Freie Schule Preetz: Schüler mieten Wissenschaftler

Der Wissenschaftler aus dem Fachbereich experimentelle und angewandte Physik an der CAU brachte reichlich Gerätschaften mit in die kleine Turnhalle der Schule. Während er seine Experimente aufbaute, warteten bereits die ersten Kinder neugierig auf den Vortrag. „Das Universum – eine Welt des Plasmas“ sei der Favorit bei den drei Wunschthemen gewesen, die von den Schülern gewählt wurden, erzählte Oskar (14). Und: „Ich weiß nicht, wofür Plasma verwendet wird.“ Thema Plasma ist kein Schulstoff: Kersten macht regelmäßig mit bei Rent-a-Scientist und bietet über die Universitätsgesellschaft Vorträge mit Experimenten für Laien. In der Freien Schule hatten sich 18 Schüler für das Plasmathema angemeldet – schließlich kamen fast 30 Neugierige aus dem Grundschulbereich bis zu den Prüflingen. Für den Physiker etwas Besonderes: Hier saß nur, wer sich interessierte. „Viele unserer Schüler haben Interesse an diesem Thema“, erklärte Lernbegleiter und Schulentwickler Rolf Nötzold. „Denn das ist kein Schulstoff, sondern gehört zum Physikstudium.“ Die Schüler würden dort abgeholt werden, wo sie stünden und für die Jüngeren seien die Experimente einfach nur toll. Prof. Kersten will junge Menschen für Physik begeistern: „Plasma kommt in der Schule nicht vor“, bestätigte Kersten. „Ich möchte junge Menschen mit Experimenten begeistern und ihnen einen Einblick in die Naturwissenschaften geben.“ Schüler sollten mit wachen Augen durchs Leben gehen, Phänomene hinterfragen und sich vielleicht für ein Studium entscheiden. Aus einem Zylinder warf Prof. Holger Kersten in hohem Bogen eine Flüssigkeit auf den Boden, die sich sofort in eine Nebelwolke verwandelte. „Cool, das raucht“, und „Flüssige Luft, wie geht das denn?“, die Kommentare der Schüler. Mit der Stickstoff-Fontäne begann Kersten seinen Einblick in die Plasmaforschung. Plasma entsteht aus gasförmigem Zustand durch weitere Energiezufuhr und ist der vierte Aggregatzustand. Plasma steckt auch in Gewitterblitzen: Die Schüler der Freien Schule lernten, dass sie schon häufiger auf Plasmazustände getroffen seien, ohne sie zu erkennen. So bestehen beispielsweise Kerzenflammen, Gewitterblitze und Nordlichter zum Teil aus Plasma. Im Weltraum treffe man diesen Zustand sehr häufig an, so der Physiker: So bestünden Sterne und möglicherweise das Innere von Planeten aus Plasmen. Kersten brachte in seinen Experimenten Plasma in verschiedenen Farben zum Leuchten. Experiment mit Plasma in der Mikrowelle: Ein verrücktes Experiment beeindruckte besonders: die Herstellung von Plasma in der Mikrowelle. Eine mit Argon und Schwefel gefüllte Glaskugel brachte das Innere der Mikrowelle blau zum Leuchten. Ein Plasma-Experiment empfahl der Wissenschaftler für zu Hause: Etwas Salz in eine Kerzenflamme streuen. Durch den Natriumteil im Kochsalz lässt sich eine Farbänderung ins Gelbe beobachten. Angewendet wird diese Möglichkeit bei Feuerwerkskörpern. Lesen Sie auch: Hier könnte in Preetz noch gebaut werden Rent-a-Scientist war eines der Kernstücke der Nacht der Wissenschaft 2020 und ohne Kosten für die Schulen. Die thematische Vielfalt war groß: von Archäologie über Chinesisch, Genetik und Physik bis zu Wirtschaft. Im Kreis Plön beteiligten sich neben der Freien Schule drei weitere Schulen.