, blau gestrichene Holzhütte. Die will der Zimmermann neu herrichten und hat dafür schon die Bretter bereitliegen. Ausbremsen lassen will er sich von seinen eigenen Plänen erst einmal nicht.