Dampferbrücke in Heikendorf eingestürzt

Im benachbarten Restaurant „Kiek ut“ hatte der Koch nach Angaben von Pächterin Bettina Fech plötzlich ein lautes Rumsen gehört. Er sei gerade vor das Haus getreten, als es passierte, so Fech. Sie schaute sich das Unglück am Sonnabendvormittag direkt vor Ort zusammen mit einer Mitarbeiterin des Restaurants an. „Die Brücke war ja schon seit Wochen in Bewegung. Die Absenkung konnte man deutlich sehen“, berichtete die Mitarbeiterin. Auch Yannes Pölzl (18), Bosse Wehrberger (18) und Ole Bleich (18), die am Sonnabend wie andere Passanten erstaunt einen Blick auf die eingeknickte Dampferbrücke warfen, waren sich sicher, dass der Einsturz nicht überraschend kam. „Im Sommer gehen wir immer vom Anleger aus Schwimmen. Da haben wir in dem einen Holzpfahl ein riesiges Loch entdeckt, etwas größer als ein Basketball“, erzählte Yannes Pölzl. Kurz darauf sei auch noch die Leiter abgebrochen, über die sie aus dem Wasser klettern. „Man hat gewusst, dass die Brücke irgendwann einstürzt“, meinte Bosse Wehrberger. Nur vielleicht nicht gerade im Winter, wo deutlich weniger los ist. „Im Sommer sind da manchmal über 50 Leute drauf.“ Verein wusste um den maroden Zustand der Dampferbrücke: Doch Inga Körbächer vom Verein Kitzeberger Dampferbrücke, der sich seit 2007 als Eigentümer um den Erhalt des ehemaligen Anlegers kümmert, hat während des Lockdowns in den vergangenen Tagen eine hohe Anzahl an Besuchern registriert. Das habe sie beunruhigt. Denn der Verein wusste um den maroden Zustand der Unterkonstruktion. „Es wurde regelmäßig geprüft. Seit diesem Sommer war klar, dass die Brücke nicht bleiben kann“, so Körbächer. Doch dass der alte Anleger so schnell in sich zusammensacke, damit habe keiner gerechnet. „Die Brücke wird ja nicht angelandet und der Bohlenbelag ist neu, da hat man uns gesagt, das würde halten.“ Weil die Besucherströme durch den Lockdown in der dunklen Jahreszeit ungewöhnlich hoch waren, hatte Inga Körbächer bereits vor einigen Tagen zusammen mit ihrem Mann beschlossen, die Bohlen aus Sicherheitsgründen noch vor Heiligabend abzuschrauben. Nun kamen sie zu spät. „Wir sind froh, dass niemand verletzt wurde.“ Insgesamt fünf Menschen hatten sich am Freitagnachmittag auf dem Brückenkopf aufgehalten, als dieser plötzlich zusammensackte. Gegen 16.40 Uhr wurden die Freiwillige Feuerwehr in Heikendorf und die Polizei von der Einsatzleitstelle alarmiert. Mit Hilfe der Wasserschutzpolizei konnten die unverletzt gebliebenen Menschen vom Brückenkopf gerettet und mit dem Boot nach Mönkeberg gebracht werden. Anschließend sperrten die Einsatzkräfte die Dampferbrücke mit einem Flatterband ab. Brücke seit Wochen in Bewegung: „Die Brücke war seit Wochen in Bewegung. Die Absenkung konnte man deutlich sehen.“ Mitarbeiterin des benachbarten Restaurants „Kiek ut“ Überrascht von dem Vorfall zeigte sich auch Heikendorfs Bürgermeister Tade Peetz (CDU). „Ich habe nicht gewusst, dass so viel Materialermüdung da ist“, sagte er. Weil der Verein Eigentümer ist, sei die Gemeinde nicht in der Verkehrssicherungspflicht. „Es ist natürlich schade, denn besonders bei gutem Wetter ist die Brücke ein Anziehungspunkt für viele Spaziergänger.“ Der Bürgermeister geht davon aus, dass der Verein in Kürze auf die Gemeinde zukomme, um gemeinsam über Lösungen für den Anleger zu diskutieren. „Das Problem ist, dass wir ganz schnell über beträchtliche Beträge reden müssen.“ Auch Inga Körbächer fürchtet, dass eine Sanierung der Brücke das Budget des Vereins deutlich übersteigen wird. „Auf jeden Fall muss ein Ersatz her. Es gibt schon Ideen für ein skandinavisches Kaltbad, aber so eine Planung ginge nicht ohne EU-Fördergelder für den Tourismus.“ Im benachbarten Kiek ut schaute Pächterin Bettina Fech am Sonnabend mit Sorge auf die kaputte Brücke. „Viele unserer Gäste haben sie genutzt für einen Coffee-to-go oder für Fotoshootings etwa bei einer Hochzeit“, sagte sie. Sie rechnet nicht mit einer schnellen Lösung. „Irgendwann wird die Brücke eine Ruine sein, auf die wir blicken. Das ist besonders traurig, wenn man weiß, wie schön es vorher war.“