Eduard Rathje war Fischer - und das sehr gerne. Ein Lebensmittelvertreter, der in Hohwacht lebte, überredete ihn, einen Kiosk am Strand aufzumachen. Rathje war mehr als skeptisch, ob das mit dem Verkauf von Wasserbällen, Schaufeln und Bockwurst aus der Dose funktionieren würde. „Die Bockwürste waren aber der Renner“, erinnert sich Sohn Peter, der zur Eröffnung zehn Jahre alt war.
Der Imbiss in Hohwacht fing klein an
Die Badegäste bescherten der Familie gute Umsätze. In die erste Verkaufsbude passten gerade seine Mutter und sein Vater. „Dann war die dicht.“ Der Strom reichte nur für den Wursttopf. Das Schokoladeneis für die Kinder wurde in einer Trockeneistruhe eingelagert. So sahen die Anfänge des Tourismus in Hohwacht aus.
Peter Ratjhe führte später selbst 28 Jahre lang den Kiosk mit seiner Frau. Sie stand schon früh morgens in der Küche, um den Kartoffelsalat für den Tag vorzubereiten. Einige Berühmtheiten bedienten die beiden. Der Schauspieler Götz George (Tatort-Kommissar Schimanski) schaute bei den Rathjes auf einen kleinen Imbiss vorbei. Seine Mutter besaß ein Reetdachhaus in Hohwacht. Auch der in den 40er- und 50er-Jahren sehr bekannte deutsche Boxer Hein ten Hoff stärkte sich in Alt-Hohwacht.
Institution von Prominenten besucht
Die Geschäfte liefen gut. An einem Tag habe er einmal 15 Kartons Pommes frittiert und verkauft, sagt Peter Rathje mit einem Schmunzeln. Viele Gäste bescherte ihm der frühere Campingplatz am Sehlendorfer Binnensee, der aus Naturschutzgründen schon lange geschlossen ist. Das Lieblingsgetränk der Männer war damals eindeutig Bommerlunder. Immer wieder fanden sich in Alt-Hohwacht kleine Verstecke, in denen die Gäste die leer getrunkenen Miniflaschen hinterlassen haben.
Tochter übernahm vor zehn Jahren „Kiek in de See“
Vor zehn Jahren übernahm seine Tochter Kirsten Anton (53) den Imbiss. Mit einem Bauchgrimmen und Zweifeln ging sie ans Geschäft, wie ihr Großvater 50 Jahre zuvor. Zusammen mit ihrem Mann Thorsten Anton (57) modernisierte sie den Imbiss. Bommerlunder gibt es nicht mehr, dafür Hochprozentiges mit Himbeere. Auch die Sachen aus dem Kiosk sind weitgehend verschwunden. Nur noch Krebsangeln für die Kinder, die damit begeistert am Ufer fischen, sind noch im Angebot. Mit einer Teilzeitkraft und zwei Aushilfen steht sie in der Saison von morgens bis in die Nacht an Luke A und Luke B. So heißen die beiden Verkaufsfenster im Vorzelt. Bei A gibt es Eis und Getränke, an Luke B das Essen. Das war Jahrzehnte so.
Der Sonnen-Sommer 2018 sorgte für einen großen Andrang. In der Küche habe man die Gerätschaft kaputt gekocht, so viele Bestellungen gab es. Kirsten Anton: „Der Sommer war der Hammer. Ein Tag Regen wäre schön gewesen.“
Imbiss als Wohlfühlort
Zu ihrem zehnjährigen Jubiläum bescheinigten ihre Kunden, der Imbiss sei ein „Wohlfühlort“. Die Inhaberin sei mit Leidenschaft, Liebe und großem Herzen dabei. Die Kundennähe, die ihre Großeltern schon an den Tag legten, hat überdauert. Auch etwas anderes findet sich noch, was schon 1951 am Tresen stand: ein Spendenboot der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Am Ende des Jahres ist es wie immer voll. Für den wohl ältesten Imbiss an der Hohwachter Bucht am Meer eine klare Sache.
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