Filialschließung in Schönkirchen: Bürgermeister legt sich mit Volksbank an

Erst Mitte Dezember hatte Kieler Volksbank in Heikendorf kurz vor Weihnachten eine Filiale in neuen Räumen eröffnet, andererseits will die Bank in ein paar Monaten ihren Standort in Schönkirchen aufgeben und dort nur noch mit Geldautomaten vertreten sein. Radisch hält den Rückzug für „nicht nachvollziehbar“, Volksbank-Vorstandssprecher Bernd Schmidt verweist hingegen auf rückläufige Kundenzahlen und damit auf sinkende Rentabilität der Schönkirchener Filiale. In seinem Brief spart der Bürgermeister nicht mit harscher Kritik. Als „Schlag ins Gesicht“ und „Verhöhnung“ der Menschen in Schönkirchen am (bisherigen) Standort geißelt Radisch insbesondere die Anmerkungen des Bankenchefs bei der Eröffnung der Heikendorfer Filiale: Das Geschäftsmodell der Volksbank richte sich daran aus, Kunden individuelle Präsenzberatung anzubieten, hatte Schmidt damals erklärt: „Wir spüren, dass der Kunde sich ein bisschen Menschelei trotz aller digitaler Möglichkeiten wünscht.“ Die "große Botschaft" der Bank kommt in Schönkirchen nicht an: Komplizierte Produkte und komplexe Themen wie Geldanlage oder Altersvorsorge erforderten einen hohen Beratungsbedarf. Zudem beteuerte der Vorstandssprecher: „Die Tatsache, dass wir uns nicht zurückziehen aus der Fläche, birgt in diesen Zeiten eine große Botschaft.“ Warum diese Botschaft Schönkirchen mit 6800 Menschen sowie weiteren Umlandgemeinden plus neuem Gewerbegebiet mit voraussichtlich rund 500 neuen Arbeitsplätze nicht erreichen soll, kann Radisch nicht nachvollziehen. Dort werde weiterhin Beratungsbedarf mit steigender Tendenz aufgrund von Unternehmensansiedlungen erforderlich sein. Insofern hält Radisch den Ausbau des Volksbank- Filialnetzes in Schönkirchen für „durchaus zukunftsorientiert“. "Schönkirchen hat es nicht verdient, mit billigen Floskeln abgespeist zu werden": Die Gemeinde hege keinen Neid gegenüber anderen Volksbank-Standorten in Kiel-Dietrichsdorf, Heikendorf oder anderswo. „Aber Schönkirchen hat es nicht verdient, mit billigen Floskeln abgespeist zu werden, um später andersartige, vollmundige Reden zu hören.“ Bernd Schmidt kann die Aufregung des Bürgermeisters nicht nachvollziehen, „zumal ich ihm die Gründe für unser Vorgehen in einem Telefonat bereits ausführlich erklärt habe.“ Hauptgrund für die Schließung der Schönkirchener Filiale sei die stark gesunkene Kundennachfrage – auch aufgrund digitaler Möglichkeiten zur Abwicklung von Bankgeschäften. Zudem gebe es in Schönkirchen – anders als in Heikendorf – keine echte Ortsmitte mit Laufkundschaft. Weiterer Unterschied zwischen den Gemeinden: In Heikendorf verfüge die Volksbank über einen doppelt so großen Kundenstamm im mittleren vierstelligen Bereich. Kundenzahlen in Schönkirchen sinken immer weiter: Die erwarteten Firmenansiedlungen im neuen Gewerbegebiet Schönkirchens spielten für die Volksbank keine Rolle, denn Firmenkunden würden ohnehin nur in der Kieler Zentrale betreut. Gravierende Nachteile für die Schönkirchener Volksbank-Kunden vermag Schmidt auch nach Schließung der Filiale im Sommer nicht zu erkennen. „Schließlich investieren wir am benachbarten Standort Langer Rehm in Dietrichsdorf insgesamt fast vier Millionen Euro, um dort natürlich auch Schönkirchener Kunden umfassend beraten zu können.“ Lesen Sie auch: Trotz schlechter Zahlen auf dem Arbeitsmarkt: Kreis Plön liegt auf Platz drei Die Bündelung finanzieller Kräfte an diesem etwa 3,5 Kilometer entfernten Standort in Dietrichsdorf sei auch noch vor einem anderen Hintergrund zu sehen: einem Renovierungsstau in der Schönkirchener Filiale, in der aus Sicherheitsgründen mindestens vier Mitarbeiter beschäftigt werden müssten – und das bei immer weiter sinkenden Kundenbesuchen. Zumindest ein Geldautomat bleibt Schönkirchen erhalten: Zumindest die Bargeldversorgung in Schönkirchen werde aber weiterhin durch SB-Automaten sichergestellt. Wo sie ab voraussichtlich Sommer 2021 nach Fertigstellung der Dietrichsdorfer Filiale stehen werden, ließ der Bankchef offen, „wir sind dazu noch in finalen Gesprächen“.