CDU-Bundestagskandidatur Riesiger Zuspruch für Melanie Bernstein

Am Ende stimmten 276 Mitglieder für Bernstein, nur 39 für Thomas Michaelis und 17 für den als Außenseiter angetretenen Dirk-Justus Hentschel. Aus dem Kreis Plön reisten rund 200 CDU-Mitglieder an, aus Neumünster kamen rund 100, aus dem Kreis Segeberg etwa 35. "Ich bin glücklich", war die erste Reaktion der Siegerin. Kritik am Vorschlag des Neumünsteraner CDU-Vorstands: Vor Beginn der Sitzung war Melanie Bernstein noch unsicher, wie das Rennen ausgeht. Nur zehn Tage zuvor hatte der Kreisvorstand Neumünster überraschend den Unternehmensberater und früheren Stadtkämmerer Thomas Michaelis ins Rennen geschickt. Der Vorstand gab ihm sieben Stimmen, Bernstein nur drei. Dagegen regte sich Widerstand an der Basis. Junge Union und Senioren-Union und zwei Stadtbezirksverbände protestierten gegen das Votum des Kreisvorstandes. Lesen Sie auch: Die Gegenkandidaten von Melanie Bernstein Im Kreis Plön gab der Vorstand um Werner Kalinka keine Empfehlung für einen Kandidaten ab. Das Verhältnis zwischen Vorstand und Bernstein gilt als distanziert, seitdem sie vor vier Jahren Kalinka bei der Wahl um die Bundestagskandidatur bezwang. Allerdings machten eine Reihe von Ortsvereinen aus dem Kreis Stimmung für sie. Auch Ministerpräsident Daniel Günther und Innenstaatssekretär Torsten Geerdts - ein Neumünsteraner - hatten die CDU-Mitglieder aufgefordert, Bernstein zu wählen. Doch würde die Stimmung an der Basis und in der Landesspitze sich bei der Abstimmung in den Holstenhallen durchschlagen, dort wo sonst edle Pferde zum Schaulaufen antreten? Mässiger Beifall für Thomas Michaelis: Am Beifall der Vorstellungsreden der drei Kandidaten zeichnete sich das Ergebnis früh ab. Michaelis hielt einen intensiven, stark verdichteten Vortrag über Klimaschutz und Wirtschaftspolitik, dem nur wenige Zuhörer bis zuletzt gefolgt sein dürften. "Der Norden kommt nicht schnell genug voran." Seine überraschende Kandidatur begründete er mit der Unzufriedenheit mit der Großen Koalition. Zu viel "Sozialdemokratisches" sei dabei herausgekommen. Die 335 CDU-Anhänger in der großen Halle quittierten das mit einem mässigen Applaus. Bernstein fordert Respekt vor Polizei und Feuerwehr ein: Bei Melanie Bernstein fiel die Zustimmung deutlich lauter aus. Vereinzelt gab es Jubelrufe nach ihrer elfminütigen Rede. Sie lobte die Politik Deutschlands in der Corona-Krise. Gab einen Überblick über ihre Schwerpunkte und die CDU-Politik. Sie kritisierte die Kritiker, die Deutschland schlecht reden würden. "Trotz Krise und vieler Herausforderungen ist Deutschland aber ein lebenswertes Land, auf das wir stolz sein können." Szenen-Applaus erhielt sie für ihre Forderung, Polizei, Feuerwehr und Notärzten mehr Respekt entgegen zu bringen, die sich immer mehr Gewalt ausgesetzt sehen würden. "Einer Verrohung unserer Gesellschaft dürfen wir nicht zusehen." Kultur ist ihr Schwerpunkt im Bundestag: Bernstein stammt aus Wahlstedt (Kreis Segeberg), ist verwitwet und Mutter zweier kleiner Kinder. Neben ihrer politischen Arbeit engagiert sie sich beim Kleinen Theater in ihrer Heimatgemeinde. Kultur ist ein Schwerpunkt ihrer Arbeit im Bundestag. Höflicher Applaus für Hentschel: Einen höflichen Beifall nahm Dirk-Justus Hentschel mit nach Hause. Der Mediziner stellte sich als Mann dar, der eine Brücke zwischen Politik und Wissenschaft schlagen kann. Es war die vierte erfolglose Bewerbung des Neumünsteraners für die CDU-Bundestagskandidatur. Werner Kalinka: "Ein starkes Ergebnis": Nach der Auszählung der Stimmen sprach der Plöner Kreisvorsitzende Werner Kalinka von einem "starken Ergebnis" für Bernstein. Der Vorstand habe bewusst keine Empfehlung ausgesprochen. Es sei Sache der Mitglieder zu entscheiden. SPD entscheidet am 4. November über Kandidaten: Wer wird auf Seiten der SPD der Herausforderer der CDU-Kandidatin bei der Bundestagswahl? Das entscheiden die Kreisverbände am 4. November ebenfalls in den Holstenhallen. Drei Bewerber haben sich bisher gemeldet. Das sind die Kreistagsabgeordnete Melanie Stoßberg aus Lebrade, der Fraktionsvorsitzende in der Preetzer Stadtvertretung Kristian Klick und der Fraktionsvorsitzende in Laboe, Tobias Slenczek.