"Für diesen Winter sind wir sicher"

Herr Dannenberg, wie hat sich der Alltag auf der Wache durch die Corona-Pandemie verändert? Sven Dannenberg: Wir sind immer zu zweit hier auf der Wache und müssen zueinander die Mindestabstände einhalten. Natürlich tragen wir auf der Wache und im Fahrzeug einen Mund-Nasen-Schutz. Bei einem Einsatz mit Verdacht auf Covid-19 legen wir höherwertige Schutzmasken an. Welche sind das? Das sind FFP3-Masken. Das ist noch eine Nummer effektiver als FFP2. Da kommt nichts mehr durch. Kriegt man auch schlechter Luft durch eine FFP3-Maske? Nein, das nicht. Es ist einfach schwieriger, durch eine FFP3-Maske zu atmen. Gerade bei den FFP3-Masken ohne Ausatemventil. Sie sind einfach dicker. So eine normale Community-Maske schränkt einen ja gar nicht ein. Wenn man aber mal eine Stunde oder eineinhalb Stunden im Dienst eine FFP3-Maske trägt, ist es schon anstrengend. Trotzdem ist es durchaus machbar, sie zu tragen. Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen, um die Ansteckungsgefahr ihrer Kollegen untereinander zu verringern? Wir halten die Mindestabstände ein und schützen uns auf der Wache. Da wir nur ein Fahrzeug haben, ist das hier kein Problem. Andere Rettungswachen wurden dezentralisiert, wenn dort viele Mitarbeiter gleichzeitig vor Ort sind. Die Rettungswache Preetz hat zum Beispiel während der ersten Welle ihre drei Rettungswagen verteilt. Eins haben sie zur Feuerwehr Preetz gestellt, eins nach Schellhorn und eins ist auf der Rettungswache geblieben. So hatten die Mitarbeiter untereinander keinen Kontakt. Wie viele Corona-Fahrten hatten Sie bisher? Das kann man schwer sagen, wie viele bestätigte Fälle es tatsächlich waren. Jeder der uns mit Erkältungssymptomen oder Atemnot in jeglicher Form auffällt, wird automatisch von uns erst mal als potenzieller Covid-positiver Patient eingestuft. Das kommt schon relativ häufig vor. Aber dass wir wissen, dass wir definitiv bestätigte Covid-Fälle gefahren haben, das sind schätzungsweise in der gesamten Pandemie-Zeit vielleicht fünf bis zehn auf dieser Wache. Was genau heißt häufig? Täglich. Welche Hygienemaßnahmen müssen Sie nach einer Tour mit Corona-Verdacht umsetzen? Wir machen eine Volldesinfektion des Fahrzeugs. Dafür haben wir eine speziell angemischte Desinfektionsmittellösung. Sie ist konzentrierter und intensiver als eine normale Standarddesinfektionslösung. Wir haben genaue Vorgaben vom Kreisgesundheitsamt, wie wir zu desinfizieren haben. Für die Zeit fällt dann das Fahrzeug aus. Wie lange fällt das Auto aus? Wir brauchen eine Viertelstunde zum Desinfizieren, und nach einer Stunde ist das Fahrzeug wieder einsatzbereit. Man benötigt sicherlich eine Menge Desinfektionsmittel dafür. Haben Sie denn noch genug? Wir haben ausreichend Desinfektionsmittel. Bei der ersten Welle, als Covid-19 gerade aufkam, waren wir überrascht, wie abhängig wir doch von der Globalisierung sind. Unsere Desinfektionsmittel, Schutzanzüge, Mund-Nasen-Schutz - das kam ja alles zum großen Teil aus China, wo die Pandemie auch voll im Gang war. Zu Beginn der Pandemie hatten wir wirklich Sorge, ob wir ausreichend Schutzmaterial haben. Auch zwischenzeitlich hatten wir Sorge, dass wir leerlaufen. Wir haben aber über Umwege immer noch etwas bekommen können und letztendlich hatten wir ausreichend Schutzkleidung. Als die Zahlen über den Sommer abgeklungen waren, haben wir dann die Bestände aufgefüllt. Jetzt sind wir gut ausgestattet. Da ist keine Gefahr. Für diesen Winter sind wir sicher. Das ist beruhigend zu hören. Sie haben gesagt, dass das Auto eine Stunde nach einem potenziellen Corona-Transport nicht einsatzbereit ist. Haben Sie denn genügend Autos, um diese Zeit zu überbrücken? Es gibt ja mehrere Rettungswachen im Kreis Plön, die sich dann ergänzen können. Wenn wir ausfallen oder gerade im Einsatz sind und es läuft noch ein zweiter Einsatz auf, fährt der Rettungswagen aus Ascheberg oder aus Preetz los. Aber das ist auch im normalen Alltagsgeschehen so. Wenn eine Wache gebunden ist, ergänzen wir uns gegenseitig. Wer am schnellsten am Einsatzort sein kann, wird alarmiert. Also ist es kein Problem, wenn das Fahrzeug mal wesentlich länger ausfällt als bei normalen Einsätzen? Ja, das ist kein Problem. Infektionstransporte haben wir ja nicht erst seit Covid-19. Die gibt es jeden Tag. Bei vielen Erregern müssen wir hinterher desinfizieren und dann fällt das Fahrzeug mal länger aus. Das ist einkalkuliert. Stoßen Sie durch die strengeren Hygienemaßnahmen an ihre Grenzen? Nein. Es ist eher so, dass wir gerade in der ersten Welle gemerkt haben, dass die Einsatzzahlen zurückgingen. Man kann nur mutmaßen, woran das lag. Eventuell wollten die Leute lieber nicht in die Krankenhäuser, weil sie Angst vor Corona hatten. Im Moment sind unsere Einsatzzahlen stabil. Dass wir jetzt wirklich merkbar mehr Einsätze haben, kann man nicht sagen. Funktioniert die Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern gut? Wir arbeiten eng mit der Klinik Preetz zusammen. Die Klinik hat sich seit Beginn von Covid-19 sehr gut auf die Situation vorbereitet und ist wirklich in der Infektionsaufnahme und in der Weiterbehandlung von Covid-19 Patienten beispiellos gut. Schon bevor die Pandemie in Deutschland richtig losging, hat die Klinik Preetz eine Covid-Station eingerichtet. Zu dem Zeitpunkt war es noch gar nicht absehbar, wie sich die Pandemie entwickelt. Wie ist das, wenn man zu einem Einsatz mit Corona-Verdacht gerufen wird? Ist einem dann mulmig zumute? Nein. Wir haben vom ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes vom Kreis Plön genaue Vorgaben, wie wir uns zu schützen haben. Die sind abgestimmt mit dem Kreisgesundheitsamt. Wir haben die richtigen Schutzmasken, wir haben Handschuhe, Schutzkittel - und mittlerweile Routine. Also ich gehe nicht mit Angst in einen Einsatz.

Corona - Rettungswache Plön ist für diesen Winter gut ausgestattet